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Top 5: Die wichtigsten Erkenntnisse aus Woche 12 in der NFL

SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt zurück auf Woche 12 in der NFL.
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5. Die Colts, die Bucs und der Spielraum für Fehler

Wenn ich diesen Bucs-Sieg in Indianapolis auf ein Thema reduzieren müsste, dann wäre es dieses: Tampa Bay - und das beginnt mit dem Coaching Staff - muss damit aufhören, sich selbst das Leben schwer zu machen.

Das beginnt mit dem Coaching-Staff, weil die Bucs einmal mehr unheimlich ideenlos in dieses Spiel starteten. Viele Early-Down-Runs, viele sehr kurze Pässe vor allem zu Leonard Fournette mit überschaubarer Effizienz - einzig ein paar einzelne Plays auf Rob Gronkowski über die Mitte brachten etwas mehr Raumgewinn. Es sind aber auch die individuellen Fehler, der Fumble von Godwin, einige Unstimmigkeiten zwischen Brady und den Receivern, mehrere Fehler auch von Brady selbst, inklusive bei der Interception.

Das war besonders deshalb auffällig, weil die Bucs mit einem schnellen Start dieses Spiel in komplett andere Bahnen hätten lenken und die Colts aus deren Komfortzone hätten locken können. Indianapolis hatte nach seinen ersten vier Drives noch kein First Down erzielt, stand bei 1,7 Yards pro Play, zwei Rushing-Yards und einem Fumble. Vier aus Colts-Sicht quasi verlorene Drives, doch Tampa Bay hatte zu Beginn des zweiten Viertels nahezu kein Kapital daraus geschlagen.

Und dann wachten die Colts eben auf. Mit einem tollen Play-Action-Shot zum tiefen Touchdown auf Ashton Dulin, mit einigen weiteren sehr guten Würfen von Carson Wentz beim nächsten Drive - und mit einem Head Coach in Frank Reich, der sehr gut weiß, mit was und gegen wen er arbeitet. Reich wusste, dass er hier nicht primär über den Run kommen konnte, und passte seinen Game Plan an. Er wusste, dass er aggressiv sein muss, das war besonders dann zu sehen, als Reich kurz vor der Halbzeitpause den Fuß auf dem Gaspedal hielt und das Fourth Down kurz vor der Bucs-Endzone ausspielte. Die Colts wurden mit einem Touchdown belohnt.

Die Colts und der schmale Grat

Plötzlich war Tampa Bay in der Situation, dass man selbst aufholen musste, und das klappte am Ende auch, wenn auch denkbar knapp und nur durch einen späten Game-Winning-Drive - aber eben auch, weil sich der eingangs erwähnte Punkt auf beide Teams übertragen lässt.

Denn auch die Colts sind immer noch ein Team, das "on schedule" bleiben muss, Indianapolis hat einfach ein komplett anderes Gesicht, wenn man nicht in lange Third Downs kommt, wenn man nicht zurückfällt. Wenn der Spielverlauf so ist wie erhofft.

Indianapolis kann Spiele dominieren, wie letzte Woche gegen Buffalo. Aber es kann ein schmaler Grat sein: Beim Strip-Sack durch Barrett traf der Pass-Rusher der Bucs Wentz komplett unvorbereitet, bei der tiefen Interception zu Pittman war der Ball von Wentz nicht ideal platziert, Pittman spielt ihn allerdings auch nicht gut, der fallengelassene Punt war ein Drei-Punkte-Geschenk und am Ende war das Clock-Management von Frank Reich auch etwas überraschend, weil er gerade so viel Zeit auf der Uhr ließ, dass Tampa den Game-Winning-Drive hinlegen konnte.

Die Colts schlagen auch massiv Kapital aus den Fehlern anderer, Indianapolis wird die 106 Punkte, die Baltimore letztes Jahr als bestes Team in dieser Kategorie nach Turnovern erzielt hat, pulverisieren. Die Colts stehen jetzt bei 105. Nicht, dass das etwas schlechtes wäre, aber es ist ein Puzzleteil, um zu erklären, warum Indianapolis teilweise schwerer zu greifen ist.

Die Bucs werden eines der gefährlichsten Playoff-Teams sein

Ich habe mich nach diesem Spiel mehrfach gefragt, welche Rückschlüsse es zulässt, vielleicht auch perspektivischer Natur. Es war ein Schlagabtausch zweier guter Teams, die beide Playoffs spielen sollten; deshalb konnte Indianapolis davonziehen auch ohne dominantes Run Game gegen diese Bucs-Front, dieses Team ist sehr gut gecoacht und hat seinen Floor im Laufe der Saison merklich angehoben. Und deshalb konnte sich Tampa Bay auf der anderen Seite in dieses Spiel zurückarbeiten, mit Gronk zurück als wichtigem Faktor im Passspiel.

Es war aber in gewisser Weise auch ein Schlagabtausch zweier Teams mit offensichtlichen Schwachstellen - und durch die Turnover mit einer gehörigen Prise Zufall. Während die Colts für mich weiterhin in erster Linie auf dem Feld ihre Limitierungen haben und darin, wie sie Rückschläge kompensieren oder inwieweit sie außerhalb ihrer Komfortzone spielen können, sehe ich die der Bucs primär in der offensiven Herangehensweise.

Ich bin gespannt, ob Tampa Bay hier - ähnlich wie im letzten Jahr - im letzten Drittel der Regular Season wieder einen Schalter umlegen und den offensiven Motor anwerfen kann. Wie gesagt, die Rückkehr von Gronk hatte bereits einen sehr positiven Effekt, Antonio Brown soll im nächsten Spiel ebenfalls zurückkehren. Dann hätte die Offense die volle Kapelle zusammen. Letztes Jahr gab es eine Veränderung in der offensiven Herangehensweise nach der Bye, genug Zeit für Anpassungen gäbe es jetzt noch

Denn: Tampa Bay hat noch Spielraum, die Bucs sollten ihre Division an diesem Punkt ohne größere Probleme gewinnen und können bis zu den Playoffs noch an einigen Schrauben drehen. Ich denke weiterhin, dass Tampa Bay bis zur Postseason eines der gefährlichsten Teams in der NFC sein wird.