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NBA-Kolumne Above the Break: Das Make-or-Break-Team 22/23 - Für diese jungen Spieler wird es ernst

Josh Green könnte in Dallas seinen Durchbruch feiern.
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Isaac Okoro (Guard/Forward, Cleveland Cavaliers)

Die Cavs tätigten einen der größten Moves dieser Offseason und gehen mit Donovan Mitchell nun mit vier legitimen All-Star-Kandidaten in die neue Spielzeit. Entsprechend sind vier der fünf Plätze in der Starting Five fest vergeben, spannend wird es hingegen zwischen den Backcourt-Stars und den großen Jungs. Bis zu sechs Kandidaten stehen für den nominellen Starter auf Small Forward bereit.

Der Stand jetzt beste Einzelspieler darunter ist Caris LeVert - der allerdings stilistisch einige Überschneidungen mit Mitchell hat und womöglich besser Instant Offense von der Bank liefern sollte. Es gibt den stationären (und großen) Schützen Dean Wade, es gibt den willigen (aber eher ungenauen) Schützen Cedi Osman, es gibt Lamar Stevens und Dylan Windler ... und es gibt den Spieler, der eigentlich die eindeutige Antwort sein sollte.

Isaac Okoro war selbst erst vor zwei Jahren ein Nr.5-Pick und passt positionell sowie vom Alter her (21) eigentlich bestens zum Star-Quartett. Von den sechs genannten Optionen ist er recht klar der beste Verteidiger, auch wenn er mit seiner eher geringen Größe (1,96 m) nicht die idealen Maße für die besten Wings des Ostens mitbringt.

Die größeren Problemzonen finden sich auf der anderen Seite des Feldes. Auch Okoro ist ein limitierter und zögerlicher Schütze, der damit in einem Lineup neben zwei Non-Shootern wie Jarrett Allen und (noch) Evan Mobley für noch größere Spacing-Probleme sorgt. Generell steht hinter seinem offensiven Skillset auch nach zwei Jahren ein großes Fragezeichen.

Isaac Okoro hofft in Cleveland auf eine große Rolle.
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Isaac Okoro hofft in Cleveland auf eine große Rolle.

Okoro scorte in der vergangenen Saison durchaus recht effizient (117,4 Punkte pro 100 Würfe, 75. Perzentil laut Cleaning the Glass), sein Wirkungsbereich war dabei per Design aber auch sehr eingeschränkt. Kurz gesagt nahm Okoro fast nur die "einfachsten" Würfe im NBA-Basketball: (offene) Eckendreier oder Abschlüsse am Ring, bei denen er seine Athletik einsetzen konnte. Diese Würfe machten 82 Prozent seiner Gesamt-Abschlüsse aus.

Okoro wurde fast immer in der Ecke geparkt, von allen Rotationsspielern bewegte sich nur Kevin Love laut Second Spectrum weniger. Als Cutter trat er kaum in Erscheinung, als Ballhandler auch nicht - Okoro hatte insgesamt eine Usage-Rate von 12 Prozent, sogar noch weniger als in seiner Rookie-Saison. Er war offensiv schlichtweg ein Mitläufer und gemessen an seinen unkomplizierten Aufgaben nicht präzise genug.

Cavs-Coach J.B. Bickerstaff übernahm dafür gegenüber The Athletic eine gewisse Verantwortung. "Vieles von dem, was Isaac letztes Jahr passiert ist, war meine Schuld. Wir haben Isaac gewissermaßen in eine Box gepackt, um so viel Spacing für die anderen wie möglich zu schaffen. Er hat getan, was wir ihm gesagt haben. [...] Aber wir wissen, dass er sich auch bewegen muss. Deswegen müssen wir ihm als Coaching Staff auch mehr Freiheiten einräumen."

Das ist alles richtig - und trotzdem muss der größte Schritt wohl von Okoro selbst erfolgen. Das bedeutet: Sicherer aus dem Catch-and-Shoot werden, denn neben zwei Spielern wie Garland und Mitchell, die oft gedoppelt werden müssen, wird es Möglichkeiten geben. Aber auch mehr Selbstvertrauen beim Attackieren von Closeouts, schnellere Entscheidungsfindung, oft auch einfach ein gewisses Plus an Aggression.

Bickerstaff hat es im Training Camp angesprochen - der fünfte Starter muss nicht zwingend der beste Einzelspieler sein, sondern derjenige, der die Big 4 bestmöglich ergänzt. Okoro ist intern die Lösung mit der größten Upside, aufgrund der defensiven Komponente und der Athletik ... er ist damit aber auch der Spieler, der wohl am meisten zu verlieren hat.

