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Top 5: Die wichtigsten Erkenntnisse aus Woche 17 in der NFL

SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt zurück auf Woche 17 in der NFL
© getty
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5. Mini Mock Draft: Ein erster Blick auf die Offseason

Mit den Ergebnissen in Woche 17 nimmt auch die Draft-Spitze immer konkretere Formen an. Die Niederlage der Cardinals gegen Atlanta garantiert Arizona einen Top-6-Pick, die Broncos manifestieren den Nummer-3-Pick - für die Seahawks, wohlgemerkt. Houston ist noch eine weitere Niederlage - oder einen Bears-Sieg - vom sicheren Nummer-1-Pick entfernt.

Genau wie die Draft-Reihenfolge stecken auch meine Draft-Vorbereitungen noch in der Frühphase, der erste Überblick über die kolportierten Top-Prospects ist gerade erst abgeschlossen, die ersten detaillierten Profile sind in Arbeit.

Einen ersten, sehr frühen Blick auf den Draft zu werfen, ist an diesem Punkt der Saison, in der für viele Teams die Offseason immer stärker in den Fokus rückt, trotzdem spannend. Um einen ersten Überblick, ein erstes Gespür dafür zu bekommen, wie die Top-5 aussehen könnte, welche Spieler hier in Frage kommen - und welche Szenarien denkbar erscheinen.

So ist diese Übung hier auch zu verstehen. Für manche Teams geht jetzt der volle Blick auf die Playoffs, und diese Teams werden noch ausreichend Zeit und Würdigung über die nächsten Tage und Wochen bekommen. Dann aber rückt das Thema Offseason-Strategien zunehmend in den Vordergrund - und damit die Teams, die in diesem Jahr ganz weit weg sind von den Playoffs.

1. Pick: Houston Texans - Bryce Young, QB, Alabama

Ich bin gespannt, ob sich dieser Pick in den unzähligen Mock Drafts dieser Welt bis Ende April noch in größerem Umfang ändert. Vielleicht die größte Frage geht dabei in die Richtung, ob Young mit seinen Maßen sowohl was die Größe, vor allem aber was das Gewicht angeht, bei den Texans durch das Raster der Mindestanforderungen fällt. Das könnte diesen Pick dann hochspannend machen; dass die Texans aber auf einen Quarterback gehen, steht für mich außer Frage.

2. Pick: Chicago Bears - Jalen Carter, DT, Georgia

Wenn die Bears am Ende den Nummer-2-Pick haben, könnte ich mir gut vorstellen, dass Ryan Poles sehr gewillt wäre, nach unten zu traden. Chicagos Kader hat viele Lücken, und die Bears könnten mehr hohes Draft-Kapital dringend gebrauchen. Mit den Seahawks und den Cardinals dahinter, die mutmaßlich nicht im Quarterback-Markt sein werden, könnten Teams aber auch auf einen niedrigeren Preis zocken, und eher den dritten oder vierten Pick als Trade-Ziel anpeilen - natürlich auf die Gefahr, dass dann ein anderes Team ihnen zuvorkommt. Bleiben die Bears an 2, ist Carter für mich die logischste Wahl: Ein Elite-Defensive-Tackle-Prospect, auf der Position, die für Matt Eberflus' Defense noch mehr als der Edge-Rusher Dreh- und Angelpunkt ist.

+++ Mock-Trade: Die Panthers traden mit den Seahawks +++

3. Pick: Carolina Panthers (via Seahawks, via Broncos) - Will Levis, QB, Kentucky

Wenn ich auf den kommenden Draft schaue, dann gibt es aus Team-Perspektive ein Thema, das mir mehrfach aufgefallen ist: Es gibt ungewöhnlich viele Teams, bei denen ich mir ziemlich sicher bin, dass sie auf einen Quarterback im Draft gehen werden. Die Texans stehen an einem Punkt in ihrem Rebuild, an dem eine Veteran-Lösung keinen Sinn ergibt. Ähnlich könnte man bei den Falcons argumentieren, sollte man nicht sehr viel von Desmond Ridder halten. Die Panthers, genau wie die Colts, haben es jetzt wiederholt mit Routiniers versucht, und sollten beide an einem Punkt angekommen sein, an dem der klare Fokus auf einem jungen Franchise-Quarterback liegt. Nicht zuletzt, in beiden Fällen, zusätzlich gepusht durch den jeweiligen Owner. Levis' Potenzial ist enorm und gerade Teams, die schon lange händeringend nach einem Franchise-Quarterback suchen, könnte er mit seiner Upside und seinen physischen Tools an einen Spieler wie Josh Allen erinnern.

