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College Football - Fünf Thesen vor den Championship Games: Alabama gegen Georgia ist das vorweggenommene Finale

Von Johannes Ninow
Die Georgia Bulldogs sind in dieser Saison noch ungeschlagen.
© getty
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Lincoln Riley bei USC wird den College Football verändern

Nach dem letzten Spieltag der regulären Saison ging es Schlag auf Schlag auf dem Trainermarkt. Zunächst verpflichtete Florida Louisianas Billy Napier. Die Gators hatten sich nach der Overtime-Pleite gegen Missouri von Dan Mullen getrennt und setzen nun auf einen Neuanfang unter Napier.

Napier ist der komplette Gegenentwurf zu Mullen. Während Letzterer ein hervorragender Gameday-Coach ist und schon einige Quarterbacks in die NFL gebracht hat, aber so gar keine Lust auf Recruiting hat, hat Napier ein starkes Händchen für die nächste Generation, ist aber nicht gerade bekannt für Spielerentwicklung. Es wird spannend zu sehen sein, ob dieser Weg reicht, um in der SEC wieder oben dabei zu sein.

Der große Knall gelang jedoch USC. Die Trojans schnappten sich niemand Geringeren als Lincoln Riley. Das Offensiv-Genie hatte Oklahoma in seinen fünf Jahren als Head Coach (zuvor eine Saison lang Offensive Coordinator) zurück zu altem Glanz verholfen, zwei Heisman-Gewinner (Baker Mayfield und Kyler Murray) geformt und zwischenzeitlich drei Jahre in Serie die Playoffs erreicht. In dieser Saison kam zwar erstmals leise Kritik an Riley auf, dass er Norman jedoch tatsächlich verlassen würde, glaubte eigentlich niemand. Schon gar nicht für einen anderen Job im College Football, Rileys nächster Schritt wurde eigentlich in Richtung NFL erwartet.

Nach der Niederlage im Bedlam gegen Rivale Oklahoma State hatte Riley sich zunächst noch zu OU bekannt und die Gerüchte um den LSU-Job abgeschmettert. Keine 24 Stunden später kam jedoch der Sprung zu USC. Ein heftiger Paukenschlag, ein Homerun für USC, der das Gleichgewicht im College Football mächtig verändern kann.

College Football: Riley bringt genau das mit, was USC braucht

Warum USC, das trotz seiner schlechten Ergebnissen in den letzten Jahren einer der besten drei Jobs im Land ist, hatten wir schon in den Thesen nach dem Saisonstart detailliert beleuchtet.

Riley bringt nun genau das mit, was USC bitter nötig hat: Er ist ein absolutes Ass als Rekrutierer, der einen Big-Time-Flair mitbringt.

Welchen Einfluss Riley auf das Rekrutieren hat, zeigte sich wenige Stunden nach seinem verkündeten Wechsel. Oklahoma stand an der Spitze der Recruiting Classes für den Jahrgang 2023, fast alle Star-High-Schooler dieser Klasse haben jedoch mittlerweile "de-comitted", allen voran Quarterback Malachai Nelson, der Top-Quarterback seines Jahrgangs.

Nelson ist das Sinnbild für das bisherige Problem USCs und warum Riley die Trojans ganz schnell nach oben führen kann. Nelson stammt aus Los Alamitos, keine 25 Minuten von USCs Campus entfernt, er wäre nach Young, Stroud und Corall der nächste Star-Quarterback gewesen, der die Heimat verlässt. Nur drei Tage später machte er jedoch den Flip zu USC perfekt und folgte Riley.

Rileys Ruf als Offensiv-Guru wird vor allem die zahlreichen Offensiv-Talente in Kalifornien zu USC holen, da besteht keine Frage. Hollywood kann sich auf eine explosive Offense voller heimischer Talente freuen.

Einziges Fragezeichen wird sein, ob Riley die Defense auch in den Griff bekommt. Die war in Oklahoma Jahr für Jahr der große Schwachpunkt und letztendlich auch der Grund, warum Riley eine 0:3-Bilanz in den Playoffs hat. Die Pac12 wird Riley auch ohne Defense dominieren können, ob es dann aber auch zum ganz großen Wurf reicht, muss auch Riley erst noch beweisen. Bei USC hat er nun jedoch alle Möglichkeiten, um Jahr für Jahr ganz oben mitzuspielen.