Jaden McDaniels (Forward, Minnesota Timberwolves)

Beinahe wäre Jaden McDaniels zum Grund geworden, warum Rudy Gobert am Ende doch nicht nach Minnesota geschickt worden wäre. Die Jazz wollten den Forward unbedingt haben, die Wolves wollten ihn aber nicht abgeben und schickten am Ende stattdessen alles an Draft-Kapital an den Salzsee, was mobil gemacht werden konnte.

Ob das am Ende eine gute Idee war, wird sich erst in ein paar Jahren zeigen. Schon jetzt kann McDaniels jedoch seinen Beitrag leisten und schon jetzt lässt sich in gewisser Weise nachvollziehen, warum Minnesota ein Spieler, der zuletzt 9,2 Punkte markierte, so dermaßen wichtig war.

Es hat zu einem recht großen Anteil mit seiner Größe und seinen defensiven Attributen zu tun. McDaniels ist 2,06 m lang und damit sehr groß für die Drei, die er in Minnesota von nun an primär spielen wird (bisher verbrachte er mehr Zeit auf der Vier). Er ist zudem extrem explosiv und sowohl vertikal als auch horizontal sehr beweglich. Es ist eine seltene Kombination, die ihn dazu befähigt, bis zu vier Positionen effektiv zu verteidigen.

Wie selten? BBall Index zufolge war Derrick White neben McDaniels vergangene Saison der einzige Flügelspieler, der mindestens die Note A- sowohl in Sachen On-Ball Defense als auch Rim-Protection verdient hatte - im Alter von 21 Jahren. Das bedeutet nicht, dass er defensiv ohne Fehler wäre (die Foulrate von 4,5 Fouls pro 36 Minuten ist viel zu hoch), verdeutlicht aber sein enormes Potenzial in der Defense.

Mit dem körperlich ähnlich gesegneten Anthony Edwards sollte McDaniels das beste defensive Flügelduo bilden können, das jemals gemeinsam mit Gobert auf dem Court stand. Klar, kein hoher Maßstab, aber ... das sind zwei Wings mit All-Defensive-Potenzial neben dem besten Ringbeschützer der Liga. Üppig.

Jaden McDaniels wurde von den Wolves als untouchable angesehen.
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Jaden McDaniels wurde von den Wolves als untouchable angesehen.

Offensiv gibt es noch etwas mehr Fragezeichen bei McDaniels. Auch sein Wurf ist instabil (31,7 Prozent Dreier), er kann aber auch heiß laufen, wie er vor allem in Spiel 6 der Serie gegen Memphis zeigte (24 Punkte, 5/6 Dreier). In der Offseason arbeitete er The Athletic zufolge unter anderem daran, eine konstantere Flugkurve bei seinem Wurf zu etablieren.

Ein ähnlich wichtiger Fokus: McDaniels hatte eine Tendenz dafür, Würfe zu überhastet zu nehmen und zu hektisch zu spielen, was ihm auch in Transition zum Verhängnis wurde, wo er zu den ineffizienteren Spielern der Liga gehörte. Die Wolves zeigten ihm Videomaterial von Kawhi Leonard oder Luka Doncic, nicht um genau wie sie spielen zu wollen, sondern um Beispiele von Spielern zu zeigen, die immer mit ihrem eigenen Tempo unterwegs sind.

Für einen Spieler mit geringer Usage war McDaniels sehr turnoveranfällig, in diesem Bereich hat er offensichtlich viel Luft nach oben. Kann er sein Tempo etwas verlangsamen und seine Größe nutzen, um über Gegenspieler zu blicken und das Feld besser zu analysieren, könnte er sehr schnell auch offensiv einen sehr guten Part übernehmen.

In der Offseason konnte er in Teilen bereits zeigen, wohin die Reise geht - mit verbessertem Ballhandling und Selbstvertrauen bei seinem Wurf legte er in der CrawsOver Pro-Am-Liga in Seattle unter anderem mal 52 Punkte in einem Spiel auf, in dem auch diverse NBA-Spieler mit am Start waren.

Das wird logischerweise nicht seine Rolle bei den Wolves, die für den Moment mindestens drei Spieler haben, die den Ball mehr haben und mehr werfen werden als er - aber McDaniels muss keineswegs nur ein athletischer Defensivstopper bleiben. Würden die Wolves das anders sehen, wäre er ziemlich sicher mittlerweile in Utah.

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