NFL

Power Ranking zum Saisonstart: Die Bills sind der Topfavorit - Seahawks im Keller

SPOX-Redakteur Adrian Franke sortiert alle 32 Teams im Power Ranking zum Saisonstart.
© getty
Cookie-Einstellungen

16. Dallas Cowboys

Die Verletzung von Left Tackle Tyron Smith war der Negativ-Höhepunkt einer Cowboys-Offseason, die generell betrachtet nicht gerade einfach war. Die Art und Weise, wie man Amari Cooper "verscherbelt" hat, der Abgang von La'el Collins, die Art und Weise, wie Randy Gregory das Team letztlich verlassen hat, der noch immer anhaltende Recovery-Prozess von Michael Gallup - es hängen sehr viele Fragezeichen über den Cowboys, die jetzt dann ihre Offensive Line in mehreren Bereichen neu zusammenstellen müssen. Zack Martin ist der einzige echte Fixpunkt, Rookie Tyler Smith wird früh im Rampenlicht stehen. Das gilt auch für CeeDee Lamb, der gerade früh in der Saison eine Receiver-Gruppe tragen muss, die komplett ungewiss daherkommt. Dementsprechend groß wird auch die Herausforderung für Dak Prescott. Und auf der defensiven Seite kann man nicht davon ausgehen, dass die enorme Turnover-Production der vergangenen Saison wiederholt wird. Parsons könnte noch mehr als Pass-Rusher eine Rolle spielen, umso mehr mit der späten Verpflichtung von Anthony Barr. Kann Trevon Diggs sich in einen echten Top-Corner entwickeln, auch wenn die Interceptions drastisch weniger werden? Mit Prescott, Lamb, Parsons und Demarcus Lawrence sehe ich Dallas nach wie vor im Playoff-Rennen, aber in der eigenen Division fallen sie für mich hinter Philadelphia zurück.

15. Minnesota Vikings

Ist Kevin O'Connell derjenige, der aus einem Team, das unter Mike Zimmer im Mittelmaß festgefahren schien, signifikant mehr rausholen kann? Das Potenzial ist immer noch da: Justin Jefferson ist bereits einer der besten Receiver in der NFL, und es wäre keine Überraschung, wenn er die Liga in Receiving-Yards anführen würde. Adam Thielen ist ein wenig in die Jahre gekommen, aber noch immer eine gute Nummer zwei, Minnesota hat ein gutes Tackle-Duo und ein genauso tiefes wie explosives Backfield. Irv Smith muss fit bleiben und die Interior Offensive Line muss halbwegs standhalten, dann hat die Offense immenses Potenzial. Und die Defense sollte auch verbessert sein, mit Za'Darius Smith und Danielle Hunter als neuem Pass-Rush-Duo, einer verbesserten Interior Defensive Line und zwei hoch gepickten Rookies in Lewis Cine und Andrew Booth, die beide auf Snaps drängen werden. Die Vikings kommen auf der Seite des Balls langsam in die Jahre, wenn man Säulen wie Harrison Smith, Eric Kendricks, Patrick Peterson oder jetzt auch Smith betrachtet. Aber dieses Team sollte eine reelle Playoff-Chance haben - abhängig davon, wie viel mehr O'Connell aus der Offense herausholen kann.

14. Indianapolis Colts

Ich mag die Upgrades in Indianapolis. Matt Ryan statt Carson Wentz, Alec Pierce statt Zach Pascal, Yannick Ngakoue statt Al-Quadin Muhammad, Stephon Gilmore statt Rock-Ya Sin, Nick Cross (oder Rodney McLeod) statt Andrew Sendejo - das sind mehrere, teilweise enorme, Upgrades auf den absoluten Premium-Positionen, und es wäre schon sehr merkwürdig, wenn sich das nicht bemerkbar machen würde. Dafür ist das Coaching zu gut, Frank Reich war der Hauptgrund dafür, dass Carson Wentz letztes Jahr alles in allem gute Stats ablieferte. Mit Matt Ryan sollte die Offense ganz andere Möglichkeiten haben, Michael Pittman ist für mich ein klarer Breakout-Kandidat, und als jemand, der Alec Pierce und auch Rookie-Tight-End Jelanis Woods vor dem Draft sehr mochte, bin ich gespannt, wie Reich die beiden einsetzt. Die Offensive Line enttäuschte, gemessen an den Erwartungen, im Vorjahr, auch hier sollte man Besserung erwarten, mit der Left-Tackle-Position als offensichtlichem Fragezeichen. Die Defense macht eine strukturelle Umstellung unter Gus Bradley durch und wird vermutlich aggressiver und simpler verteidigen als zuletzt unter Matt Eberflus. Ich sehe die Colts als ein Team, das einen klaren Schritt im Vergleich zum Vorjahr machen sollte, das die Division gewinnen sollte - aber das in der AFC immer noch eine ganz klare Stufe hinter der Spitzengruppe einzusortieren ist.

