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NFL: Die wichtigsten Erkenntnisse aus den Championship Games

Matthew Stafford könnte die Lions verlassen.
© getty
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4. Trade-Markt: Diese Teams kommen für Matt Stafford in Frage

In Detroit, das wurde am Samstagabend bekannt, endet eine Ära: Matt Stafford (32) und die Lions gehen aller Voraussicht nach getrennte Wege - zumindest ist nun bekannt, dass die Lions ihren Quarterback ziehen lassen werden. Sofern es ein zufriedenstellendes Angebot gibt.

Stafford, für mich über die letzten Jahre eher einer der unterschätzten Quarterbacks der Liga, will den Rebuild hinter sich lassen und seine Karriere anderswo beenden, und Detroit will ihm keine Steine in den Weg legen. Alle Zeichen stehen auf Abschied.

Für die Lions-Perspektive ist hier die Timeline erst einmal wichtig. Stafford hat keineswegs infolge der Verpflichtungen von GM Brad Holmes und Head Coach Dan Campbell entschieden, dass er unter diesem Regime nicht arbeiten möchte - vielmehr stand diese Option bereits seit Saisonende im Raum. Die GM- und Head-Coach-Kandidaten, an denen Detroit Interesse hatte, wurden über dieses Szenario in Kenntnis gesetzt; auch Holmes und Campbell wussten also, dass sie die Lions womöglich ohne Stafford übernehmen.

Es rückt auch den Sechsjahresvertrag, den Campbell erhalten hat, nochmals in ein anderes Licht. Offensichtlich hatten die Lions bereits eine sehr konkrete Idee dahingehend, dass ein tiefgreifender Umbruch bevorsteht. Die Frage lautet jetzt: Wie extrem darf es sein? Lässt man etwa die Wide Receiver Kenny Golladay und Marvin Jones - beide werden im März Free Agents - jetzt auch ziehen? Und wie viel bekommt man eigentlich für Stafford noch?

Auch wenn man das Argument jetzt häufig liest, denke ich nicht, dass das Bekanntwerden der Trade-Absichten den Trade-Wert schmälert. Die Lions haben sich damit keineswegs verpflichtet, Stafford abzugeben. Letztlich wird es so kommen, aber Detroit sollte seinen langjährigen Quarterback jetzt nicht verschenken, nur weil man ihm den Wunsch gewährt, anderswo sein sportliches Glück zu suchen, statt bei den Lions noch einen Rebuild mitzumachen.

Ein Erstrunden-Pick und etwas aus den mittleren Runden sollte für Detroit hier schon drin sein, für einen - mindestens - überdurchschnittlichen Quarterback, der noch einige Jahre im Tank haben sollte. Meine größte Sorge wären noch eher die Rückenprobleme, die ihn zuletzt plagten.

Doch dass die Katze jetzt aus dem Sack ist, zieht in meinen Augen den Trade-Wert nicht runter - denn mehrere Bieter wird es in jedem Fall geben. Vielleicht jetzt, wo öffentlich bekannt ist, dass Stafford zu haben wäre, sogar noch mehr. In einem "normalen" Jahr wäre diese Info vermutlich eher unter der Hand bei der Combine zwischen GMs ausgetauscht worden.

Matt Stafford auf dem Trade-Markt: Diese Teams kommen in Frage

Und wohin geht es jetzt für Stafford? Natürlich könnte hier eine Vielzahl an Teams stehen. Stafford ist 32 Jahre alt und in den entsprechenden Umständen absolut ein Top-10-Quarterback. Insofern wäre er für diverse Franchises ein Upgrade, und die gesamte Offseason wird in puncto Quarterback-Karussell hochbrisant.

Man kann argumentieren, dass eine Vielzahl an Teams - Jaguars, Patriots, Colts, Washington, Chicago, Detroit, Carolina, New Orleans unter anderem - zweifellos auf Quarterback-Suche gehen wird; mit Teams wie den Jets (was passiert mit Sam Darnold?), Steelers (tritt Big Ben zurück?) oder Broncos (hält der neue GM an Lock fest?) direkt dahinter.

Stafford würde dementsprechend bei zahlreichen Teams Sinn ergeben, zumal sein Vertrag sehr Trade-freundlich ist. Ich habe mich deshalb auf meine Top 5 beschränkt:

  • San Francisco 49ers: Das war das erste Team, das ich im Kopf hatte. Und es gibt sicher Fans im Niners-Lager, die darauf hinweisen würden, dass man Jimmy Garoppolo bislang für eine volle Saison hatte - und in dieser Saison war man Zentimeter vom Gewinn des Super Bowls entfernt. Das ist fraglos richtig, und Garoppolo spielte damals eine sehr gute Saison. Das aber eben auch unter nahezu idealen Umständen, was für mich auch der Kern der ganzen Debatte ist: Garoppolo ist ein idealer Game Manager für diese Offense, der aber eben auf sehr gute Umstände auch angewiesen ist.