4. Pick: Arizona Cardinals - Will Anderson, Edge, Alabama

Für die Cardinals wäre das ein fraglos guter Verlauf: Zwei Quarterbacks sind bereits weg, damit könnte ihr Pick auch ein begehrtes Trade-Ziel sein, sollte noch jemand vor die Colts kommen wollen; sollte nur ein Quarterback in der Top 3 vom Board gehen, wäre das hier vermutlich der Trade-Sweetspot für den zweiten Kandidaten. Auf der anderen Seite garantieren zwei frühe Quarterback-Picks, dass mindestens eines der defensiven Ausnahme-Talente fällt. Anderson wäre hier dementsprechend ein Best-Case-Szenario, für ein Team, das dringend in seine Defensive Line investieren muss und das einen Nummer-1-Pass-Rusher dringend benötigt. Anderson ist diese Art Spieler, er könnte Arizonas Defense transformieren.

5. Pick: Indianapolis Colts - C.J. Stroud, QB, Ohio State

Wir können stark davon ausgehen, dass die Colts in der kommenden Saison mit einem neuen Head Coach an den Start gehen werden. Der GM dagegen? Das steht auf einem anderen Blatt, und Chris Ballard scheint eine reelle Chance zu haben, noch eine weitere Quarterback-Entscheidung für die Colts treffen zu dürfen. Wenn ich an Ballards Profil als GM denke, dann ergibt Stroud hier durchaus Sinn, selbst wenn eine größere Wildcard wie Will Levis noch zu haben gewesen wäre. Stroud ist die "sichere" Lösung; ein Quarterback, bei dem man zuversichtlich sein kann, solange man ihm gute Umstände baut. Auf wen die Wahl letztlich auch fällt, ich gehe fest davon aus, dass die Colts in der ersten Runde einen Quarterback nehmen werden. Die Zeit der Veterans und Übergangslösungen sollte vorbei sein.

Eigentlich wollte ich auf Trades hier noch verzichten, aber ich sehe zu viele Teams - Detroit, Carolina, die Raiders - außerhalb der Top-5, die letztlich viel investieren könnten, um für den zweiten Quarterback vor die Colts zu klettern. Und da es hier mehr um generelle Dynamiken als um konkrete Resultate gehen sollte, wollte ich diese Möglichkeit mit abbilden.

Gleichzeitig aber bin ich auch sehr gespannt darauf, wie die Liga diese Quarterback-Klasse einschätzen wird. Letztes Jahr, als einzig Kenny Pickett (Pick Nummer 20) in den ersten 70 Picks ausgewählt wurde, war die Botschaft unmissverständlich klar: Die Liga hielt nicht viel von den Quarterbacks.

Die Klasse für den kommenden Draft wirkt deutlich stärker, gleichzeitig ist es - und in dieser Hinsicht erinnert es mich ein wenig an 2018 - eine stilistisch sehr vielseitige Klasse. Will sagen: Teams werden vermutlich massiv unterschiedliche Quarterback-Boards am Ende haben, was auch dazu führen könnte, dass die ganz aggressiven Uptrades - also in die Top-5 - vielleicht ausbleiben, und eher Teams in die 7-12-Range klettern werden.

Generell ist mein bisheriger Eindruck der Klasse, dass es - neben dem bunten Quarterback-Potpourri - ein defensiv geprägter Draft ist. Ich habe Stand jetzt nicht den Eindruck, dass es die Elite-Prospects auf Tackle oder Receiver gibt, was diesen Draft schon klar von vergangenen Jahren abgrenzt. Dafür ist insbesondere die Qualität in der Defensive Line in der Spitze außergewöhnlich.

Bis zum Draft wird selbstredend noch viel passieren. Die Top-10-Reihenfolge muss zunächst ausgespielt werden, dann kommen Free Agency und Trades. Und ich kann schon jetzt sagen, dass ich mich auf diese Zeit des Jahres einmal mehr extrem freue.