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Top 10: Die wichtigsten Erkenntnisse aus Woche 14 in der NFL

SPOX-Redakteur Adrian Franke zieht seine Lehren aus Woche 14 in der NFL.
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6. Die Steelers sind nur oberes Mittelmaß

Wir sind an dem Punkt in der Saison angekommen, an dem Sorge um die Steelers nicht nur gerechtfertigt ist, sondern auch der Record zunehmend weniger Augenwischerei rechtfertigt. 11-2 ist kein Grund für den Panikknopf - aber so wie die Steelers-Offense spielt, fängt der Finger langsam aber sicher an, über ebendiesem Knopf zu kreisen. Zumindest, wenn der Anspruch dieses Steelers-Teams der Super Bowl sein soll.

Die Defense ist noch immer gut, aber wie schon häufiger in dieser Saison galt auch gegen Buffalo: Die Defensive Line wird gegen eine gute Offense - und allzu viele davon hatte Pittsburgh dieses Jahr nicht auf dem Schedule - nicht das komplette Spiel kontrollieren können. Dann gibt es Löcher in dieser Secondary. Diese Lücken werden gute Teams ausnutzen können, dann muss die Steelers-Offense ihren Teil beitragen können. Und hier kommt der Panikknopf ins Spiel.

Pittsburghs Offense war schon das ganze Jahr über extrem auf Kante genäht, gemeint ist: Der Spielraum für Fehler ist minimal. Roethlisberger wird den Ball unheimlich schnell los, er wirft wahnsinnig kurz, und somit darf diese Offenes nicht in Second- oder Third-and-Long kommen. Weil es keine Alternative gibt.

Das geht über in die Analyse größerer struktureller Probleme. Pittsburgh fehlt ein Plan B, es fehlt aber auch das kohärente Element in der Offense. Bei den Steelers finden die Plays (genau wie die einzelnen Routes) - so wirkt es von außen - in Isolation statt. Wenig baut aufeinander auf, Runs werden mehr aus der Idee, dass man auch mal einen Run einstreuen muss, fernab aller Passing-Designs gespielt, Play Action ist nur ein minimaler Bestandteil der Offense. Dementsprechend wenige Antworten gibt es dann auch, wenn eine Defense Zugriffe findet. Wenn die Line of Scrimmage gewonnen wird, wie Buffalo es häufig schaffte. Wenn die Underneath-Routes schärfer attackiert werden.

Und das ist dann letztlich auch wieder die Rückkehr zum Panikknopf, denn eine schnelle Reparatur dafür im weiteren Saisonverlauf ist schwer vorstellbar. Das sind einige strukturelle Dinge, und Kritik an Offensive Coordinator Randy Fichtner ist hier sicher angebracht, doch auch Big Ben selbst hat große Macht an der Line of Scrimmage. Diese Offense trägt strukturell zweifellos auch seine Handschrift.

Wo Kansas City gegen Miami wieder einmal seinen gigantischen Spielraum für Fehler unter Beweis stellte und die Bills einfach die deutlich bessere Offense haben, rutscht Pittsburgh mehr und mehr ins obere Liga-Mittelfeld ab. Ehrlicherweise ist das vielleicht auch der realistischere Spot für dieses Team - der Record dürfte zumindest zunehmend weniger Leute täuschen.

7. Packers fest auf Kurs für den Nummer-1-Seed

Warum die Lions noch immer der Meinung sind, Eins-gegen-Eins Coverage gegen einen Receiver wie Davante Adams spielen zu müssen, bleibt auch in der Post-Matt-Patricia-Ära ihr Geheimnis - die Packers nutzten das am Sonntag prompt aus und fuhren einen am Ende nochmal etwas knappen, eigentlich aber nie wirklich gefährdeten Sieg über die Lions ein. Aus Packers-Sicht ein Pflichtsieg, und doch könnte dieser Spieltag für Green Bay am Ende eine ganz entscheidende Weichenstellung bedeuten.

Das nicht nur, weil die Packers mit diesem Sieg den Division-Titel perfekt gemacht haben: Green Bay ist infolge der Saints-Pleite gegen Philadelphia auf bestem Wege, sich die einzige Playoff-Bye-Week in der NFC zu sichern, und muss jetzt auf dem Weg dahin als klarer Favorit gehandelt werden.

