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Power Ranking zum Saisonstart: Die Bills sind der Topfavorit - Seahawks im Keller

SPOX-Redakteur Adrian Franke sortiert alle 32 Teams im Power Ranking zum Saisonstart.
© getty
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24. Cleveland Browns

Zumindest können die Browns nach dem nunmehr feststehenden Liga-Urteil im Fall Deshaun Watson mit Gewissheit für die kommende Saison planen: Jacoby Brissett wird die ersten elf Spiele als Starter bestreiten, dann kehrt Watson zurück - und es ist gut vorstellbar, dass der Playoff-Zug bis dahin bereits abgefahren ist. Cleveland hat eine gute Offensive Line - wenngleich nach dem Abgang von J.C. Tretter sowie der Verletzung von Nick Harris die Center-Position ein echtes Fragezeichen darstellt -, sowie ein tiefes Backfield und eine extrem talentierte Defense. Aber Brissett ist letztlich ein sehr guter Backup, als Starter allerdings auf den hintersten Plätzen im Liga-Vergleich einzusortieren. Das bedeutet, dass die Browns in den ersten elf Spielen mit dem Run Game dominieren und defensiv Woche für Woche Spiele eng halten müssen; ein permanenter Drahtseilakt. Mit einem der schwächsten Starting-Quarterbacks sowie einer Receiver-Gruppe mit vielen Fragezeichen hinter Amari Cooper wird das eine echte Herkulesaufgabe. Auch wenn ich denke, dass die Defense, sofern die Interior Defensive Line halbwegs standhält, Top-8-Potenzial hat.

23. Washington Commanders

Carson Wentz bringt seine mittlerweile bestens dokumentierten Schwächen und Fragezeichen mit, welche auch die Coaches und Fans in Washington vermutlich früher oder später auf die Palme bringen werden. Aber bei aller berechtigter Kritik an Wentz ist auch klar, dass er ein klares Upgrade gegenüber den Quarterback-Optionen des Vorjahres darstellt. Terry McLaurin kann das nur gefallen, genau wie die Tatsache, dass Washington mit Erstrunden-Rookie Jahan Dotson jetzt endlich eine legitime Nummer 2 gefunden haben könnte, um McLaurin zu entlasten. Die Commanders sollten mit ihrer Offensive Line, mit McLaurin, mit einem tiefen Backfield und mit einer starken Defensive Line - in der Chase Young die ersten Wochen der Saison allerdings verletzt verpassen wird - einen soliden Floor haben. Letztlich stellt sich anschließend daran aber die gleiche Frage wie im Vorjahr bei Wentz und den Indianapolis Colts: Wie hoch ist das Potenzial eines soliden Teams mit Carson Wentz als Quarterback?

22. Pittsburgh Steelers

Wenn man aus der Steelers-Preseason neben dem George-Pickens-Hype eine weitere positive Beobachtung mitnehmen möchte, dann wäre es für mich am ehesten der Hinweis darauf, dass Matt Canada zumindest einige schematische Antworten finden wird, wie er die Offensive Line entlasten und seinen Quarterback dazu bringen kann, den Ball schneller zu verteilen. Unabhängig davon, welcher Quarterback spielt; vermutlich werden wir ohnehin Trubisky und Pickett früher oder später beide sehen. Und: Die Steelers haben die Waffen, um Gegner auf verschiedenste Arten zu attackieren. Mit Pickens sind sie hier jetzt zusätzlich flexibel, Claypool könnte als Big Slot aufgestellt werden, mit Pickens und Diontae Johnson außen. Und wir wissen, dass defensiv zumindest der Pass-Rush exzellent sein wird, mit einer Secondary, die als Komplementär-Teil dazu funktioniert. Dass Mike Tomlin mit dieser Formel Spiele gewinnen kann, hat er in den vergangenen Jahren oft genug gezeigt - gilt das auch mit der neuen Quarterback-Situation?

21. New England Patriots

Der Tenor blieb das gesamte Camp über unverändert: Die Offense hat noch enorme Synchronisierungsprobleme - und das kommt nur bedingt überraschend. Wenn man einen der besten Offensive Coordinators in Josh McDaniels verliert, diesen dann durch Defense- und Special-Team-Spezialisten in Person von Matt Patricia und Joe Judge ersetzt und dann noch eine neue Offense installieren will, sind Probleme programmiert. Und ob diese mit der Zeit signifikant gelöst werden, steht in den Sternen, genau wie die Antwort auf die Frage, inwieweit diese Umstellungen die Entwicklung von Quarterback Mac Jones torpedieren könnten. Ein holpriger Saisonstart scheint auf dieser Seite des Balls fast unausweichlich, während die Defense zum ersten Mal seit Jahren ohne einen klaren Top-Nummer-1-Corner an den Start geht und sich vermutlich auch schematisch etwas anders präsentieren wird. Gut vorstellbar, dass Bill Belichick alle Skeptiker - zu denen ihr mich dazuzählen könnt - Lügen straft, aber diese offensive Herangehensweise hat für meinen Geschmack viel zu viele Fragezeichen.

