NFL

Top 10: Die wichtigsten Erkenntnisse aus Woche 10 in der NFL

SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt zurück auf den Woche-10-Sonntag in der NFL.
© getty
Cookie-Einstellungen

4. Der wöchentliche NFC-East-Check

Dass die Giants die Eagles schlagen können, sollte einen vermutlich nicht allzu sehr überraschen. Im Gegenteil, man könnte argumentieren, dass die Giants bereits im direkten Duell vor einigen Wochen das bessere Team waren - und letztlich nur ein Drop durch Evan Engram New York schon damals von einem Sieg trennte.

Und dennoch sollte sich das Blatt eigentlich langsam wenden, zugunsten der Eagles. Mit einer gesünderen Offense, einem (leicht) stabilisierten Carson Wentz - Philly, so schien es, befand sich in der besten Position, um in einer schwachen Division in der zweiten Saisonhälfte die Kontrolle zu übernehmen.

Umso besorgniserregender war der Auftritt bei der Pleite gegen die Giants. Nicht einfach nur, weil New York das bessere Team war und in Daniel Jones auch im zweiten Duell im direkten Vergleich den besseren Quarterback hatte. Sondern weil das, was eigentlich endlich funktionieren sollte, alarmierend stotterte.

Viele der großen Probleme bei Carson Wentz in den ersten Saisonspielen, aber auch in vergangenen Wochen wie etwa gegen die Cowboys ließen sich auf individuelle Aussetzer zurückführen. Spät im Down, wenn er den Ball ewig hielt, scrambeln wollte oder auch seinem Arm bei Würfen komplett in Coverage vertraute - da kamen viele der gravierenden Patzer.

Alarmierend gegen New York war, dass hier eher das Gegenteil zutraf. Wentz spielte weitestgehend innerhalb der Struktur der Offense, er spielte konservativ. Sicher nicht fehlerfrei, aber eben auch nicht mit den enormen Aussetzern. Das Resultat war eine sehr statische Offense, mit sehr durchwachsenem First-Down-Play-Calling und einer horrenden Third-Down-Quote (0/9). Wentz spielt keine gute Saison, aber wir sind in Philly längst an dem Punkt angekommen, an dem man auch den Trainerstab deutlich mit in die Kritik einschließen muss.

Giants: Mit-Favorit in der NFC East

Das betrifft auch die defensive Seite des Balls, wo die Eagles wieder einmal ihrem Potenzial nicht gerecht wurden. Die Giants konnten so den Ball oftmals viel zu einfach bewegen und Jones, der zum wiederholten Male ohne Turnover blieb, brachte auch hier wieder einige sehenswerte Big Plays durch die Luft an.

Und nicht nur das, Jones lief auch neun Mal für 64 Yards und einen Touchdown. Warum die Giants dieses Mittel nicht schon deutlich früher intensiver in ihre Offense eingebaut haben, ist schwer zu erklären - mit einer wackligen Offensive Line, einem Quarterback, der nicht gut durch die Pocket arbeitet, aber eine gewisse Mobilität mitbringt, hätte man schon deutlich früher Option-Plays und Zone Reads einbauen können.

Jetzt scheint dieses Element mehr und mehr in der Offense angekommen zu sein, und trotz all der Defizite in diesem Team haben die Giants aktuell alle Chancen, diese Division zu gewinnen. Zumindest so lange Philly weiter seine PS nicht ansatzweise auf die Straße bekommt könnte man sogar argumentieren, dass die Giants für den Moment wie der Favorit in der NFC East aussehen.

Und Washington? Lange war es wirklich, wirklich zäh, was Washington gegen Detroit offensiv anbot. Hier und da einige Plays aus Empty Sets, einzelne Highlights, nicht mehr - umso eindrucksvoller dann das späte Comeback, auch wenn man da fast noch mehr über die Lions-Defense sprechen muss. Washington bleibt das einzige Team, das in diesem Jahr noch auf Punkte bei einem Opening-Drive wartet; gegen Detroit kam die Offense zwar prompt in die Red Zone, ein langer Sack bei Third Down verhinderte aber selbst ein Field Goal.

Mit seiner Defensive Front und mit Terry McLaurin hat Washington vermutlich die beste Unit - die Defensive Line - und den potenziell besten Wide Receiver in der NFC East. Aber was genau können wir von Alex Smith im weiteren Saisonverlauf erwarten? Wenn Smith seine hohe Baseline tatsächlich nochmal erreicht, ist Washington noch nicht abzuschreiben.

