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Top 5: Die wichtigsten Erkenntnisse aus Woche 3 in der NFL

SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt zurück auf Woche 3 in der NFL.
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2. Die Eagles sind ein ernsthafter Titelkandidat

Wir müssen über die Philadelphia Eagles als ernsthaften Titelanwärter sprechen! Das war ein dominantes Spiel in Washington, von einem Team, das nach drei Spielen die drei eindrucksvollsten Auftritte vorzuweisen hat!

Es gibt in meinen Augen kein Team, das das Thema Roster Building über die letzten Jahre besser angegangen ist als die Philadelphia Eagles.

Hier gibt es sehr viele Details, die zu beleuchten für sich mal einen eigenen Artikel rechtfertigen würden - aber die Basics:

  • Jalen Hurts zu draften, obwohl man Carson Wenz hatte, mit der Idee, dass Hurts entweder ein günstiger High-Level-Backup wird - oder mehr, weil man nie weiß, was passiert.
  • Wentz dann später aufzugeben, obwohl man ihm den teuren Vertrag gegeben und ihn zum Gesicht der Franchise gemacht hatte.
  • Picks zu sammeln, nicht zuletzt mit dem zusätzlichen Trade mit den Saints - welcher, sollte Hurts enttäuschen, dabei helfen kann, erneut auf Quarterback-Jagd zu gehen.
  • Und gleichzeitig ein Team aufzubauen, welches Hurts perfekte Umstände bietet, mit dem Trade für A.J. Brown als (vorläufig) finalem Puzzleteil.

Nochmal, hier gibt es deutlich mehr Nuancen, aber diese Eckdaten helfen dabei, das aktuelle Bild zu zeichnen, in dem sich dieses Team aktuell befindet. Und hier greifen zwei Themen, über die ich letztes Jahr mehrfach nachdenken musste und auch darüber geschrieben habe: Die Art und Weise, wie Teams eine Baseline kreieren, und wie sie dann das Ceiling hochschrauben.

Die Baseline, da ist meine Meinung mittlerweile relativ gefestigt, findet an der Line of Scrimmage statt - und der dominante Auftritt in Washington unterstrich das eindrucksvoll. Kurz vor der Halbzeitpause hatte Commanders-Quarterback Carson Wentz zwei Completions und hatte bereits sechs Sacks eingesteckt. Und sicher, wir sprechen von einem der schlechtesten Pocket-Manager der letzten Jahre in der NFL, aber der Punkt ist: Mit einer dominanten Defensive Line kann man so vielen Offenses in der NFL gravierende Probleme bereiten, dass man allein damit Spiele gewinnen wird.

Die Offensive Line ist der andere Part der "Baseline-Rechnung", und hier ist Philadelphia im Verhältnis nochmal stärker als auf der defensiven Seite; die Eagles haben die in meinen Augen klar beste Offensive Line in der NFL aktuell. Und selbst wenn man ansonsten offensiv offene Fragen hat, so erlaubt es einem das, den Ball zu laufen und im Passspiel muss man aus Protection-Gründen nicht eindimensional werden.

Eagles-Offense: Klare Antworten statt offener Fragen

Der Punkt mit den Eagles ist, dass sie mittlerweile kaum noch offene Fragen haben. A.J. Brown gibt ihnen nicht nur den Nummer-1-Receiver, der auch jetzt schon merklich dazu beigetragen hat, die Mitte des Feldes für Jalen Hurts zu öffnen. Etwas, womit Hurts letztes Jahr in seiner ersten Saison als NFL-Starter noch Probleme hatte.

Das Spiel gegen Washington war aber auch das Paradebeispiel dafür, wie der eine Top-Receiver mal das eine Spiel dominieren kann - und dann der andere in der Woche drauf. Den Eindruck zumindest hatte man, wenn man DeVonta Smith am Sonntag sah. Es war nicht so, als wäre Smith regelmäßig offen gewesen, auch wenn Brown aufs Jahr gesehen fraglos auch Räume für seinen Nebenmann öffnen wird. Aber gegen Washington dominierte Smith einfach individuell mehrfach Gegenspieler am Catch Point.

