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Third and Long Week 15 - der Mailbag zum Spieltag: Das sind die derzeit schlechtesten Verträge in der NFL

SPOX-Redakteur Adrian Franke beantwortet eure Fragen zum Spieltag.
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Wie stark ist die NFC West - wer überrascht in den Playoffs?

DD Cool J: Wie stark ist die NFC West wirklich? Nach guten Spielen haben die Top-3-Teams der NFC West immer wieder extrem schlechte Spiele. Konstanz - Fehlanzeige.

Dem stimme ich erst einmal komplett so zu. Gerade die Rams und die Seahawks können an guten Tagen so ziemlich jedes Team schlagen, und Arizona kann an einem guten Tag mal zumindest für jedes Team unangenehm werden. Und gleichzeitig gibt es Spiele wie das der Seahawks gegen die Giants und teilweise auch gegen Washington. Arizona enttäuschte etwa gegen die Patriots und früher in der Saison gegen Detroit und Carolina. Oder natürlich jetzt der Auftritt der Rams gegen die Jets.

Inkonstanz ist sicher das richtige Wort, aber woher kommt die? In meinen Augen hat jedes Team ein, zwei ganz kritische Baustellen, die dann in bestimmten Matchups besonders gravierende Auswirkungen haben können. Und so bekommt man Teams, die in der einen Woche aussehen wie ein Top-3-Team, in der nächsten wie ein One-and-Done-Kandidat in den Playoffs, weil sie ein entsprechend schlechtes Matchup hatten, das ihre kritische Problemzone gnadenlos entblößt hat.

Seattle Seahawks: Der erste Ansatz wäre die Offensive Line, wo Seattle nach wie vor wackelt. Das wird multipliziert dadurch, dass Seattle offensiv konservativer geworden ist, den Ball mehr läuft - und schon hat man ein Rezept für eine Offense, die deutlich einfacher Sand ins Getriebe bekommen kann. Die Defense hat sich stabilisiert, aber Seattle ist weit weg von defensiver Dominanz. Mit Run Game und Defense wird Seattle keinen Playoff-Run hinlegen.

Los Angeles Rams: Quarterback, Quarterback, Quarterback. Darauf kommt es letztlich immer wieder zurück. Sean McVay hat die Offense für Goff schon maximal vereinfacht, aber gerade die Jets-Niederlage hat wieder einmal unterstrichen, wie wacklig dieses Konstrukt ist. Wenn Teams eben die Line of Scrimmage dominieren, das Run Game kontrollieren und Goff zwingen, ohne Play Action aus der Pocket zu spielen, kann man diesen Rams viel zu häufig viel zu schnell den Zahn ziehen. L.A. kann dann immer noch über die eigene Defense gewinnen, nur zu sehr verlassen sollte man sich darauf generell nicht.

Arizona Cardinals: Die Cardinals sind noch immer im Umbruch, zwei Jahre, nachdem man das mit Abstand schlechteste Team der Liga war. Und das merkt man rein personell: Defensiv sind die Cornerbacks eine konstante Problemzone, in der Defensive Line fehlen Chandler Jones und Corey Peters spürbar, offensiv sind die Interior Line und ein echter Nummer-2-Receiver die größten Baustellen. Und die Offense generell ist im zweiten Jahr unter Kingsbury und Murray noch in einer Art Findungsphase.

Die San Francisco 49ers sind hier natürlich ein Sonderfall. Wer seinen besten Edge-Rusher, seinen Quarterback und seinen besten Offense-Spieler - sowie die beiden Wide Receiver immer wieder mal - verliert, wird naturgemäß Probleme bekommen. Das soll nicht alle Probleme rechtfertigen, etwa die schwache Saison von Right Tackle Mike McGlinchey nicht.

Aber San Francisco fällt, in schwächerer Ausprägung, eben auch in die gleiche Kategorie: Die Niners können durch gutes Coaching und mit einer noch immer guten Defense für Überraschungen sorgen. Wie etwa gegen die Rams vor einigen Wochen. Doch angesichts der Ausfälle sind dem eben auch klare Grenzen gesetzt.

Fabian Held: Das Playoff-Picture wir immer klarer. Welches Team kann überraschen? Welches Team fliegt direkt in der ersten Runde raus?

Für den ersten Teil der Frage habe ich zwei AFC-Teams auf dem Zettel, eines davon wäre Stand heute noch gar nicht in der Postseason mit dabei: Die Baltimore Ravens. Baltimore hat mit den Giants und Bengals einen relativ einfachen Rest-Spielplan, braucht aber eine Niederlage der Dolphins (Restprogramm: Raiders und Bills, beides auswärts), um den letzten Wildcard-Platz noch zu ergattern.

Baltimore könnte dann mit fünf Siegen in Folge in die Playoffs stürmen, mit einem Run Game, das zuletzt wieder deutlich mehr Durchschlagskraft hatte - inklusive Lamar Jackson selbst - und einer Defense, die nach wie vor maximal unangenehm sein kann. Baltimores Passspiel bleibt ein größeres Projekt, aber die Ravens als Nummer-7-Seed wären tatsächlich das berüchtigte "Team, auf das niemand treffen will".

Das andere Team sind die Titans. Tennessee hat seine klar benennbaren Schwächen: Pass-Rush, die Tendenz, offensiv zu konservativ zu bleiben und zu lange am Run Game festzuhalten. Doch dieses Team kann so unheimlich explosiv sein, und das ist in diesem AFC-Playoff-Feld ein X-Faktor, der außerhalb von Buffalo und Kansas City jedes Team vor immense Probleme stellen kann. Und die Defense bekommt zum Endspurt mit Kristian Fulton und Adoree' Jackson noch enorme Verstärkungen.

Was den zweiten Teil der Frage angeht: Pittsburgh, je nach Matchup, ist für mich gefährdet; sollte es in der Wildcard-Runde etwa gegen Tennessee gehen, wären die Titans mit ihrer explosiven Offense eine ernsthafte Gefahr. Auch ein Steelers-Matchup gegen die Ravens ist durchaus realistisch, und das könnte in beide Richtungen gehen. Baltimore hat Pittsburgh allerhand Probleme bereitet in der Regular Season, einmal sogar mit den Backups. Ansonsten sehe ich in der AFC viele Wildcard-Duelle auf Augenhöhe, mit Ausnahme der Bills.

In der NFC könnte es darauf hinauslaufen, dass Seattle und die Rams sich in der Wildcard-Runde gegenüberstehen - egal, wer von beiden die Division gewinnt. Das könnte für beide Teams das Saisonaus bedeuten. Halten die Saints den Nummer-2-Seed, wären sie gegen Arizona oder Chicago jedenfalls klar favorisiert. Tampa Bay würde mit zwei Siegen mindestens den Nummer-5-Seed sichern und hätte dann ein Auswärtsspiel beim NFC-East-Champion, auch das sollte machbar sein.