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Power Ranking nach Woche 12: Die Patriots sind wieder ein Topteam

SPOX-Redakteur Adrian Franke sortiert die 32 Teams vor dem letzten Saisondrittel dieser NFL-Saison.
© getty
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16. PHILADELPHIA EAGLES (5-7)

Ranking nach Woche 8: 23.

Ja, das Spiel gegen die Giants war hässlich. Aber ich bin gewillt, Nick Sirianni und Jalen Hurts hier einen Ausrutscher zuzugestehen und traue ihnen zu, dass sie eine schnelle Antwort geben können. Denn grundsätzlich bin ich beeindruckt davon, wie die Eagles im Laufe dieser Saison eine offensive Identität gefunden haben. Beeindruckt, weil es bewusst weg geht von einigen offensiven Trends der letzten Jahre - und weil das unter einem Head Coach im ersten Jahr und mit einem Quarterback, der seine erste Saison als Starter spielt, passiert. Das sollte man nicht unter den Tisch fallen lassen. Und sicher, es hilft, wenn man sich dabei auf eine Top-5-O-Line stützen kann. Die Eagles sind aktuell eines der gefährlichsten Rushing-Teams in der NFL, und sie haben genügend Waffen im Passspiel, um das mit einem vielleicht nicht konstanten, aber doch explosiven Passspiel zu ergänzen. Und die Defense ergänzt das in gewisser Weise sogar, Philly fällt hier nicht durch ein besonders innovatives Scheme oder ungewöhnliche Aggressivität oder dergleichen auf, aber die Defense spielt sicher in ihren Zone Coverages und zwingt Teams, lange Drives hinzulegen. Und wenn dann ein Gegner die Line of Scrimmage verliert, können die Eagles mit ihrer Offense langsam aber sicher Gegner ersticken.

15. LOS ANGELES CHARGERS (6-5)

Ranking nach Woche 8: 12.

Ich verstehe, dass die Chargers im ersten Jahr unter einem neuen Coaching Staff sind und dass diese Dinge Zeit brauchen. Ich verstehe, dass man manche Dinge ausprobieren muss, dass die runderneuerte Offensive Line angeschlagen ist, all das ist nachvollziehbar. Was für mich nicht nachvollziehbar ist, ist die Art und Weise, wie die Chargers stur ihren Stil durchziehen - ohne dabei auf offensichtliche Probleme zu reagieren, die im Laufe einer Saison, und mit einem Kader, der noch nicht wirklich zu den Anforderungen des Trainerstabs passt, unvermeidbar sind. Die Chargers können den Run nicht stoppen, in einem Ausmaß, dass es sie Woche für Woche vor Probleme stellt, und sie haben Probleme damit, das Intermediate Passing Game zu stoppen. Die Offense wirkt schematisch weiterhin zu sehr wie die Drew-Brees-Offense der letzten Jahre und rein darauf ausgelegt, die Art Defense zu schlagen, die Staley selbst spielen lässt. Mir fehlen die Ideen, wie man Herberts Talent besser einsetzen kann, wie man die Qualitäten dieses Kaders - auf beiden Seiten des Balls - aufs Feld bringt. Dann kann die grundlegende Idee noch so gut sein, in meinen Augen haben die Chargers aktuell Talent im Kader, coachen aber nicht, um dieses Talent bestmöglich auf den Platz zu bringen. Und das sorgt für eine frustrierende Saison, in der zumindest bei mir aus Chargers-Sicht der Blick schon mehr auf die nächste Offseason als auf eine mögliche Playoff-Teilnahme geht.

14. MINNESOTA VIKINGS (5-6)

Ranking nach Woche 8: 17.

Die Vikings sind wirklich dieses Team. Dieses Team, das immer dann, wenn man ihm wieder etwas mehr vertraut, denkbar knapp eine wilde Partie verliert. Oder sie stehen sich selbst im Weg. Oder die individuellen Problemzonen machen sich zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt bemerkbar. Und warum macht Zimmer eigentlich in der 2-Minute-Defense vor der Halbzeit permanent die gleichen Fehler? Die Niederlage gegen die 49ers fühlte sich nach einer Mischung aus mehreren dieser Punkte an, auch wenn - wie meist bei den Spielen, die verloren gehen - von allem etwas dabei war. Die Run-Defense ohne die Defensive Tackles war erwartungsgemäß ein Problem, und es fehlten die Ideen, um eine wackelnde Offensive Line plus einen dieses Mal schwachen Kirk Cousins zu entlasten. Minnesota hat immer noch ein hohes Ceiling, und wir haben gesehen, wie die Vikings an guten Tagen spielen können. Zuletzt erst vor zwei Wochen gegen Green Bay. Im Rennen um das letzte Wildcard-Ticket in der NFC habe ich sie deshalb auch weiterhin vorne, auch wenn es schwer ist, diesem Team auf irgendeine Art und Weise zu vertrauen.

