FC Barcelona: Lewandowski-Abhängigkeit, Abwehrsorgen und Schiri-Ärger - Barça stürzt in Krise

Von Maximilian Lotz
Robert Lewandowski ist mit Abstand Barcelonas bester Torjäger.
© getty

Der FC Barcelona erlebt eine Woche zum Vergessen. Dem Quasi-K.o. in der Champions League folgt in La Liga im Clásico gegen Real Madrid die erste Pleite. Vor dem Schlüsselspiel gegen den FC Bayern in einer Woche liegen bei Barça die Nerven blank.

Cookie-Einstellungen

Der Grund für die Pleite im Clásico gegen Real Madrid liegt auf der Hand. Genauer gesagt: Er prangt auf der Brust.

Schließlich lief Barça in Kooperation mit seinem Sponsor Spotify beim Topspiel in Madrid mit dem Logo des Rappers Drake auf dem Trikot auf. Und dem kanadischen Künstler eilt in der Sportwelt ein berüchtigter Ruf voraus, gemäß der Faustregel: Wer mit Drake posiert, verliert.

Schon einige Sportstars fielen dem "Drake-Fluch" zum Opfer, 2019 verbot die AS Rom ihren Spielern sogar - mit einem Augenzwinkern natürlich - jegliche gemeinsame Bilder mit dem Musiker. Doch nun die 1:3-Niederlage der Katalanen in Madrid allein auf Drakes Eulenlogo auf der Trikotbrust zu schieben, wäre dann doch zu einfach.

Fakt ist jedenfalls, dass beim FC Barcelona nach dem jüngsten sportlichen Tiefschlag die Nerven blank liegen. Präsident Joan Laporta soll laut spanischen Medienberichten sogar die Schiedsrichterkabine gestürmt haben, Anlass war die heiß diskutierte Elfmeterszene von Robert Lewandowski, der eine Viertelstunde vor Schluss von Dani Carvajal zu Fall gebracht wurde, der Strafstoßpfiff blieb aber aus.

FC Barcelona: Pleite gegen Bayern ein Vorbote für fatale Woche

Schon beim 0:2 in München gegen den FC Bayern im zweiten Gruppenspiel der Champions League fühlten sich die Katalanen nach einem nicht geahndeten Foul im Sechzehner ungerecht behandelt. Doch die aus Barça-Sicht unglücklichen Schiedsrichterentscheidungen sollten nicht allein als Ausrede dienen, warum die Mannschaft des früheren Mittelfeldstrategen Xavi innerhalb von nur wenigen Tagen keines der wichtigen Schlüsselspiele gegen Topteams gewinnen konnte.

Die Pleite in München, bei der Barça trotz etlicher guter Chancen torlos blieb, war Mitte September bereits ein Vorbote der unheilvollen jüngsten Woche, in der zunächst in den Duellen gegen Inter Mailand (0:1 und 3:3) das vorzeitige Aus in der Champions League nahezu besiegelt wurde und jetzt am Sonntag bei der verdienten ersten Liganiederlage bei Real Madrid eine noch härtere Landung auf dem Boden der Tatsachen erfolgte.

"Ich habe das Gefühl, dass wir uns in einer Negativspirale befinden, nichts läuft nach unseren Vorstellungen", haderte Xavi nach der Pleite im Clásico. "Wir müssen selbstkritisch sein. Wir müssen schnell aus dieser Situation rauskommen", forderte der Coach und stellte sich demonstrativ vor sein Team: "Ich zeige nicht mit dem Finger auf die Spieler, ich bin derjenige, der verantwortlich ist."

FC Barcelona: Xavi prangert individuelle Fehler an

Zugleich prangerte Xavi aber auch die zuletzt vermehrt aufgetretenen individuellen Fehler an, die gerade in den Duellen mit Topteams gnadenlos bestraft werden. Gegen Real schaffte es etwa Sergio Busquets vor dem 0:1 trotz energischer Versuche nicht, Toni Kroos mit einem taktischen Foul zu stoppen. Und Rechtsverteidiger Sergi Roberto ließ Vinícius einfach laufen. Bei den anderen beiden Real-Treffern machte vor allem Innenverteidiger Eric García eine unglückliche Figur. Zunächst misslang ihm eine Klärungsaktion, dann verschuldete er den Elfmeter zum 1:3-Endstand.

