Die Buzzerbeater
Viele Serien verliefen ein wenig zu deutlich. Wer nach Spannung suchte, wurde bei einzelnen Spielen aber definitiv fündig. Auf die Spitze trieben es die Bulls und Cavs. Am Freitag erhielt Derrick Rose Sekunden vor dem Ende den Ball. Ein erfolgreicher Wurf brächte den Sieg, klatscht der Ball nur auf den Ring, ginge es immerhin noch in die Verlängerung. Doch Rose hatte nur wenig Lust auf Überstunden. Über Tristan Thompson hinweg wurde er den Dreier los. Buzzer! Brett! Drin!
Das United Center explodierte - und war kaum zwei Tage später auch schon wieder so still, dass man Karl Malone beim Freiwurf vor sich hin murmeln hätte hören können. Wieder deutete einiges auf Verlängerung hin. Wieder war noch Zeit für einen letzten Wurf. Wieder war er drin. Diesmal hatte jedoch LeBron James über Jimmy Butler getroffen und damit den Anfang vom Playoff-Ende der Bulls eingeleitet.
Man musste allerdings nicht zwingend einen Platz im United Center eingenommen haben, um bis zur Schlusssirene über den möglichen Ausgang des Spiels im Unklaren gelassen zu werden. So trafen sich die Wizards und Hawks Sekunden vor dem Ende bei 101 Punkten. Und in solchen Fällen zählt nun mal nur die Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Paul Pierce bekommt also den Ball, wird seinen Wurf trotz engster Verteidigung der Hawks los und trifft. Die Wizards gewinnen und Pierce legt los...
Paul Pierce
"Ich sauge all das immer noch auf. So viele Erfahrungen dieser Art werde ich ja nicht mehr machen", sagte Paul Pierce nach seinem Buzzerbeater gegen die Hawks. Und tatsächlich. Der ehemalige Celtic genoss die Playoffs 2015 in vollsten Zügen. Da war die Erstrundenserie gegen Toronto, vor der er sich erst einmal den Groll ganz Kanadas auf sich zog, indem er den Raptors absprach, das "gewisse Etwas" zu besitzen.
"The Truth" beließ es jedoch nicht bei verbalen Provokationen, er machte auf dem Court weiter. Spiel eins sicherten sich die Wizards vor allem dank der hervorragenden Vorstellung des Paul Pierce. Der Ton für eine überraschend einseitige Erstrundenserie war gesetzt.
Wirklich aufgedreht hat Pierce allerdings erst in Runde zwei. Dort traf er nicht nur besagten Buzzerbeater, verbal setzte "The Truth" noch einen drauf. Ob er vor seinem Wurf, der nur über das Brett seinen Weg durch die Reuse gefunden hatte, "Bank" angesagt habe, wollte ESPN-Reporter Chris Broussard nach der Partie wissen. "I called game", antwortete Pierce mit der trockenen Selbstverständlichkeit eines Veteranen.
Und Pierce war noch nicht fertig. Als Dennis Schröder den Buzzerbeater auf der Pressekonferenz als "Glückswurf" bezeichnete, konfrontierte ihn der Finals-MVP von 2008 mit seiner Version der Wahrheit. "Wahrscheinlich sagt er das, weil er noch etwas jung ist", sagte Pierce. "Er hat das während der vergangenen 17 Jahre eben noch nicht live mitbekommen". Wahrscheinlich habe es Schröder bei 2k versucht, aber nicht geschafft. Pierce mag zwar nicht mehr der Jüngste sein, in entscheidenden Situation macht ihm aber immer noch niemand etwas vor - ob spielerisch oder verbal.
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Überraschend geglänzt
Sie gehören zu den Playoffs wie einst der Shimmy Shake zu Mark Jackson: Die, mit denen eigentlich niemand rechnet, die plötzlich aber eine ganz zentrale Rolle einnehmen. Der vielleicht prominenteste machte LeBron James' Leben während der Finals so schwer, wie es gegen einen vierfachen MVP im Alles-oder-Nichts-Modus eben geht und stand am Ende im Zentrum des Titels der Warriors.
Gerechnet hatte damit selbstverständlich niemand. Immerhin war Andre Iguodala bis zu Spiel vier der Finals während der gesamten Saison nicht einmal gestartet. Drei Spiele und einige herausragenden Leistungen später war er nicht nur Champion, sondern wurde auch noch zum Finals-MVP ernannt.
Ganz so weit brachten es Corey Brewer und Josh Smith zwar nicht. Dafür sorgten die beiden dafür, dass die Rockets überhaupt noch Chancen auf die Conference Finals hatten. In Spiel 6 gegen die Clippers lag Houston deutlich zurück, James Harden und Dwight Howard saßen auf der Bank. Also legte Brewer im letzten Viertel eben 15 Punkte auf und J-Smoove traf unfassbare 4 seiner 7 Dreier. Der Rest ist bekannt.
Der Ausgang der Finals ebenfalls. Dass auf der größten Bühne ein kleiner Australier einen für die Cavs derart positiven Einfluss nehmen könnte, damit konnte allerdings keiner rechnen. Matthew Dellavedova durfte nach Kyrie Irvings Verletzung starten und bereitete Steph Curry kurzzeitig nicht zu erwartenden Probleme. Damit setzte Delly seinen in den Playoffs zuvor bereits guten Leistungen die Krone auf. Am Ende ging ihm allerdings ein wenig die Luft aus.
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