Sven Ulreich überzeugt beim FC Bayern München: Trauriger Held

Sven Ulreich avancierte gegen den VfB zum Matchwinner
© Getty

Sven Ulreich hält zum dritten Mal in dieser Saison einen entscheidenden Elfmeter und zeigt zum Abschluss der Hinrunde, dass er sich im Tor des FC Bayern München als Vertreter von Manuel Neuer etabliert hat. Wie es im Sommer weitergeht, ist aber noch völlig offen.

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Der große Moment stand noch bevor, da steckten die beiden Ex-Stuttgarter im Strafraum des FC Bayern München die Köpfe zusammen. Joshua Kimmich ging auf Sven Ulreich zu und sprach mit seinem Torhüter über das, was gleich kommen wird.

Schiedsrichter Patrick Ittrich war zum Monitor an der Seitenlinie geeilt, um sich das Foul von Niklas Süle an Santiago Ascacibar nochmal anzusehen. Die Entscheidung Elfmeter war unausweichlich. Und während das Stuttgarter Publikum einen Jubelschrei in die Mercedes-Benz-Arena entließ, hatten sich Ulreich und Kimmich auf den Strafstoß eingestellt.

Ulreich wusste, was zu tun ist. "Wir bereiten uns immer auf mögliche Schützen des Gegners vor", sagte Ulreich nach der Partie in der Mixed Zone in Stuttgart. "Aber natürlich hat der Schütze immer mehrere Möglichkeiten." Richtig. Links, rechts, Mitte, oben, unten, halbhoch.

Ulreich tauchte aus seiner Sicht nach rechts unten ab und parierte den Schuss von Chadrac Akolo. Aus. 1:0.

Elfmeterkiller Sven Ulreich

Ulreich hatte während seiner Zeit in Stuttgart, wo er von 1998 bis 2015 spielte und wo er den Sprung aus der Jugend zu den Profis schaffte, nicht gerade den Ruf eines Elfmeterkillers (2 von 21). Doch diesen Status hat er sich im letzten halben Jahr erarbeitet.

Zum Saisonauftakt hielt Ulreich im Supercup in Dortmund den entscheidenden Elfmeter, im DFB-Pokalspiel bei RB Leipzig tat er es ebenso und jetzt wieder gegen Stuttgart. In der vierten Minute der Nachspielzeit. Vor der Cannstatter Kurve.

Die Fans des VfB hatten ihren ehemaligen Keeper in den 93 Minuten zuvor konsequent ausgepfiffen. Zwischendurch konnte man meinen, dass die Pfiffe Wirkung gezeigt hatten. Ulreich leistete sich einige verunglückte Abschläge mit dem Fuß.

"Traurig" sei er über die Anfeindungen in seiner alten Heimat. "Es ist schade, dass man so empfangen wird. Aber das gehört wohl momentan zum Fußball dazu."

Jupp Heynckes schwärmt von Sven Ulreich

Dass Ulreich überhaupt im Fokus der knapp 60.000 Zuschauer in der Mercedes-Benz-Arena stehen kann, hat mit der anhaltenden Fußverletzung von Manuel Neuer zu tun. Ulreich brachte es in dieser Hinrunde bisher auf 20 Pflichtspiele für den FC Bayern.

Mit Fehlern gegen Wolfsburg und in Paris hatte er früh Zweifel an seiner Eignung als Bayern-Torhüter genährt und auch zuletzt gab es wieder Gerüchte, wonach die Bayern bereits im Winter einen neuen Schlussmann verpflichten würden.

Der Klub ist diesen entschieden entgegengetreten. Trainer Jupp Heynckes hat dem FC Bayern sogar zu einer Verlängerung des im Sommer 2018 auslaufenden Vertrags geraten. Auch in Stuttgart sang er eine Lobeshymne auf seinen Ersatz-Torhüter.

"Er hat sich kontinuierlich entwickelt und ist ein sehr guter Torhüter geworden", sagte Heynckes. "Er ist Gold wert für uns und ein Garant für unseren Erfolg." Nicht nur wegen des gehaltenen Elfmeters, wie Heynckes meinte, auch in der 7. Minute habe er schon eine überragende Parade gezeigt. Ulreich spüre das Vertrauen und die Anerkennung in der Mannschaft.

Zukunft von Sven Ulreich offen

Wie lange er das noch als Nummer eins darf, ist offen. Neuers Rückkehr verzögert sich schon seit Wochen, im Moment scheint der März ein realistisches Ziel zu sein für den Nationaltorhüter. Auch Ulreich hat sich mittlerweile auf die erweiterte Kandidatenliste für das DFB-Team gespielt, sieht selbst aber kaum Chancen, weil er genau weiß, dass er mit Neuers Comeback wieder ins zweite Glied rücken wird.

Es sei natürlich "schwieriger zurückzugehen, wenn man zuvor so viele Spiele gemacht hat". Aber er wisse auch, worauf er sich mit seiner Unterschrift eingelassen habe. "Das ist das Los des zweiten Torhüters."

Wie es im Sommer weitergehen wird, weiß Ulreich noch nicht. Es gebe auch noch keine Tendenz. "Im Moment will ich erstmal Leistung bringen und der Mannschaft helfen." Das ist ihm in den entscheidenden Momenten in dieser Saison sehr oft gelungen.

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