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NBA Above the Break: Das dreiköpfige Monster der OKC Thunder, Karl Towns‘ Frust und Andre Drummond

Schröder und Paul spielen mit den Thunder in der Western Conference um die Playoffs.
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Minnesota Timberwolves: Der Ärger von Karl-Anthony Towns

Minnesota ist ein kleiner Markt, das Team taumelt nach einem überraschend guten Start wieder einmal der Lottery entgegen und die Franchise bewirbt sich seit Jahren um den Titel für die inkompetenteste NBA-Franchise (kein Witz: Seit ihrer Gründung 1989 haben die Wolves ZWEI Playoff-Serien gewonnen). Es liegt in der Natur der Sache, dass dann früher oder später Gerüchte über die Unzufriedenheit des einen Superstars aufkommen, wie es in der vergangenen Woche geschah.

Um das kurz aus dem Weg zu räumen: Karl-Anthony Towns wird nicht getradet, nicht in dieser Saison und auch darüber hinaus vorerst nicht. Selbst wenn er einen Trade fordern sollte - man gibt eins der größten Offensiv-Talente der Welt, das sich im ersten Jahr eines neuen Fünfjahresvertrags befindet, nicht einmal dann ab, wenn es sich wie das Rumpelstilzchen (oder Kevin Love) aufführt.

Im Auge behalten muss man die Situation dennoch, denn eines nicht allzu fernen Tages könnte das Thema durchaus akut werden, wenn sich in Minnesota nicht einiges nachhaltig ändert. Ryan Saunders hat mit der Etablierung eines Five-Out-Systems, das Towns' Stärken als Shooter besser einsetzen soll, schon einen wichtigen Schritt geschafft, es müssen aber noch diverse Schritte folgen.

Verletzungen haben die Wolves in den vergangenen Wochen heimgesucht und scheinbar endgültig zerfleddert, jedoch war die Kaderkonstruktion schon vorher mangelhaft. Playmaking wurde nicht priorisiert, weshalb Minnesota seit Saisonbeginn eine ordnende Hand fehlt. Was sich an allen Ecken und Enden zeigt, auch bei Towns.

Ursprünglich hieß es, der All-Star solle selbst häufiger Pick'n'Rolls als Ballhandler initiieren, tatsächlich tat er das in dieser Saison bisher aber nur genau elfmal. Viele Angriffe liefen wie schon in den vergangenen Jahren an ihm vorbei oder nutzten ihn nur indirekt als "Präsenz", seine Usage-Rate war vor seiner Verletzung im Dezember sogar leicht rückläufig. Warum wird er nicht so in Szene gesetzt, wie es sein Offensiv-Potenzial eigentlich rechtfertigt?

Diese Szene ist gewissermaßen historisch.

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© nba.com/stats

Timberwolves: Kein echter Point Guard - keine Struktur

Sieht aus wie ein gewöhnlicher Alley-Oop, ist auch ein gewöhnlicher Alley-Oop. Für die Wolves war es aber eine Premiere: Laut Jon Krawczynski (The Athletic) war dies der erste per Dunk erfolgreich verwertete Lob-Pass der Timberwolves in dieser Saison - im 33. Spiel! Das ist in der heutigen NBA nahezu unvorstellbar, zumal es den Wolves eigentlich nicht an Athleten fehlt.

Was fehlt, ist vielmehr derjenige, der dem Spiel Struktur verleiht. Saunders experimentierte immer wieder mit Lineups ohne echten Point Guard, in denen Spieler wie Andrew Wiggins oder Rookie Jarrett Culver den Ballhandler geben sollten, was deren Entwicklung helfen könnte, das derzeitige Produkt auf dem Feld aber nicht zwingend verbessert.

Wiggins hinterließ zum Saisonstart einen starken Eindruck, mittlerweile läuft es jedoch (mal wieder) in die völlig falsche Richtung und im Dezember legte er vor seiner jüngsten Verletzung nur noch üble 41,7 Prozent aus dem Feld auf, mit einem Net-Rating von -18. Culver müht sich und hat gelegentlich gute Szenen, tut sich bisher jedoch sehr schwer mit dem NBA-Tempo und seinem "Wurf" (23 Prozent Dreierquote) - und er ist vom Naturell her eigentlich kein Playmaker.

Letzteres ist besonders auffällig, wenn man bedenkt, dass Minnesota im Sommer noch für ihn hochtradete (Dario Saric und der Nr.11-Pick wurden abgegeben), um ihn an 6 zu picken. Ohne die Flaute der Wolves an ihm festmachen zu wollen: Wie sein Skillset ideal zu Towns passen soll, ist unklar, da er ihm ohne Wurf weder groß Platz verschaffen, noch ihn wirklich in Szene setzen kann. Es sollte aber darum gehen, Spieler zu finden, die gut zu KAT passen.

Die Wolves hatten dafür wiederum einen anderen Spieler im Sinn: Towns' guten Freund D'Angelo Russell, der sich dann kurzerhand jedoch von den Warriors umstimmen ließ und nach Golden State wechselte. Das wäre immerhin ein Point Guard gewesen, trotzdem spricht auch diese Personalie eigentlich nicht dafür, dass man sich in Minnesota ernsthaft den Spiegel vorhält und analysiert, was man hat und was noch fehlt.