Green Bay hat zunächst einmal ein sehr machbares Restprogramm: Carolina, Tennessee und dann die Bears zum Abschluss. Falls die Packers diese drei Spiele gewinnen, haben sie sicher den Nummer-1-Seed, da die Saints einen direkten Tie-Breaker nicht mehr aufholen können. Durch den Sieg der Packers gegen New Orleans im direkten Duell in Woche 3 wäre Green Bay immer vor den Saints, sollten diese beiden Teams am Ende den gleichen Record haben. Und New Orleans hat mit Kansas City, Minnesota und Carolina das deutlich härtere Programm noch vor der Brust.

Darüber hinaus profitieren die Packers davon, dass in der NFC West zuletzt der Reihe nach gepatzt wurde. Die Rams oder Seahawks könnten noch einen Gleichstand unter den drei Teams (Packers, Saints, Seahawks/Rams) kreieren, dafür müssten Saints und Packers aber noch je einmal verlieren. Sollte das passieren, würden andere Tie-Breaker greifen, der direkte Sieg gegen die Saints wäre für Green Bay in dieser Hinsicht dann wertlos. Dann würde es als nächstes um den Conference-Record gehen, auch der "Strength of Victory"-Tie-Breaker käme dann hier bald ins Rennen.

Kurzum: Es würde kompliziert werden. Doch die gute Nachricht für die Packers, die offensiv weiter marschieren und defensiv mittlerweile mehr Hilfe vom Pass-Rush bekommen, lautet: So weit sollte es gar nicht kommen. Die Haupterkenntnis für die Packers aus Woche 14 lautet, dass Green Bay jetzt in der klaren Pole Position für den Nummer-1-Seed ist, und sich diesen auch nicht mehr nehmen lassen sollte.

8. Das Saisonende für die San Francisco 49ers

Dieses 49ers-Washington-Spiel kann man relativ schnell zusammenfassen. Niners-Coach Kyle Shanahan wollte eigentlich den Quarterback-Tausch vollziehen, nachdem Nick Mullens den Pick Six geworfen hatte. Nur weil Beathard sich aber erst noch warm machen musste und Mullens dabei einen Scoring-Drive dirigierte, blieb ihm die Bank erspart. Das vielleicht fasst das Spiel schon ganz gut zusammen.

San Francisco hatte abermals Verletzungen zu beklagen - Deebo Samuel allen voran verletzte sich direkt zu Beginn. Vor allem aber ist der Takeaway aus dieser Partie für die 49ers: diese Saison ist beendet, das letzte Fünkchen Hoffnung, das nach dem Sieg über die Rams vor zwei Wochen gehörig neue Nahrung erhalten hatte, ist erloschen. Selbst Shanahan, das vielleicht der zentrale Takeaway hier, kann ohne eine gewisse Quarterback-Baseline nicht oben mitspielen, und die fehlt ohne Garoppolo einfach. Der Blick geht Richtung Draft - und das wiederum ist nur eine andere Herangehensweise an die Quarterback-Debatte in San Francisco.

Aber was sagt es über Washington, das mit diesem Sieg die Führung in der Division übernimmt? Das jetzt vier Spiele in Folge gewonnen hat, drei davon auswärts: In Dallas, in Pittsburgh und in Arizona gegen die Niners? Es brauchte eben schon den nächsten ultra-dominanten Auftritt der Defensive Line. Chase Young war nicht zu stoppen, Washingtons Defense alleine war für zwei Touchdowns verantwortlich - die mit Blick auf das 23:15-Endresultat durchaus gewichtig waren.

Offensiv musste Alex Smith verletzt raus, und hierauf wird der Blick jetzt ruhen. Dwayne Haskins machte seine Sache bestenfalls solide, mit Smith gibt es eine gewisse Basis, aber selbst die ist überschaubar. Und wenn eine schwache Offense von einer starken Defense getragen wird, ist immer ein gewisses Maß an Vorsicht, was die langfristige Perspektive angeht, geboten.