20. Carolina Panthers

Was für einen Unterschied ein Quarterback-Upgrade doch machen kann: Anfang Juni hatte ich die Panthers, damals noch mit Starter Sam Darnold, auf Rang 28 einsortiert - nach dem überfälligen Trade für Baker Mayfield sind die Panthers zwar nicht über Nacht zum Titelanwärter aufgestiegen, aber Carolina sollte merklich kompetitiver sein. Die Line ist besser als im Vorjahr, auch wenn Rookie-Tackle Ickem Ekwonu hier das große Fragezeichen bleibt. Carolina hat ein gutes Waffenarsenal und eine talentierte Defense mit den Säulen Brian Burns, Shaq Thompson, Jeremy Chinn und Jaycee Horn. Die Panthers haben eine reelle Chance auf rund acht Siege, wenn Mayfield fit bleibt, wenn McCaffrey fit bleibt und wenn Ben McAdoo eine Offense entwirft, die zu Mayfields Stärken passt. Viel höher aber sehe ich das Ceiling nicht.

19. Tennessee Titans

Es ist nicht leicht, die Titans-Offense qualitativ zu prognostizieren, deshalb der einfachere Teil zuerst: Tennessees Defense sollte - auch wenn die Verletzung von Harold Landry ein Rückschlag ist - erneut ziemlich gut sein. Das wurde sie bereits im Laufe der vergangenen Saison, und das mit einer klaren Identität: Eine extrem physische Front, die von Stunts und angetäuschten Pressure-Looks lebt. Ein Linebacker-Duo mit Reichweite und eine explosive Cornerback-Gruppe; inklusive Caleb Farley, der sich in Woche 6 das Kreuzband gerissen hatte und der mit Fulton ein hochtalentiertes Cornerback-Duo bildet. Und natürlich eines der besten Safety-Duos der Liga. Hier sollte Tennessee Gegnern Probleme bereiten könne, doch die Frage lautet: Inwieweit muss die Defense die Offense tragen? Ist die Line nach weiteren Abgängen gut genug, um den Run-heavy Ansatz umzusetzen? Kann Treylon Burks im Laufe der Saison zumindest dazu beitragen, den Verlust von A.J. Brown aufzufangen? Und wie funktioniert Ryan Tannehill, sollte er als Pocket-Passer die Offense tragen müssen? Viele Fragezeichen, und bei den meisten tendiere ich für die kommende Saison eher zu einer negativeren Prognose.

18. New Orleans Saints

Die Saints haben eine echte Chance auf ein Wildcard-Ticket in der NFC - falls alle Rädchen zügig ineinander greifen. Da wäre Offensive Coordinator Pete Carmichael, der zwar über 15 Jahre lang unter Sean Payton in New Orleans gearbeitet hat, jetzt aber auch erst einmal zeigen muss, dass er eine Offense zumindest ähnlich gut dirigieren kann. Da wäre das neue Receiver-Trio bestehend aus Michael Thomas, Jarvis Landry und Rookie Chris Olave - wie schnell harmonieren die drei miteinander, sowie mit Quarterback Jameis Winston? Die Offensive Line könnte zum ersten Mal seit Jahren statt einer Stärke eine Schwachstelle sein, zumal Erstrunden-Tackle Trevor Penning jetzt erst einmal länger ausfällt. Da wäre natürlich auch Winston selbst, der zwar im Vorjahr angedeutet hat, dass er auch als Game Manager fungieren kann, doch wie sieht das ohne Sean Payton und hinter einer potenziell wackligeren Line aus? Und kann die Defense ihr hohes Level halten obwohl Ex-Coordinator Dennis Allen jetzt auch Head-Coach-Aufgaben übernehmen muss? Das Talentlevel in diesem Team ist nach wie vor hoch, aber die Bandbreite an möglichen Resultaten ebenfalls.

17. Miami Dolphins

Der Begriff "Make-or-Break-Jahr" wurde für eine Situation wie die von Tua Tagovailoa vor dem Start der kommenden Saison gemacht. Letztes Jahr war die Offense unfassbar eindimensional, lebte von Run Pass Options und sehr simplen, sehr vielen kurzen Pass-Designs. Man kann und muss hier auf die Offensive Line verweisen, und gleichzeitig steht aber auch die Frage im Raum, inwieweit Tua selbst in der Lage ist, eine High-End-Offense auf dem NFL-Level zu dirigieren. Mit Tyreek Hill und Jaylen Waddle hat er das Waffenarsenal, die Line ist noch nicht sorgenfrei, aber deutlich verbessert und die Offense, die Mike McDaniel mitbringt, ist bekanntermaßen Quarterback-freundlich. Kurzum: Es sollte keine Ausreden geben und falls Tua der Franchise-Quarterback ist, den sie sich in Miami vor drei Jahren im Draft erhofft hatten, sollte das eine Top-10-Offense sein können. Und die Defense hat immer noch Talent, eine Top-Secondary - wenn auch vorerst ohne Byron Jones -, einen verbesserten Pass-Rush und zumindest was das Grund-Scheme angeht, wird sich die Brian-Flores-Identität mit Josh Boyer fortsetzen. Falls Tua also überzeugt, ist Miami ein Playoff-Kandidat. Falls nicht, erwartet uns eine sehr brisante Offseason in South Beach.