Benjamin Pavard beim FC Bayern München: Doppelt paradox

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Es kommt ein neuer Rivale und er profitiert davon, er fliegt vom Platz und wird dennoch in den höchsten Tönen gelobt: Benjamin Pavard erlebt beim FC Bayern München paradoxe Zeiten. Das könnte auch etwas an den Plänen des 26-jährigen Franzosen ändern.

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Neymar und Lionel Messi schossen gegen den FC Bayern München zwar kein Tor, dafür dürfen sich die beiden Superstars von Paris Saint-Germain aber für eine andere Leistung beglückwünschen lassen: Sie zogen je ein Foul gegen Benjamin Pavard und provozierten somit den Platzverweis für einen der besten Münchner. War die Gelbe Karte in der ersten Halbzeit gegen Neymar noch strittig, gab es bei der zweiten kurz vor Schluss keine Diskussion.

Am unmittelbaren Spielgeschehen änderte der Platzverweis nichts mehr, wenige Sekunden später pfiff Schiedsrichter Michael Oliver ab. Der FC Bayern gewann das Achtelfinal-Hinspiel der Champions League dank einer überzeugenden Leistung verdientermaßen mit 1:0. Beim Rückspiel am 8. März in München muss Trainer Julian Nagelsmann seine Startelf wegen Pavards Platzverweises jedoch gezwungenermaßen umbauen.

"Ärgerlich" findet das der Trainer, denn Pavard habe gegen PSG ein "sehr gutes Spiel" gemacht, laut Sportvorstand Hasan Salihamidzic sogar ein "sehr, sehr gutes". Pavard rettete einmal stark gegen Messi, verzeichnete darüber hinaus die meisten Ballaktionen und die beste Passquote aller Startelf-Spieler des FC Bayern.

Aus Pavards persönlicher Sicht war sein Spiel wohl nicht nur wegen seiner Leistung sehr, sehr gut, sondern vor allem auch wegen seiner Positionierung auf dem Platz. Im Dreierketten-System durfte er erneut auf seiner Lieblingsposition als Innenverteidiger spielen, zum vierten Mal in Folge nun schon. Mit guten Leistungen untermauerte Pavard dabei seinen persönlichen Anspruch auf eine Zukunft im Zentrum.

Benjamin Pavard kokettierte öffentlich mit einem Abschied

Wie schon in den vergangenen Jahren kam Pavard in der Hinrunde hauptsächlich als Rechtsverteidiger zum Einsatz, innen spielte er nur notfalls. Sein gelegentliches Murren darüber gipfelte kurz vor der Weltmeisterschaft in ganz grundsätzlichen Ansagen. "Ich bin nicht abgeneigt, eine neue Herausforderung anzunehmen. Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt. Warum nicht ein neues Land, eine neue Kultur entdecken?", fragte er im November in der Gazzetta dello Sport. "Ich bin bereit, neue interessante Projekte in Betracht zu ziehen, aber als Innenverteidiger."

Die Botschaft war klar: Sollte er weiterhin vorrangig als Rechtsverteidiger zum Einsatz kommen, würde Pavard seinen 2024 auslaufenden Vertrag beim FC Bayern nicht verlängern. An Interessenten mangelt es jedenfalls nicht. Der FC Barcelona soll ihn beobachten, schon im Winter-Transferfenster wollte ihn Inter Mailand unbedingt verpflichten.

Wie Salihamidzic der SportBild verriet, hätte es eine "finanziell attraktive Anfrage" gegeben: "Aber das Sportliche geht bei uns immer vor. Benji ist für uns in der Defensive ein sehr wichtiger, variabler Spieler. Wir haben diese Saison sehr große Ziele, darum wollen und können wir auf ihn nicht verzichten." Eine Rolle spielte bei der abgelehnten Offerte wohl ausgerechnet PSG. Wäre Pavard zu Inter gewechselt, hätten die Italiener dem Vernehmen nach einen Wechsel von Milan Skriniar nach Paris gestattet. Doch der FC Bayern wollte eine Verstärkung seines Champions-League-Gegners verhindern.

Pavard blieb also in München - und musste sich auf seiner ungeliebten Position zu allem Überfluss mit einem neuen Rivalen herumschlagen. Auch als Reaktion auf Noussair Mazraouis Herzbeutelentzündung lieh der FC Bayern Außenverteidiger Joao Cancelo von Manchester City aus. Tatsächlich resultierte der Transfer aber nicht in verringerten Spielzeiten für Pavard, sondern in einer Versetzung auf seine Lieblingsposition.

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FC Bayern: Dreierkette als neues Standard-System?

Cancelos Stärkenprofil eröffnete Nagelsmann die Option Dreierketten-System, die er seitdem auch regelmäßig nutzt. Weil Lucas Hernández wegen seines Kreuzbandrisses bis Sommer ausfällt, ist Pavard der einzige ernsthafte Kandidat für einen Stammplatz neben den gesetzten Matthijs de Ligt und Dayot Upamecano. Dreimal bildete dieses Trio nun bereits die Abwehrkette, unter anderem bei den beiden bisher besten Rückrundenspielen im DFB-Pokal gegen den FSV Mainz 05 (4:0) sowie gegen PSG.

Vor allem in Paris zeigte die Defensive eine kollektiv starke Leistung, das Star-Ensemble von PSG kam nur auf einen schwachen Expected-Goals-Wert von 0,83. Über weite Strecken des Spiels waren Messi und Neymar komplett ausgeschaltet, Chancen erarbeitete sich PSG lediglich in der Schlussphase nach Kylian Mbappés Einwechslung. Um Gelb vorbelastet nicht den flinken Franzosen verteidigen zu müssen, wechselte Pavard in dieser Phase von halbrechts auf halblinks, wo er kurz vor Schluss für sein Foul an Messi trotzdem Gelb-Rot sah.

Beim Rückspiel in München muss Nagelsmann Pavard ersetzen, ansonsten könnte sich die Dreierkette als Standard-System etablieren - und Pavard somit als Stamm-Innenverteidiger. Erschien eine Zukunft des 26-Jährigen in München nach dessen öffentlichen Forderungen vor drei Monaten noch äußerst unwahrscheinlich, dürften sich die Aussichten nun geändert haben. Die SportBild berichtete zuletzt von einer Aussprache zwischen Nagelsmann, Salihamidzic und Pavard - und einem guten Gefühl der Bayern-Verantwortungsträger hinsichtlich einer langfristigen Zusammenarbeit.

FC Bayern München: Die nächsten Spiele des FCB

DatumUhrzeitWettbewerbGegner
18. Februar15.30 UhrBundesligaBorussia Mönchengladbach (A)
26. Februar17.30 UhrBundesligaUnion Berlin (H)
04. März18.30 UhrBundesligaVfB Stuttgart (A)
08. März21 UhrChampions LeagueParis Saint-Germain (H)
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