9. Titans holprig souverän - Minshew ins Schaufenster

Tennessee hatte gegen Jacksonville im Laufe der ersten Hälfte mehr Mühe als das Endergebnis aussagt. Ein erfolgreicher Fake Punt, ein erfolgloser 4th-Down-Run, einige Probleme in Pass Protection und abgesehen von drei Big Plays nur relativ wenig konstante Offense.

Aber die Big Plays waren eben da, insbesondere am Boden. Derrick Henry hat jetzt vier Spiele mit mindestens 200 Rushing-Yards und mindestens zwei Rushing-Touchdowns. Damit gehört ihm der alleinige Spitzenplatz, vor Jim Brown, LaDainian Domlinson und Barry Sanders (alle je 3).

Vor allem auffällig war, wie gut die Line im Run Game Löcher aufriss, und wie verlässlich Henry diese erkannte, um dann mit Tempo auf das Second Level zu kommen. Gardner Minshew bleibt derweil der beste Quarterback in Jacksonville und sollte jetzt wieder starten - vielleicht ist er ein Trade-Kandidat für die Offseason?

Jacksonville sollte nicht schlechter als an Nummer 2 im kommenden Draft picken, somit haben die Jags fast die freie Quarterback-Auswahl. Es ist ein Team, das sich im Umbruch befindet, das die Chance auf ein Top-Quarterback-Talent haben wird - und Minshew könnte für diesen Rebuild ein durchaus lukrativer Trade-Chip sein, statt ihn als Übergangslösung oder Backup zu verschenken.

10. Der Rest: Die Bengals sind das schlechteste Team der Liga

  • Naturgemäß kommt die Saison zunehmend an den Punkt, an dem Spiele für den weiteren Saisonverlauf unbedeutender werden. Weil Teams gegeneinander spielen, die mit den Playoffs nichts zu tun haben werden. So eines war auch das Duell zwischen den Panthers und Broncos, in dem auffiel, wie viele Plays die Broncos-Defense trotz zahlreicher weiterer Ausfälle - inzwischen fehlen alle drei Starting-Corner - machte - und wie die Hochs von Drew Lock aussehen können. Ein gutes Zeichen für Denver ist es in jedem Fall, zu sehen, was der explosive K.J. Hamler kann.
  • Houston gegen Chicago war rechnerisch noch nicht bedeutungslos - inzwischen sind die Texans aus dem Playoff-Rennen eliminiert -, aber realistisch betrachtet wird diese Saison für beide Teams nirgendwohin führen. Und doch unterstrich sie noch einmal, wie sehr die Situation in Houston im Argen liegt. Die Defense war gegen Trubisky und die Bears überfordert, und das ist noch freundlich ausgedrückt. Die Run-Defense präsentierte sich wieder einmal von ihrer schlechtesten Seite, Houston setzte Trubisky kaum unter Druck und der brachte dann auch ein paar Bälle in enge Fenster an, während Deshaun Watson die Receiver ausgehen und er unter enormem Druck stand. Diesen beiden Teams steht ein Rebuild bevor.
  • In Cincinnati war eindrucksvoll zu sehen, wie sehr Joe Burrow dieses Team bereits trug. Die Cowboys, frisch nach der Packung am Dienstagabend gegen Baltimore, forcierten defensiv mehrere Turnover, hatten ein Big Play im Special Team und Andy Dalton - das zumindest war phasenweise auch gegen die Ravens zu beobachten - verteilte gegen sein Ex-Team den Ball halbwegs effizient. Die Bengals ohne Burrow sind aktuell vermutlich das schlechteste Team der Liga.
  • Das Chargers-Falcons-Spiel endete genau so, wie man es sich vom Duell dieser beiden Teams erwarten musste: wild. Mit dem besseren Ende für die Chargers zwar, aber auch diese Woche müssen wir wieder über Anthony Lynn reden. Nach dem kompletten Special-Team-Debakel gegen die Patriots hatte er selbst die Kontrolle über das Special Team übernommen - nur um dann 22 Sekunden vor der Halbzeitpause ohne Timeout nach einem Run die Field Goal Unit aufs Feld rennen zu lassen, die Offense wusste nicht, was Sache ist und das Kicking-Team bekam den Snap nicht rechtzeitig weg. Schlecht vorbereitet von vorne bis hinten, das nächste Desaster.
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