Hinzu kommt, dass gerade in der Defensive die Verletzungssorgen am größten sind: Neben den Innenverteidigern Ronald Araújo und Andreas Christensen steht Xavi auch Rechtsverteidiger Héctor Bellerín aktuell nicht zur Verfügung.

Lange Zeit konnte zumindest in La Liga der formstarke Marc-André ter Stegen die Wackler seiner Vorderleute kaschieren, doch nach über 600 Minuten ohne Gegentor musste der Nationaltorhüter in Madrid dann auch mal wieder hinter sich greifen.

Die Zerbrechlichkeit des katalanischen Kartenhauses brachte die Sport auf den Punkt: "Ein Barça aus Porzellan und ohne Seele präsentiert sich im Bernabeu unfähig." Neben der anfälligen Defensive präsentierte sich aber auch die Offensive über weite Strecken harmlos. Erst mit den Einwechslungen von Ansu Fati für den schwachen Ousmane Dembélé und von Torschütze Ferran Torres entwickelte Barça so etwas wie eine Schlussoffensive.

FC Barcelona ist abhängig von Robert Lewandowskis Toren

Doch Barças Erfolg ist auch eng mit Sommer-Neuzugang Robert Lewandowski verknüpft. Der Pole bereitete zwar per Hacke Torres' zwischenzeitlichen Anschlusstreffer vor, verpasste zuvor beim Stand von 0:1 aus kurzer Distanz allerdings die Riesenchance zum Ausgleich und blieb damit torlos. Erst zum fünften Mal im 13. Spiel für seinen neuen Klub - nur eines dieser Spiele gewann der FC Barcelona.

Die Abhängigkeit vom Ex-Münchner, der bereits 14 Pflichtspieltreffer erzielt hat, ist offensichtlich. In der vereinsinternen Torjägerliste folgt hinter dem 34-Jährigen der Ex-Dortmunder Dembélé mit gerade einmal drei Pflichtspieltoren. Platz drei teilen sich Torres, Fati und Pedri mit je zwei mageren Törchen.

Die jüngsten Ergebnisse gegen Topteams haben dem Selbstverständnis der Katalanen auch gehörig zugesetzt. Nach dem wilden Transfersommer, der nach dem immer großflächigeren Verkauf von Klubanteilen in einer großen Transferoffensive mündete, war die Euphorie groß. Doch der drohende K.o. in der Königsklasse lässt die Sorgen wieder wachsen. Laut AS soll der ohnehin schon mit 1,35 Milliarden Euro verschuldete Klub durch das nahende CL-Aus fest einkalkulierte 52,7 Millionen Euro an Einnahmen einbüßen.

In der kommenden Woche könnte der FC Bayern das von der Mundo Deportivo als "Katastrophe" bezeichnete Szenario potenziell besiegeln, schließlich sind Lewandowski und Co. zum Siegen verdammt. Sollte Inter Mailand sein Heimspiel gegen den Gruppenletzten Viktoria Pilsen im frühen CL-Slot gewinnen, wäre ohnehin vor dem Anpfiff alles schon vorbei.

In der Liga warten zuvor noch die nicht zu unterschätzenden Aufgaben gegen den FC Villarreal und Athletic Bilbao. Zumindest den "Drake-Fluch" müssen die Katalanen dann nicht mehr fürchten, denn die Aktion mit dem Logo war nur auf den Clásico beschränkt.

Die Spitzengruppe der Primera Division

PlatzTeamSp.ToreDiffPkt.
1.Real Madrid922:81425
2.Barcelona921:41722
3.Atlético Madrid915:7819
4.Real Betis913:6719
5.Real Sociedad915:12319
6.Athletic Club917:61117
Artikel und Videos zum Thema