13. San Francisco 49ers

Naturgemäß fokussiert sich in San Francisco alles auf Trey Lance. Nachdem die Offense mit Jimmy Garoppolo jahrelang einen hohen Floor hatte, aber nie dieses Besondere, diesen X-Faktor mit in die Waagschale werfen konnte, ist Lance der Spieler, der das ermöglichen kann. Seine Upside, ob als Runner oder in puncto Armtalent, ist enorm - die offensichtliche Frage lautet, wie viel davon er nach zwei Jahren mit kaum Spielpraxis direkt auch Woche für Woche abrufen kann. Schlägt Lance direkt ein, sind die Niners ein Top-10-Team und ein Titelanwärter. Aber ein gewisses Maß an Sand im Getriebe lässt sich durchaus prognostizieren, auch weil die Interior Offensive Line mit ziemlich beachtlichen Fragezeichen daherkommt. Aaron Banks, Jake Brendel und Spencer Burford könnten die drei Spots besetzen, nachdem Alex Mack und Laken Tomlinson weg sind und Daniel Brunskill vorerst verletzt ausfällt. Das wäre eine extrem unerfahrene Interior Line, mit einem unerfahrenen Quarterback dahinter. Davon abgesehen ist das ein Team mit Elite-Talent: Deebo Samuel, George Kittle und Trent Williams, während Brandon Aiyuk eine Breakout-Saison hinlegen könnte, sowie Arik Armstead, Nick Bosa und Fred Warner unter anderem defensiv. Die Secondary wurde mit Charvarius Ward verstärkt, hier bleibt zu hoffen, dass Jimmie Ward (Oberschenkelverletzung) nicht zu lange ausfällt. Das Coaching und das Elite-Talent gibt den Niners einen sehr hohen Floor, die Quarterback-Frage schwebt über allem.

12. Arizona Cardinals

Die ersten sechs Spiele ohne DeAndre Hopkins werden ein interessanter Test für Arizona, in mehrfacher Hinsicht: Kann sich Kliff Kingsbury anpassen, was ihm während der vergangenen Saison nicht gelungen war? Sind mehr 2-Tight-End-Sets eine echte Option, jetzt wo Zach Ertz, Maxx Williams und Rookie Trey McBride zur Verfügung stehen? Kann Marquise Brown die Rolle als Nummer-1-Receiver übernehmen, und vom Start weg mit Kyler Murray an alte Oklahoma-Tage erinnern, ehe er nach Hopkins' Rückkehr in eine 1B-Rolle rutschen kann? Die Offensive Line ist solide, und wenn Murray so spielt wie bis zu seiner Verletzung im Vorjahr, sollte Arizona selbst ohne Hopkins eine gefährliche Offense haben. Die aber wird es auch brauchen, denn insbesondere die Cornerback-Gruppe kommt mit großen Fragezeichen außerhalb von Byron Murphy daher. Kann der nach dem Abgang von Chandler Jones auf mehrere Schultern verteilte Pass-Rush der Coverage helfen? Kann Isaiah Simmons in einer neuen Rolle zu dem Schlüsselspieler werden, den man sich mit dem Nummer-8-Overall-Pick erhofft hatte? Ein Wildcard-Ticket sollte ein realistisches Ziel für Arizona sein, mehr als zehn Siege wären auch mit Blick auf den Schedule gleichzeitig aber eine Überraschung.