13. INDIANAPOLIS COLTS (6-6)

Ranking nach Woche 8: 19.

Für Indianapolis lief die Saison über die letzten Wochen - abgesehen vom Bucs-Spiel, in dem es Frank Reich fantastisch verstand, die Schwachstellen dieser Defense zu attackieren und eben nicht den Ball in die Front rein zu hämmern - in gewisser Weise so, wie man sich den realistischen Best Case aus Colts-Sicht im Sommer ausmalen konnte. Die mittlerweile in Bestbesetzung aufspielende Offensive Line in Kombination mit Jonathan Taylor gibt Indianapolis offensiv den Floor, den sich die Colts von ihrem Run Game erhoffen. Das in Kombination mit Reich als Play-Caller ist für die Colts ein echtes Pfund, und gibt Indianapolis in vielen Spielen eine Chance. Die Limitierungen liegen darin, wenn es darüber hinausgehen muss: Die Defense ist dank einer guten Front in Ordnung, aber nicht dominant. Und Carson Wentz ist eine Achterbahn, sodass er gute Spiele haben kann, aber eben auch mal Spiele wegwirft, wie gegen die Titans beispielsweise. Generell ist das Passspiel der Colts sehr vom Scheme abhängig, wenn man die Colts aber aus ihrer Komfortzone zwingt oder wenn einzelne Fehler das Team in ein Loch packen, sehe ich nach wie vor vergleichsweise größere Probleme auf Indianapolis zukommen. In die Playoffs tippe ich die Colts mittlerweile trotzdem.

12. TENNESSEE TITANS (8-4)

Ranking nach Woche 8: 8.

Die Suche nach einer offensiven Identität läuft in Nashville auf Hochtouren, und es ist absolut verständlich, dass die Titans auf dieser Seite des Balls so ihre Probleme haben. Ohne Derrick Henry ist einfach ein elementarer Bestandteil der Titans-Identität weggebrochen. Das ist kein Aufruf zu einer "wie viel ist ein Running Back wirklich wert?"-Debatte, aber es ist offensichtlich, dass die Titans ohne Henry anders spielen, und dass vor allem Defenses diese Offense anders verteidigen, wenn D'Onta Foreman statt Derrick Henry im Backfield steht. Das hat der Offense auch das vertikale Element genommen, während gleichzeitig - in erster Linie verletzungsbedingt - die individuelle Receiver-Qualität außerhalb von A.J. Brown fehlt, um eine konstante Passing-Offense aufzuziehen, und auch Brown wird jetzt noch mindestens zwei Spiele verpassen. Kurzum: Tennessee kann die Ausfälle aktuell nicht kompensieren. Das kann sich wieder ändern, Jones sollte bald zurückkommen, Henry könnte es für die Playoffs schaffen. Für den Moment aber werden die inkonstante Line sowie Tannehills Limitierungen deutlich offenbart. Da hilft es, dass die Defensive Front sehr gut spielt und Tennessee defensiv ganz andere Qualitäten hat als noch vor einem Jahr. Tennessee kann so auch Spiele auf andere Art und Weise gewinnen, wie zuletzt etwa gegen die Rams. Auch gegen die Patriots bewegte Tennessee den Ball. Aber wohin die Reise dieses Jahr noch geht, ist letztlich untrennbar mit der Frage verknüpft, ob die Offensive wieder in die Spur findet.

11. SAN FRANCISCO 49ERS (6-5)

Ranking nach Woche 8: 16.