Am Dienstag war dann LSU dran, den Trainermarkt aufzumischen. Sie sicherten sich völlig überraschend die Dienste von Notre Dames Head Coach Brian Kelly. Kelly war vorher nie als potentieller Wechselkandidat genannt worden, hatte jedoch hinter den Kulissen wohl USC kontaktiert. Als sich USC dann für Riley entschied, griff LSU eben zu. Kelly hatte Notre Dame fünf Jahre in Serie zu zehn oder mehr Siegen geführt, stand mit den Fighting Irish erst letztes Jahr noch in den Playoffs.

Kellys Wechsel kam selbst für ihn ein wenig überraschend. Angeblich verließ er gerade das Haus einen Recruits, den er von Notre Dame überzeugen wollte, als der Wechsel dingfest gemacht wurde und verabschiedete sich von seinen Spielern nur per Gruppen-Email. Nicht die feinste Art - aber so ist das Geschäft eben.

Cristobal ist ein interessanter Name auf dem Trainerkarussell

Damit sind drei Top-Jobs vergeben, in Oklahoma und Notre Dame sind zwei neue frei gewoden und in Miami könnte noch einer frei werden. Oklahoma wurde von Rileys Abgang kalt erwischt und schoss erst einmal ins blaue: Der erste Name, der online die Runde machte, war Kliff Kingsbury von den Arizona Cardinals. Dass Kingsbury überhaut darüber nachdenken würde, den Job in Norman anzunehmen, kann man eigentlich vergessen. Mit den Cardinals ist er voll auf Playoffk-Krs und hat in Kyler Murray einen der jüngeren, aufstrebenden Quarterbacks zur Hand, mit dem das Titelfenster noch eine ganze Weile lang offen sein wird.

Das Bowl Game der Sooners wird zunächst OU-Legende Bob Stoops (von 1999 bis 2016 Head Coach, Meister 2000) interimsmäßig übernehmen. Aussichtsreichster Kandidat für nächste Saison scheint mittlerweile ein ehemaliger Stoops-Schützling zu sein: Brent Venables, derzeit bei Clemson der vielleicht beste Defensive Coordinator im College Football, war von 1999 bis 2011 unter Stoops schon DC in Oklahoma und könnte nun den Weg zurück nach Norman finden.

Zu viele Top-Kandidaten gibt es auch nicht mehr. LSUs ursprünglicher Wunschkandidat Mel Tucker hat bei Michigan State eine massive Vertragsverlängerung bekommen. Gleiches gilt für James Franklin (Penn State), Hugh Freeze (Liberty) und Mark Stoops (Kentucky).

Ein interessanter Name im Trainerkarussell könnte Mario Cristobal sein. Oregons Head Coach fährt noch gar nicht so lange auf dem Karussell mit. Hätten die Ducks nämlich die Playoffs erreicht, wäre eine Wechsel Cristobals nahezu ausgeschlossen gewesen. Doch Oregon verlor am vorletzten Spieltag gegen Utah und ist damit raus aus dem Playoff-Rennen, was diese Tür wieder geöffnet hat.

Nun kommt hinzu, dass Rileys Wechsel zu USC Cristobals Leben an der Westküste deutlich schwieriger machen wird. Cristobal ist ebenfalls einer der besten Rekrutierer und hat in den letzten Jahren massiv von USCs Problemen profitiert. Ob er diesen Erfolg nun fortsetzen kann, darf mehr als bezweifelt werden. Dazu ist die Marke USC einfach zu stark. Für einen Verbleib Cristobals sprechen, wie so oft im Leben, die finanziellen Ressourcen. Nike-CEO Phil Knight pumpt massiv Geld in Oregons Footballprogramm, Cristobal hat angeblich auch noch einen höchst lukrativen Sidedeal mit Knight.

Cristobal ist der feuchte Traum aller Miami-Fans. Hier muss zwar erst ein neuer Athletic Director ernannt werden, der dann über das Schicksal von Noch-Coach Manny Diaz entscheiden wird. Wäre Cristobal jedoch nur im geringsten offen für einen Abschied aus Oregon, stünde Miami sofort vor der Tür.

Käme das College mit einem halbwegs vergleichbaren Angebot, würde Cristobal Miami allen anderen Jobs wahrscheinlich vorziehen, denn Cristobal ist in Miami aufgewachsen, hat für die Hurricanes gespielt und dort seine Coaching-Karriere begonnen. Bevor jedoch irgendwelche Gespräche losgehen, können sich Cristobal und Oregon nochmal an Utah für das Playoff-Aus im Pac12 Championship Game rächen.

Das Trainerkarussell ist in voller Fahrt und dürfte sich noch eine Weile lang drehen. Mit Matt Campbell (Iowa State) und Lane Kiffin (Ole Miss) wären auch noch zwei weitere interessante Namen potentiell zu haben.