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Top 5: Die wichtigsten Erkenntnisse aus Woche 12 in der NFL

SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt zurück auf Woche 12 in der NFL.
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2. Die Sorgen um die Rams sind berechtigt

Die Rams haben ihre letzten drei Spiele verloren, gegen Tennessee, gegen San Francisco und jetzt gegen die Packers. Matt Stafford hat jetzt in drei aufeinanderfolgenden Spielen je einen Pick Six geworfen und hätte einen weiteren ganz spät im Spiel auf Eric Stokes haben können. In allen drei Spielen sah man deutliche Probleme dieser Offense. Müssen wir uns um die Rams Sorgen machen?

Gegen Tennessee grub L.A. sich schnell ein tiefes Loch und kam dann nicht mehr raus, gegen die Niners konnten sie den Ball lange gar nicht bewegen und hätten noch deutlich mehr Turnover haben können, und gegen Green Bay wurde jetzt ein signifikanter Unterschied gegenüber einem anderen NFC-Schwergewicht überdeutlich:

Die Rams haben ihren offensiven Floor verloren.

Das beginnt mit Stafford und seinen Stärken und Schwächen. Stafford hat einen spektakulären Arm und kann auch aus schwierigen Situationen das ganze Feld öffnen, ein großer Vorteil gegenüber Jared Goff im Vorjahr. Doch Stafford war schon immer ein inkonstanter Quarterback, der zu hohen Höhen, aber auch zu Durststrecken in der Lage ist.

Das wiederum führt dazu, dass die Rams zwar Probleme lösen können, die sie mit Goff nicht lösen konnten, und zu Höhen in der Lage sind, die in den vergangenen beiden Jahren nur schwer und teilweise gar nicht zu erreichen waren. Aber sie bekommen Probleme damit, eine konstante Offense aufzuziehen.

Green Bays Floor trumpft den Rams-Floor

Hier lag auch ein entscheidender Unterschied gegenüber Green Bay. Die Packers sind sehr sicher in ihrem designten Kurzpassspiel, so gut darin, Matchups zu kreieren auch für Adams, und den Ball schrittweise zu bewegen. Das ist immer ein Spiel mit dem Feuer, auch für die Packers, weil der Spielraum für Fehler klein ist - denn Green Bay, im Gegensatz zu anderen Teams, die so spielen wollen, ist angesichts der Ausfälle in der Offensive Line vermehrt dazu gezwungen, so zu spielen.

Aber mit LaFleur, einem exzellent designten Kurzpassspiel und Rodgers sind sie in der Lage, so konstant zu punkten. Der Ball wird vielseitig kurz verteilt, und durch einzelne Shots ergänzt. Das Timing im Kurzpassspiel ist viel besser, die Screens klappen, Rodgers ist präziser und konstanter im Kurzpassspiel. Green Bay ließ Rodgers auch diese Woche wieder schnell und in der Tackle-Box den Ball werfen.

Für die Rams ist das deutlich schwieriger, und dann kommt dazu, dass der schematische Floor der Goff-Offense so nicht mehr da ist.

Das kurze Play-Action-Passspiel, Under Center, mit dem Rollout und dem Pass in die Flat - das ist nicht mehr in dem Maße vorgesehen wie mit Goff zuvor. Die Rams mit Stafford wollen mehr aus Spread-Formationen spielen, sie wollen ihren Quarterback-Vorteil im Vergleich zu vergangenen Jahren nutzen.

Doch wenn man ein Stück weit den Floor opfert, um höheres Ceiling zu erreichen, und dann zusätzlich der Quarterback einen Hang zu inkonstantem Spiel hat - dann kann eine Offense Sand ins Getriebe bekommen. Oder anders formuliert: Der Offense fehlt der Floor, weil sie stärker vom Quarterback abhängig ist - und der Quarterback ist nicht der konstanteste Passer. Darüber hinaus wackelte dann auch noch die Offensive Line, die in dieser Art Offense deutlich mehr in Pass-Protection gefordert ist, zuletzt mehrfach.

Und es wird nicht leichter für McVay, sich hier anzupassen, denn mit der Verletzung von Robert Woods wird Neuzugang Odell Beckham jetzt automatisch in eine prominentere Rolle rutschen. Das bedeutet auch, dass man einen guten Blocking-Receiver, der auch innen in der Formation arbeiten kann, verliert, und mit einem Receiver in OBJ ersetzt, dessen Wert deutlich mehr im Raum liegt.

Müssen die Rams um die Playoffs zittern?

Dazu kommt, dass die Rams-Defense erwartungsgemäß das irre hohe Level der vergangenen Saison nicht auf diese Spielzeit übertragen konnte. Es ist immer noch eine gute Defense, aber nicht mehr so dominant wie 2020; sprich, die Gefahr, auf dieser Seite des Balls mal ein Spiel einfach zu verlieren, und dann offensiv noch eindimensionaler zu werden, ist ebenfalls nicht von der Hand zu weisen.

Die Rams müssen aus diesem Tief rauskommen, und zwar schnell - andernfalls läuft man Gefahr, vielleicht sogar noch von den 49ers in der eigenen Division überholt zu werden und im schlimmsten Fall sogar nochmals um das Playoff-Ticket zittern zu müssen. Aktuell spielen die Rams wie ein Team der Marke "schnelles Aus in den Playoffs". Aktuell sind sie das drittbeste Team in ihrer Division.

Ich denke nicht, dass es ultimativ so weit kommt, dafür ist das Talent in diesem Team immer noch zu groß und das Spiel gegen Jacksonville in der kommenden Woche bietet eine Gelegenheit, wieder in die Spur zu finden. Aber die Probleme sind eine Mischung aus Scheme, individuellen Schwachstellen oder Tiefs und zusätzlich einer Kombination aus beidem. Das erste Spiel nach der Bye Week zumindest bot relativ wenige neue Lösungsansätze, die sich mancher Fan hier sicher erhofft hatte.

Ich bleibe bei der Aussage, dass die Kaderzusammenstellung der Rams natürlich riskant, aber nicht kopflos ist. Der Teil, wo der Plan schiefgeht, könnte aber schlicht sein, dass sie für die Art Offense, die McVay spielen lassen will, und für die defensive Regression, die zusätzlich ausgetauscht werden muss, einfach kein ausreichend großes Quarterback-Upgrade verpflichtet haben.

Nach dem Jaguars-Spiel wird es ernst. Die Rams müssen anschließend nach Arizona, empfangen dann Seattle, und dann geht es nach Minnesota und nach Baltimore. Zum Abschluss kommen die 49ers. Wenn L.A. nicht aufpasst, werden die Spiele gegen Minnesota und San Francisco noch viel mehr Bedeutung haben als man vor zwei Wochen noch gedacht hätte.