Sind die Niners jetzt ein gutes Team, das einige Anlaufschwierigkeiten brauchte und jetzt so langsam ins Rollen kommt? Oder sollte man die drei Siege in Folge gegen die Rams, Jaguars und Vikings jetzt nicht überbewerten? Für mich schien die Saison für San Francisco nach einem auf beiden Seiten des Balls leblosen Auftritt gegen Colt McCoy und die Cardinals vor vier Wochen gelaufen - vielleicht war dieses Spiel am Ende auch eine Art Katalysator? In jedem Fall spielt San Francisco seitdem wieder deutlich effizienter offensiv, mit einer schwer zu verteidigenden weil personell ungewöhnlichen Offense; dieses Run Game ist wahnsinnig vielseitig und schwer zu lesen aktuell. Garoppolo macht weniger Fehler, Deebo Samuel und George Kittle geben San Francisco unangenehme Matchup-Waffen und die Defense spielte zuletzt ebenfalls besser. So richtig traue ich San Francisco noch nicht, ich will erst einmal wieder ein Spiel sehen, in dem es gegen ein gutes Team durch die Luft klappen muss. Aber aktuell gehören sie für mich ins obere Liga-Drittel, und mit dem Sieg gegen die Vikings jetzt im Rücken gehe ich davon aus, dass San Francisco in die Playoffs einziehen wird.

10. CINCINNATI BENGALS (7-4)

Ranking nach Woche 8: 10.

Ein wenig besorgniserregend waren sie, die letzten Spiele der Bengals - bevor sie Pittsburgh auseinandernahmen. Nachdem es zwischenzeitlich so wirkte, als wäre die individuelle Qualität in der Offense gut genug, um das Team - im Verbund mit einer überraschend guten, wenn auch zuletzt etwas anfälligeren Defense - in die Playoffs zu tragen, stießen die Bengals an einige Grenzen. Gegen Cleveland war das überdeutlich, aber auch beispielsweise beim Sieg gegen die Raiders hatte man einmal mehr den Eindruck, dass der Motor der Offense noch zu häufig zu unrund läuft. Das sind dann einzelne potenziell gravierende Fehler von Joe Burrow, oder es sind Wackler in der Offensive Line, oder Teams nehmen Cincinnati das vertikale Passspiel auf Ja'Marr Chase und die Offense tut sich schwer damit, konstante Drives aufzulegen. All diese einzelnen "Störfeuer" werden nicht plötzlich weg gehen, und sie sind auch nachvollziehbar. Aber sie sind eben auch Puzzleteile im Gesamtbild eines inkonstanten Bengals-Teams, bei dem man Woche für Woche nicht so wirklich sicher sein kann, was man bekommt. Gegen die Steelers war das Run Game dominant, war die Defense dominant. Und gleichzeitig haben sie bisher auch sehr vom Schedule profitiert. Cincinnati hat am Sonntag ein potenziell weichenstellendes Spiel gegen die Chargers, und aktuell muss ich sagen, dass ich den Bengals in diesem Matchup mehr vertraue.

9. LOS ANGELES RAMS (7-4)

Ranking nach Woche 8: 1.

Die Rams-Krise ist nach diesem Auftritt in Green Bay frisch aus der Bye amtlich. Wenn man durch den Schedule der Rams geht, dann ist da für meinen Geschmack ein in jeder Hinsicht wirklich überzeugender Sieg dabei: Das 34:24 gegen Tampa Bay. Ansonsten hat L.A. viele Teams geschlagen, die kein Gradmesser für die Rams sein sollten, nach Strength of Victory unter Teams mit positiver Bilanz stehen nur die 49ers noch "schwächer" da - und seit nunmehr drei Spielen gibt es Tiefschlag auf Tiefschlag. Besonders alarmierend ist, dass es keine "fluky" Pleiten waren, sondern vielmehr ähnliche Probleme im Mittelpunkt standen: Stafford wackelt, die Offensive Line offenbart Risse, und der Offense fehlt der schematische Floor. Das führt zu dieser Inkonstanz. Die Defense ist immer noch gut, aber die Rams brauchen wieder die andere Seite der Stafford-Achterbahn, um nicht noch sogar um das Playoff-Ticket zittern zu müssen. Bekommen sie die, könnte sich die Wahrnehmung auch wieder sehr schnell verschieben. L.A. hat nach wie vor eine sehr hohe individuelle Qualität und ich bin mir sicher, dass die Rams - dass Stafford - dieses Tief auch wieder verlassen werden. Aber die letzten drei Partien haben doch mehr als nur Fragezeichen dahingehend hinterlassen, ob die Rams dieses Jahr als dieses dominante Team Richtung Playoffs und dann Richtung Super Bowl marschieren können.