Dass wir in den ersten drei Wochen der Saison schon gesehen haben, wie A.J. Brown Spiele an sich reißen kann und wie DeVonta Smith Spiele an sich reißen kann, ist extrem ermutigend für die Eagles, die zudem gute Sekundär-Waffen wie Dallas Goedert, einen tiefen Running-Back-Room und Speedster Quez Watkins haben.

Und eben eine dominante Line, hinter der man laufen kann, mit einem Run Game, welches durch das Quarterback-Option-Run-Game obendrauf noch eine Dimension bekommt, welche die Eagles seit etwa Mitte der vergangenen Saison deutlich konstruktiver nutzen und so weitere Mismatches kreieren.

Jalen Hurts: Eine klare Lösung - für jetzt

All das spricht dafür, dass bei den Entscheidungen im Roster-Building vieles richtig gemacht wurde. Und das ist schön und gut, doch um damit auch wirklich ganz oben angreifen zu können, braucht man den Quarterback dafür.

Wir hätten im Frühjahr auf die Eagles blicken können, mit dem Fazit, dass hier ein exzellenter Kader steht, dem nur noch der Quarterback fehlt. Und gänzlich auszuschließen ist dieses Szenario auch noch nicht, aber der Trend geht in eine ganz andere Richtung: Die Entwicklung bei Hurts als Passer ist klar positiv und darf den Eagles Hoffnung geben, dass er zumindest vorübergehend eine exzellente Lösung darstellt.

Ist Hurts ein Quarterback, dem man mal 45 Millionen Dollar pro Jahr zahlt? An dem Punkt bin ich sicher noch nicht. Aber ist er ein Quarterback, mit dem die Eagles jetzt einen Titel gewinnen können? Das denke ich zunehmend!

Der Schedule hilft hier zusätzlich. Philadelphia steht 3-0 und ich würde argumentieren, dass die schwierigsten Partien auf dem weiteren Schedule die Packers in Woche 12 und ... vielleicht die Cowboys in Woche 16 sind? Allzu viele echte Top-Gegner jedenfalls tummeln sich hier auf dem Papier nicht.

Eagles: Die Ausgangslage ist nahezu perfekt

Stand heute sehe ich nicht viele Spiele, in denen Philadelphia Außenseiter sein wird und es ist nicht auszuschließen, dass die Buchmacher die Eagles in jedem weiteren Regular-Season-Spiel für den Rest dieser Saison als Favorit einschätzen. So, wie sie aktuell spielen, fällt es ohnehin schwer, irgendwo in einem einzelnen Spiel aus neutraler Perspektive einen signifikanten Case gegen die Eagles zu entwerfen. Zumal Dallas nach der Prescott-Verletzung in der eigenen Division noch weniger wie eine Bedrohung aussieht.

Und das geht Hand in Hand mit der Qualität in der NFC insgesamt. Wo wir in der AFC die Bills haben, die Chiefs, die Chargers, vielleicht ein Team aus der AFC North, das noch heiß läuft, gibt es diese Breite in der Spitze in der NFC in diesem Jahr so nicht.

Ich denke weiterhin, dass Tampa Bay gut sein wird, wenn die Offense mal länger etwas von Verletzungen verschont bleibt. Die Packers oder Rams könnten sich in der zweiten Saisonhälfte stabilisieren, die 49ers sollten mit Garoppolo und dieser Defense wieder einen hohen Floor haben - aber aktuell sind sie ganz eindeutig nicht auf dem Level, das die Eagles haben.

Philadelphia hat eine echte Chance, in der NFC vorneweg zu marschieren und als Top-Seed in die Playoffs einzuziehen; von da aus sind es nur noch zwei Heimsiege bis zum Super Bowl.

Damit blicken wir jetzt sehr weit zurück, das ist mir durchaus bewusst. Aber wenn wir über die Teams sprechen, die sich nach drei Wochen im obersten Kreis der Titelanwärter festgespielt haben, gehören die Eagles neben den Bills und den Chiefs für mich in das oberste Top-Tier und sind in einer fantastischen Situation, um das auszusetzen.