5. Buccaneers vs. Panthers: Wer ist hier der Star?

Eines vorneweg: Es ist nach wie vor Kritik auf hohem Niveau, wenn man über Tampa Bays Offense schreibt, nachdem die gerade über 40 Punkte gegen Carolina aufs Board gebracht hat. Es ist eben auch ein Team, das mit Tom Brady im absoluten Win-Now-Fenster ist, und trotz des letztlich dominanten Siegs über Carolina waren einige wiederkehrende Probleme sichtbar.

"Der Star ist der Star" - wenn man ein Motto für diese Bucs-Offense entwerfen wollen würde, das wäre jedenfalls wahrheitsgemäß. Nicht das Scheme, nicht das Play-Calling, nicht die Mannschaft ist der Star - die individuelle Qualität ist das, was dieses Bucs-Team prägt. Und zu einem gewissen Grad ist das auch in Ordnung, dafür hat man schließlich seine Superstars. Um in einzelnen Situationen, einzelnen Phasen eines Spiels schlicht mit der individuellen Qualität Situationen zu lösen und Matchups zu gewinnen.

Das sich seit Wochen, auch gegen die Panthers am Sonntag, wiederholende Problem für Tampa ist, dass die individuelle Qualität eben viel mehr als nur Komplementärstück der Offense ist. Was natürlich nicht heißt, dass im Play-Calling alles schlecht ist, es sind eher einzelne, dafür umso auffälligere Probleme.

Auch abgesehen vom weiter stur durchgezogenen First-Down-Run-Game, die übergreifenden strukturellen Defizite fallen einfach auf. Sequenzen etwa wie tief in der Red Zone früh im Spiel, als die Bucs auf einen Inside Run einen komplizierten Screen folgen ließen und dann wieder in einem "langen" 3rd&Goal waren. Viele Dinge wirken komplizierter als sie mit diesem Personal sein sollten.

Warum sind Checkdowns zu den Running Backs so prominent - zu diesen Running Backs umso mehr, von denen keiner ein sonderlich talentierter Pass-Catcher ist? Zu häufig hat man den Eindruck, dass es nur tiefe(re) Routes oder Checkdowns gibt, und zu wenig dazwischen. Statt auch ein ausgeprägtes Kurzpassspiel aufzuziehen und die fantastischen Waffen zu nutzen, sehen die Running Backs auffällig viele Targets. Was womöglich eine Mischung aus Play-Designs und auch Bradys Wunsch aus ein paar schnellen Completions ist.

Panthers: Wie lange bleibt Brady?

Zwei Gedanken noch dazu: Die Bucs haben eben auch immens hohe Qualität. Brady - der diese Woche einige durchaus mögliche Deep Balls auch verfehlt hat - trägt die Offense immer wieder aus den langen Second Downs heraus.

Die Wide Receiver, hier hatte Antonio Brown eine auffällige Schlussphase gegen die Panthers, gewinnen ihre Eins-gegen-Eins-Matchups, die zwangsläufig irgendwann kommen und auch Gronk hatte wieder einen Vintage-Gronk-Moment. Gleichzeitig aber unterstreichen die Auftritte der Defense zuletzt, wie wacklig defensive Elite-Auftritte sind. Anders gesagt: Die Bucs brauchen eben die entsprechenden Auftritte ihrer Offense auch.

Doch die Panthers sollten hier nicht komplett untergehen - und auch da ist die Diskussion über den offensiven Star spannend. Ist es Teddy Bridgewater, der als konstanter, verlässlicher Ballverteiler der Offense die Base-Line gibt? Oder nicht doch eher Offensive Coordinator Joe Brady, dessen Play-Designs die Explosivität in die Offense bringen?

Gegen die Bucs kombinierte Brady beides, indem das Play-Calling extrem auf kurze Passkonzepten aufbaute - Shallow Crosser, kurze Out-Routes, Kurzpassspiel via Play Action, Slants, Swings - und dann teilweise mit Screens, teilweise mit einzelnen Deep Shots etwa aus erhöhter Protection. Die Tendenz in der Beantwortung der Frage ist sicher eher Brady, auch wenn Bridgewater seine Rolle aktuell gut ausfüllt. Und hier lautet die bittersüße Frage für Panthers-Fans: Wie lange kann man Brady als Offensive Coordinator halten, wenn der so weiter macht?