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Top 5: Die wichtigsten Erkenntnisse aus Woche 16 in der NFL

SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt zurück auf Woche 16 in der NFL.
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4. Die Rams und Stafford: Achterbahn - aber wohin?

Die Rams sind vielleicht das Musterbeispiel dafür, wie wild diese Playoffs werden könnten: Ein sang- und klangloses Aus in der Wildcard-Runde würde mich genauso wenig überraschen wie drei dominante Auftritte auf dem Weg zum Super Bowl.

Ich habe diesen Ausdruck bereits häufiger angebracht, weil er auch so oft passt: Teams nehmen früher oder später die Identität ihres Quarterbacks an. Damit ist die schematische Perspektive gemeint - Lamar Jackson in Baltimore als Extrembeispiel, aber man muss nur zu Joe Burrow in Cincinnati oder auch die Veränderungen in Tampa Bay mit Brady schauen -, aber auch der sportliche Charakter des Teams.

Ist es ein aggressives Team? Ein geduldiges? Ein risikofreudiges? Ein konservatives? Ein Run-first-Team?

Die Rams mit Stafford sind in dieser Theorie eine kuriose Mischung: Einerseits ein High-Floor-Team, bedingt durch McVay und eine starke Defense. Andererseits aber auch ein wild inkonstantes Team - bedingt durch Stafford.

Und "inkonstant" geht hier ausdrücklich in beide Richtungen: Wir haben von Stafford schon diese Spiele gesehen, in denen er einige absolut spektakuläre Bälle wirft und das Team maßgeblich zum Sieg treibt. Und das sind dann die Spiele, wo man als Rams-Fan anschließend sagen kann, dass genau dafür Stafford geholt wurde.

Stafford: Chance und Risiko für die Rams zugleich

Aber Stafford hat auch schon Spiele weg geworfen. Gegen San Francisco, gegen Tennessee, und an das Titans-Spiel musste ich während der Partie gegen Minnesota mehrfach denken, weil er wieder diese Interceptions vor der eigenen Endzone hatte, die direkt Scoring-Gelegenheiten für den Gegner auflegen: Eine hässliche Interception spät im Down direkt zum Verteidiger, wie er sie gegen Tennessee auch hatte, und etwas später dann ein an der Line of Scrimmage abgefälschter Ball, der bei den Vikings landete.

Stafford hatte auch die zweite Hälfte mit einer Interception eröffnet, als er - unter Druck - einen Ball tief in Double Coverage feuerte. Und vor den Picks hatte er mehrfach Interception-Glück gehabt; seine Stat-Line hätte hier noch viel übler aussehen können, und auch der Zwischenstand in der Folge. Und so waren auch die eigene Defense sowie der Punt-Return-Touchdown des Special Teams die Sieggaranten.

Die Rams hatten sich mit dem Trade erhofft, dass Stafford sie auf das Level heben kann, welches mit Goff am Ende nicht mehr möglich war. Und das hier soll kein Abgesang sein! Denn das ist nach wie vor möglich - es ist keineswegs auszuschließen, dass Stafford in den Playoffs heiß läuft, und dann wären die Rams extrem schwer zu stoppen. Auch in der Top-heavy NFC.

Aber was Stafford nicht ist, ist eine konstante Garantie dafür, dass die Offense einen Floor hat. Und ich frage mich schon, ob McVay sich nicht eher das erhofft hatte, als die hohen Hochs und die tiefen Tiefs, die Stafford dieses Jahr zeigt.

Rams: Mit Stafford die Achterbahn eingekauft

Ob dem so ist oder nicht, ist aber eigentlich auch irrelevant. Denn diese Art Team sind die Rams jetzt: Ein Team mit einem hohen Floor - und einem massiv inkonstanten Quarterback.

Und hier endet irgendwo auch jegliche sinnvolle sportliche Analyse. Wir könnten jetzt darüber spekulieren, ob bestimmte Matchups die schwachen Momente noch mehr ans Tageslicht befördern könnten - mir zumindest ist hier bisher in der Richtung nichts aufgefallen, abgesehen davon, dass es Pressure braucht. Deshalb hatte er gegen Arizona vor zwei Wochen auch so ein gutes Spiel, die Cardinals konnten keinerlei Druck auf ihn ausüben.

Aber in den NFC-Playoffs könnte es zum Rematch gegen die Niners kommen. Oder später gegen die Bucs gehen. Oder gegen Dallas. Sollte das - wie man mit guten Pass-Rush-Teams umgeht - am Ende die kritische Schwachstelle dieses Rams-Teams sein, dann wird es schwer sein, in der Postseason weit zu kommen.

Was sich die Rams mit Stafford geholt haben, ist eine Achterbahn - und nochmal, ich denke, dass McVay sich etwas anderes erhofft hatte. Und jetzt gilt es zu hoffen, dass in zwei Wochen der langsame Anstieg, und nicht der rasante Absturz einsetzt.