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Top 5: Die wichtigsten Erkenntnisse aus Woche 12 in der NFL

SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt zurück auf Woche 12 in der NFL.
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4. Realismus in Carolina - Hoffnung in Miami?

Ich denke es war von Anfang an wichtig, die Cam-Newton-Verpflichtung in Carolina richtig einzuordnen - nach dem Hype der ersten Tage und dem Märchen-Start in Arizona, genau wie jetzt, nachdem er gegen Miami gebencht wurde. Wie viel vom Playbook würde er überhaupt lernen können, was allerspätestens wenn es an No-Huddle-Situationen kommt, ein Faktor wird? Wie viel Chemie würde er mit dem Play-Caller, den Receivern und der Line (wieder) entwickeln können? Und wie schnell würde sich die schwache Panthers-Line bemerkbar machen?

Newton hat schon in der Vergangenheit hinter wackligen Lines gespielt, und das war häufig ein sehr ernsthaftes Problem. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere war er als Runner eine Naturgewalt, und auch jetzt kann er noch einen Unterschied hier machen, wenn auch mehrere Stufen tiefer. Aber insbesondere als Passer ist Newton kein Quarterback, der hinter wackliger Protection gut aussieht, und wenn er dann noch mit einem limitierten Playbook arbeiten muss, hilft das wenig.

Natürlich war es eine emotionale Storyline, aber Miami sorgte für den gnadenlosen Sturz auf den Boden der Realität. Und die Dolphins-Defense spielt gut aktuell, Miami hat hier seine Aggressivität wiedergefunden und konnte so zuletzt auch die Ravens-Offense abmelden. Aber die Realität der Newton-Verpflichtung war irgendwo immer, dass man angesichts der Gesamtsituation nicht allzu viel erwarten durfte. Weder Richtung Playoffs, noch mit Blick auf seine individuellen Leistungen.

Das ändert nichts daran, dass es mit Sam Darnold nicht weiterging, aber die Newton-Verpflichtung war aus Panthers-Sicht vor allem das verzweifelte Streben nach Mittelmaß; so hatte ich den Move vor zwei Wochen über- und ausführlicher beschrieben. Und die Art und Weise, wie verzweifelt die Panthers auf Quarterback-Suche sind, lässt mich umso mehr daran glauben, dass Carolina in der Offseason sehr viel für - sofern es dessen juristische Situation erlaubt - Deshaun Watson bieten wird.

Eine gebrochene Lanze für Tua Tagovailoa

Doch dieses Spiel bot in seiner Gesamtheit auch eine weitere bildhafte Veranschaulichung einer für viele Fan-Bases nur allzu vertrauten Realität: Eine Offensive Line mag eine Offense nicht tragen, wenn der Quarterback dahinter nicht gut genug ist - aber sie kann einer Offense in jedem Fall eine Baseline geben, und ein durchschnittlicher Quarterback mit schlechter Line hat kaum eine Chance.

Erwähnenswert fand ich das hier nochmal, weil ich diese Gelegenheit nutzen wollte, um mal eine Lanze für Tua Tagovailoa zu brechen. Sicher, Newton ist in Carolina was die Offensive Line angeht in keine gute Situation gekommen - aber Tua bestreitet diese Saison hinter der eindeutig schlechtesten Line in der NFL.

Natürlich kommt das unbestreitbar mit klaren Limitierungen, zumal Miami auch konstant einer oder mehrere Outside-Receiver fehlen. Und Tua ist kein Quarterback, der eine dezimierte Offense als Playmaker trägt. Man sieht das vor allem darin, dass er nicht nur wenige Big Plays auflegt - die geben die Umstände einfach nicht her - sondern auch selbst wenige Big Plays kreiert.

Aber was ich sehr auffällig finde, gerade auch im internen Vergleich zu Jacoby Brissett und im Vergleich zu allen Panthers-Quarterbacks dieser Saison, ist, dass es in Miami Tua ist, der der Offense eine Baseline gibt. Weil er den Ball schnell verteilen kann, weil er mit hoher Präzision im Kurzpassspiel arbeiten kann - und das gibt einem Spieler wie Jaylen Waddle die Gelegenheit, Plays nach dem Catch zu machen und die Line-Probleme so auszugleichen, und manchmal mehr als das.

Greift Miami nochmal ins Playoff-Rennen ein?

Auf jeden Fall hätte man sich für Tua in seinem zweiten Jahr mehr gewünscht. Mehr von ihm, mehr vom Team insgesamt. Ein Gefühl, dass der Rebuild vorangeht oder dass man zumindest auf dem richtigen Weg ist. Und das wird nicht mehr kommen, dafür gibt es zu viele Fragezeichen was Roster-Building und Personalentscheidungen insgesamt angeht.

Aber Tagovailoa aktuell verdient sich eine weitere Chance nächstes Jahr, und dann hoffentlich mit mehreren dringend benötigten Investments in die Offensive Line.

Die Dolphins stehen mit diesem Sieg, und es war der eindrucksvollste Dolphins-Sieg in dieser Saison wenn man alle Umstände bedenkt, jetzt 5-7 und treffen als nächstes auf die Giants und dann auf die Jets; ein 7-7-Record vor dem Duell mit New Orleans ist absolut denkbar, rechnerisch nach allem, was letztes Jahr und bisher dieses Jahr passiert ist, inklusive des 1-7-Starts, ausgerechnet in dieser Saison die Playoffs erreichen.

Doch die Siege kamen gegen die Patriots in Woche 1, sowie jetzt gegen Houston, Baltimore, die Jets und die Panthers. Miami ist kein gutes Team, darüber sollte dieser kurze Run jetzt nicht hinwegtäuschen. Deshalb halte ich es für wahrscheinlicher, dass sie in einem dieser nächsten beiden Spiele stolpern, als dass sie am Ende mit neun Siegen noch in die Playoffs klettern.