Und natürlich helfen gute Umstände jedem Quarterback, aber die Frage ist eben: Was, wenn diese Umstände mal nicht da sind? Weil die Defense schematisch gut dagegenhält, oder einfach weil man spät im Spiel einen 10-Punkte-Rückstand aufholen muss? Stafford würde Kyle Shanahan nochmal ganz andere Möglichkeiten geben als Garoppolo und für mich wäre ein Trade für Stafford der vielversprechendste Weg für die Niners, um die nächste Chance auf einen Super Bowl zu erhalten.

Die Niners sind umso interessanter, da sie sich nahezu ohne Verluste von Garoppolo trennen können: Selbst wenn es keinen Trade-Markt gibt - und ich würde vermuten, dass man einen Mid-Round-Pick noch erhalten würde -, könnten die 49ers Garoppolo mit einem Dead Cap Hit in Höhe von 2,8 Millionen Dollar entlassen. Die 49ers würden in puncto Cap Hit 2021 in jedem Fall Geld sparen, wenn sie Garoppolo durch Stafford ersetzen.

  • Indianapolis Colts: Der Rücktritt von Philip Rivers hat die Colts zu einem der größten Dominosteine im Pre-Draft-Quarterback-Markt gemacht. Indianapolis hat einen guten Kader, eine sehr gute Offensive Line, eine stabile Defense und einen kompetenten Head Coach - und jede Menge Cap Space. Über 60 Millionen Dollar, um genau zu sein. Nur die Jaguars gehen derzeit mit mehr finanziellem Spielraum in Richtung Free Agency.

Indianapolis könnte also in der Free Agency auf Shopping Tour gehen. Die 20 Millionen Dollar, die Stafford 2021 gegen den Cap kosten würde, wären hier nicht mal ein Thema. Die Colts könnten zusätzlich auch in einer Free Agency, in der einige Teams aus Cap-Gründen schwierige Entscheidungen treffen müssen, aggressiv sein und sich etwa den starken Wide-Receiver-Markt zunutze machen. Dann könnte 2021 deutlich mehr drin sein als eine Kurzvisite in den Playoffs.

  • Denver Broncos: Mit George Paton übernimmt in Denver ein Mann den GM-Posten von John Elway, der Stafford nur allzu gut kennt. Paton verbrachte die letzten 13 Jahre in der NFC North, in verschiedenen Funktionen bei den Minnesota Vikings. Und die Broncos haben klargemacht, dass der neue GM nicht von Elways Gnaden abhängen, sondern selbst personelle Entscheidungen fällen wird.

Will sagen: Für Drew Lock könnte die Luft umso schneller eng werden, ohne Elway als einen mutmaßlichen zentralen Fürsprecher in seiner Ecke. Die Broncos haben einen Kader, der schnell um Playoffs und mehr mitspielen könnte - sofern die Quarterback-Frage geklärt wird.

  • Washington Football Team: Eine nicht ganz unähnliche Situation wie bei den Colts. Auch Washington spielte in dieser Saison Playoff-Football, wenngleich begünstigt durch eine überaus schwache Division, und auch Washington verabschiedete sich nach einem Spiel. Doch in diesem Team ist Talent, junges Talent. Die Defensive Line ist eine der drei besten ligaweit, mindestens. Die Offensive Line war eine positive Überraschung in dieser Saison, Terry McLaurin ist ein legitimer Nummer-1-Receiver.

Die Geschichte von Alex Smith ist unglaublich, und er wird völlig zurecht den Award für den "Comeback Player of the Year" erhalten. Mit Stafford wäre in Washington aber über die nächsten drei, vier Jahre deutlich mehr möglich - und durch den Division-Sieg sind die hohen Picks im Draft ein gutes Stück weit weg. Eine persönliche Connection gibt es hier auch: Martin Mayhew, der neue GM in Washington, war von 2008 bis 2015 der General Manager der Detroit Lions. Der 55-Jährige war also auch in letzter Instanz dafür verantwortlich, Stafford 2009 zu draften.

  • New England Patriots: Bei den meisten Teams kann man grob erahnen, welche Prioritäten in der Offseason im Fokus stehen werden und auf was besonders geachtet werden wird, kurzum: Wo die Reise hingehen soll.

Bei den Patriots bin ich mir nicht so sicher, und das macht eine Prognose hier auch sehr schwierig. Ich habe sie letztlich als Nummer 5 - anstelle etwa der Carolina Panthers - mit dazu genommen, weil ich bei den Patriots eher noch den Wunsch sehe, schnell nochmals ein Titelfenster zu öffnen. Die Pats haben nur Pick Nummer 15, mit einer Vielzahl an Teams vor sich, die im Draft alle Quarterbacks nehmen könnten.

Und überhaupt: Wie sehr ist Bill Belichick gewillt, mit einem jungen Quarterback nochmal neu anzufangen und wirklich einen tiefgreifenderen Umbruch vorzunehmen? Der Kader ist alt und braucht allen voran auf Wide Receiver dringend Upgrades - mit Stafford könnte man aber vielleicht noch einen Playoff-Run vor dem großen Umbruch hinlegen.