11. Las Vegas Raiders

Bei den Raiders kann man es relativ simpel halten: Ist die Offensive Line eine zu schwere Last, welche das Raiders-Schiff namens Playoff-Ambitionen letztlich versenkt? Man kann argumentieren, dass es außerhalb von Left Tackle Kolton Miller ausschließlich Fragezeichen und mögliche Schwachstellen gibt, mit Center Andre James vielleicht noch als zweiter Säule. Alex Leatherwood ist weg, beide Guard-Spots sind wacklig, zumindest aber in Person von Dylan Parham mit Potenzial ausgestattet. Right Tackle könnte nach der Verletzung von Brandon Parker eine enorme Schwachstelle werden, und das alles, während Derek Carr und Co. nach Jahren in der West Coast Offense die Erhardt-Perkins Offense inklusive neuer Terminologie lernen müssen, welche der neue Head Coach Josh McDaniels mitbringt. Auch die Defense macht einen größeren schematischen Umbruch durch, von der eher simplen Gus-Bradley-Version von Pete Carrolls Cover-3 hin zu Patrick Grahams flexibler, vielseitiger Herangehensweise. Die individuelle Qualität mit Carr, Davante Adams, Hunter Renfrow, Darren Waller, Chandler Jones und Maxx Crosby ist hoch, und das auf kritischen Positionen. Deshalb gehören die Raiders für mich auch in die Top 12. Doch die Fragezeichen sind für ein Team, das mit Blick auf seine Kader-Zusammensetzung jetzt im All-In-Fenster ist, nicht gerade klein.

10. Philadelphia Eagles

Die Eagles sind eines der spannendsten Breakout-Potenzial-Teams mit Blick auf die kommende Saison. Philadelphia hat ein beachtliches Team aufgebaut, mit der einen großen Frage: Kann Jalen Hurts den erhofften Sprung machen? A.J. Brown gibt ihnen den physischen X-Receiver, der der Offense gefehlt hat; er sollte auch dabei helfen, die Mitte des Feldes für Hurts zu öffnen und gleichzeitig DeVonta Smith Räume öffnen. Die Offensive Line ist eine der zwei, drei besten Lines in der NFL und in die Defensive Front wurde mit Jordan Davis, Nakobe Dean und Haason Reddick kräftig investiert. Allein die beiden Lines werden Philly durch manches Spiel tragen, durch mehr Investitionen in die Secondary wird Philadelphia auch mehr Möglichkeiten haben, was Flexibilität, Blitzing und generelle Pass-Rush-Kreativität angeht - all diese Dinge fehlten letztes Jahr zu häufig. Der Trade für Chauncey Gardner-Johnson gibt ihnen noch eine defensive Matchup-Waffe dafür. Sollte Hurts qualitativ keinen Sprung mache, traue ich es den Eagles trotzdem zu, erneut um eine Wildcard mitzuspielen. So stark ist der Kader. Entwickelt sich Hurts spürbar weiter, ist das ein Team, das auch in den Playoffs für Furore sorgen kann.

9. Baltimore Ravens

Oldschool, aber anders - so würde ich meine Prognose für die kommende Ravens-Saison beschreiben. Die Defense verkörpert das sinnbildlich: Mit Mike Macdonald wurde ein alter Bekannter als neuer Defensive Coordinator zurückgeholt; ein Coach, der auch jahrelang in Baltimores aggressivem Defense-Stil geprägt wurde. Dieses Element wird also nicht komplett verschwinden, gleichzeitig lässt der bewusst vorangetriebene Coordinator-Wechsel den klaren Schluss zu, dass die Ravens einige Dinge ändern wollen. Das könnte sich mit mehr Zone Coverage und weniger Blitzing bemerkbar machen, aber auch mehr Fokus auf die jetzt tiefe und sehr stark besetzte Safety-Gruppe ist denkbar. Und zumindest in Teilen erwarte ich das offensiv auch: Nämlich dass Baltimore wieder mehr zu seinem Option Run Game und der generellen Dominanz am Boden zurückkehrt, nachdem das im Vorjahr verletzungsbedingt schlicht nicht möglich war. Der Trade von Marquise Brown hinterlässt eine Lücke, die Rashod Bateman zumindest teilweise füllen soll. Gleichzeitig legen die Offseason-Moves der Ravens nahe, dass vielleicht mehr über 2- und 3-Tight-End-Sets funktionieren soll. Womöglich wird das dabei helfen, die Probleme in den Passing-Designs zu kaschieren.