Wer Russell und Towns gemeinsam gegen Pick'n'Rolls verteidigen ließe, könnte gegnerischen Teams direkt den Teppich ausrollen - man müsste Spiele wohl regelmäßig mit 140:139 gewinnen. Wollen die Wolves ein dauerhaft seriöses Team sein, müssen sie auch mit dem jungen Franchise-Player ehrlich umgehen und nicht versuchen, dessen Wünsche zu erfüllen, weil "dann schon alles gut" wird.

Auf diese Art und Weise hat man es bisher versucht, Towns wird gewissermaßen mit Samthandschuhen angefasst, um sich bloß nicht irgendwann unwohl zu fühlen. Da man auf diesem Weg jedoch kaum mal etwas reißen wird, entsteht paradoxerweise genau deshalb ebendiese Unzufriedenheit. Noch haben die Wolves Zeit und keinen akuten Druck, das wird aber - wenn sie so weiter machen - nicht lange so bleiben.

Karl-Anthony Towns fehlt es bei den Minnesota Timberwolves an Unterstützung.
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Karl-Anthony Towns fehlt es bei den Minnesota Timberwolves an Unterstützung.

Atlanta, Toronto, Dallas, Boston - Trade-Markt für Drummond?

Deutlich weiter sind wir schon bei Andre Drummond, der nun übereinstimmenden Berichten zufolge auf dem Markt ist und nach Erwartung der Detroit Pistons noch vor der Deadline am 6. Februar bei einem anderen Team landen wird. Das ist gut möglich. Die Liste an Interessenten, die am Wochenende lanciert wurde, ist jedoch mit einer gehörigen Portion Vorsicht zu genießen.

Genannt wurden zunächst die Hawks, mit denen es anscheinend auch schon "ernste" Gespräche gab, dazu haben laut Vincent Goodwill (Yahoo! Sports) auch die Celtics, Raptors und Mavericks "Interesse registriert". Ohne Goodwill die Glaubwürdigkeit absprechen zu wollen, muss dabei die Frage erlaubt sein, von welcher Seite dieses Interesse kommuniziert wurde.

Denn: Alle drei Teams lassen sich bei genauer Hinsicht nahezu ausschließen. Die Celtics wären sicherlich nicht abgeneigt, ihre Center-Position noch etwas robuster zu gestalten. Ihre Vertragsstruktur lässt eigentlich aber nur Gordon Hayward als Trade-Chip zu, dessen Gehalt zu Drummond passen würde - und nahezu alle Experten, die in Boston gut vernetzt sind, halten einen Deal des lange verletzten Forwards für ausgeschlossen (auch, weil der Trade von Isaiah Thomas dem Ansehen der Organisation in Liga-Kreisen geschadet haben soll).

Die Raptors wiederum hätten in Marc Gasol oder Serge Ibaka passende Gehälter, Masai Ujiri hat seine Gehaltsstruktur jedoch so ausgerichtet, dass im Sommer 2021 (potenziell: Der Sommer des Giannis A.) Geld für potenziell zwei weitere Superstars neben Pascal Siakam da sein wird.

Man tradet aber nicht für Drummond, wenn man dessen im Sommer auslaufenden Vertrag nicht auch verlängern möchte. Der Center hat bisher nicht bewiesen, dass er die Art von Spieler ist, für die man diese sorgsam kreierte Ausgangslage torpedieren würde. Zumal er erwartet, einen weiteren Maximalvertrag zu bekommen, weshalb er seine Spieler-Option über 28,8 Millionen Dollar für die kommende Saison nicht ziehen will.

Andre Drummond fordert wohl einen Maximalvertrag

Bei den Mavericks könnte Drummond spielerisch als Rim-Runner neben Kristaps Porzingis vermutlich funktionieren. Drummond will jedoch mehr sein als das, er dribbelt und passt gerne, ohne darin wirklich gut zu sein, er fordert einen größeren Anteil an der Offense, als es sein Skillset im Idealfall rechtfertigen würde.

Ein echter defensiver Anker ist er ebenfalls nicht (Detroit liegt auf Rang 24 defensiv). Warum würde Dallas dafür einen solchen Preis zahlen, wenn man ohnehin schon einen vollen Frontcourt hat?

Das grundsätzliche Problem bei Drummond lautet, dass er sich als Star definiert, seine einzige elitäre Stärke (individuelles Rebounding) aber nur bedingt wertvoll ist. Es ist völlig unerheblich, welcher Spieler den Rebound bekommt, solange er beim Team landet, die Pistons sind dabei aber nur ein mittelmäßiges Team. Selbst in den Minuten mit Drummond auf dem Court sammelt Detroit in dieser Saison nur exakt die Hälfte der verfügbaren Rebounds ein.

Das soll nicht bedeuten, dass Drummond keinem Team helfen könnte, zumal er gerade erst in seine besten Jahre kommt und in Detroit beim besten Willen nicht die besten Voraussetzungen hatte, um sein zweifellos vorhandenes Potenzial auszuschöpfen. Ein Neustart kann für ihn durchaus eine Chance sein. Man sollte den Markt für ihn aber nicht überschätzen.

Dass neben Atlanta drei weitere Teams genannt wurden, kann auch damit zusammenhängen, dass die Hawks ein wenig unter Druck gesetzt werden sollten, ihr Angebot zu verbessern. Denn selbst hier besteht keine unmittelbare Not: Die Hawks hätten im Sommer Cap-Space, um Drummond als Free Agent einfach so zu holen, ohne dass sie dafür irgendein Asset abgeben müssten.

Den Pistons wird das nicht gefallen, aber ein massives Hochbieten wird es für Drummond kaum geben.

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