Richtig von Klopp, richtig für den BVB

Jürgen Klopp wird Borussia Dortmund zum 30. Juni 2015 verlassen
© getty

Jürgen Klopp verlässt Borussia Dortmund nach sieben Jahren zum Saisonende. Diese Nachricht kommt für den BVB einem Schock gleich. Doch für Klopp ist es die richtige Entscheidung - und die Borussia sollte dafür dankbar sein. Die SPOX-Redakteure Jochen Tittmar und Fatih Demireli kommentieren den Rücktritt des Dortmunder Trainers.

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Danket Klopp

von Jochen Tittmar

Wenn man am Mittwochnachmittag die mit Spannung erwartete Pressekonferenz von Borussia Dortmund über den vom Verein zur Verfügung gestellten Livestream im Internet verfolgen wollte, bekam man bisweilen eine Fehlermeldung zu sehen. Die Server wurden aufgrund des hohen Ansturms in die Knie gezwungen.

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Das ist kein Wunder, denn jeder Fußballinteressierte wollte natürlich zugucken und zuhören, wie Jürgen Klopp seinen Abgang begründete. Doch anstatt des Live-Bilds aus dem Signal Iduna Park erschien eine Grafik. Der Wortlaut: "Entschuldige, das hätte nicht passieren dürfen."

Ein Satz, der wie die Faust aufs Auge passte, wenn man sich die emotional-traurige Stimmung vergegenwärtigt, die während der Pressekonferenz herrschte und besonders an Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Michael Zorc abzulesen war.

Klopp überstrahlte alles

In Klopp verlieren Watzke und Zorc den Hauptgrund für den steilen Aufstieg des BVB. Seine Arbeit legte den Grundstein für mehrere Titelgewinne, aus denen ein enormes Wirtschaftswachstum und letztlich die neue Marke BVB resultierten. Watzke dürfte nicht übertrieben haben, als er sagte, jeder, der Borussia zugeneigt ist, werde Klopp auf ewig dankbar sein.

Doch auch wenn dieser 15. April ein bitterer Tag für Dortmund bleiben wird, sollte der BVB Klopp für seine unpopuläre Entscheidung auch dankbar sein. Dafür, dass Klopp in sich hinein horchte und für sich schlussfolgerte, der weiteren Entwicklung des Vereins im Wege zu stehen - und die Größe bewies, deshalb auch die Reißleine zu ziehen.

Denn wie Watzke und Zorc immer wieder betonten: Sie hätten Klopp wohl niemals entlassen. Es wäre ihnen zumindest extrem schwer gefallen. Doch vielleicht wäre ihnen dafür auch nie ein Grund augenscheinlich geworden, weil für sie die Anzeichen unsichtbar blieben, die Klopp nun für sich feststellte.

Der Name Klopp wurde im Laufe seiner langen Amtszeit immer größer, er überstrahlte Verein wie Mannschaft seit Jahren. Auch wenn die sportliche Entwicklung davon zunächst nicht beeinträchtigt schien, birgt dies immer auch die Gefahr, den Blick auf die Realitäten zumindest zu vernebeln.

Art des Fußballs muss erneuert werden

Diese Problematik stand Klopp jetzt offenbar zu sehr im Weg. Er sprach in seiner Stellungnahme vom Fluch der guten Tat und meinte damit die erfolgreiche Vergangenheit, die sich auf den Schultern des Vereins zu einer Zentnerlast aufgetürmt und ihn daran gehindert hat, sportlich weiter voranzukommen.

Klopps Initiative hilft dem Verein vor allem beim angedachten Umbruch im Sommer. Dessen personelles Ausmaß hängt zwar noch von der möglichen Teilnahme an einem internationalen Wettbewerb ab, doch schon jetzt steht fest: Die Mannschaft des BVB braucht nach den Misserfolgen in dieser Saison dringend einen neuen Geist, neue Reize und Impulse. Mit dem bloßen Austausch von Spielern ist es nicht getan, Dortmund muss auch die Art seines Fußballs erneuern.

Das kann ein neuer Mann an der Seitenlinie unbefangener tun als Klopp. Viel wichtiger jedoch: Sowohl der Mannschaft, als auch dem Verein nimmt der Klopp-Nachfolger die Last der vergangenen Triumphe. Ein neutraler Neustart ist nun möglich. Dieser hätte unter Klopp nicht funktioniert.

Seite 1: Danket Klopp - der Kommentar von Jochen Tittmar

Seite 2: Rational und nicht emotional - der Kommentar von Fatih Demireli

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