NBA

Würmer, Zwerge und MVPs

Manu Ginobili, Draymond Green und Dennis Rodman - drei Beispiele für Fundstücke der zweiten Runde
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Platz 3

Nate "Tiny" Archibald (19. Pick, 1970)

Die Antwort auf die allseits beliebte Quizfrage "Wer ist der einzige Spieler, der die NBA in einer Saison bei Punkten und Assists angeführt hat?" - Tiny! 34 Punkte und 11,4 Assists legte Archibald 1972/73 auf, selbst Russell Wesbtrook findet diese Zahlen ein Stück weit absurd. Und das war bloß eine von sechs All-Star-Saisons, die der 1,85 Meter große Guard in seiner Karriere ablieferte.

Die Größe war logischerweise auch der Hauptgrund, warum Archibald in die zweite Runde zurückfiel. Calvin Murphy (1,75 m), der auch ein Kandidat für diese Top 10 gewesen wäre, ging es genauso - dabei gehörten beide Guards in der Endabrechnung zu den fünf produktivsten Spielern eines Jahrgangs mit unter anderem Bob Lanier, Dave Cowens, Rudy Tomjanovich und Pete Maravich.

Archibald war zudem einer der ersten Spieler, die nach einem Achillessehnenriss noch einmal produktiv zurückkamen. 1977 dachte er eigentlich, er wäre am Ende - stattdessen fand er bei den Celtics unter Red Auerbach noch einmal spätes Glück, wurde im Alter von 31-33 Jahren noch dreimal All-Star und gewann 1981 gemeinsam mit Larry Bird und Co. eine Meisterschaft.

Zehn Jahre später folgte bereits die Aufnahme in die Hall of Fame - kein Wunder.

Platz 2

Alex English (23. Pick, 1976)

Die Geschichte der Nuggets ist - vorsichtig ausgedrückt - nicht gerade von Triumphen geprägt. Mit der Verpflichtung von Alex English während der Saison 1979/80 jedoch landete die Franchise von den Rocky Mountains einen Volltreffer. Der Trade, den die Nuggets nur den alternden George McGinnis kostete, war einer der einseitigsten Deals aller Zeiten.

Aber der Reihe nach. Obwohl er im College für die Tar Heels beeindruckende Zahlen auflegte, flog English bei den NBA-Scouts unter dem Radar. Das lag besonders an der unauffälligen Spielweise, denn English war kein überragender Athlet. Er erzielte seine Punkte elegant und mit Gefühl - krachende Dunkings sucht man in seinen Highlight Tapes vergebens, stattdessen kam er mit Halbdistanzwürfen und Runnern zum Erfolg.

Legenden-Serie: Alex English - "Just Smooth"

Früh wurde er als "smooth" betitelt - und rutschte geschmeidig beim Draft 1976 in die zweite Runde, wo sich an 23. Stelle die Bucks erbarmten und sich die Dienste von English sicherten. Dort hatte er keinen leichten Stand. Die Franchise befand sich in einem Rebuild nach dem Abgang Kareem Abdul-Jabbars, zudem war Coach Don Nelson kein Fan von Rookie-Experimenten. So bekam English keine Chance, sich zu entwickeln und wurde nach zwei Jahren zu den Pacers verschifft, die ihn wiederum anderthalb Jahre später für den besagten McGinnis nach Denver schickten.

Unter Head Coach Doug Moe hatte er endlich seinen Platz gefunden und entwickelte sich aus dem Nichts zum besten NBA-Scorer der 80er-Jahre. In seiner besten Spielzeit legte er 28,4 Punkte und 7,3 Rebounds auf und verpasste in 10 Saisons nur 6 (!) Spiele. Mit seiner unglaublichen Konstanz schaffte er es zwischenzeitlich bis auf Platz 7 der All-Time Scoring List mit 25.613 Punkten. Noch heute, 25 Jahre nach seinem Karriere-Ende, steht er auf Platz 18. Einzig ein Titel-Run war ihm nie vergönnt, weshalb er nach wie vor in der Diskussion um die besten Spieler der Geschichte vergessen wird. Bei den Nuggets hingegen wurde er verewigt - das Trikot ihres besten Spielers aller Zeiten hängt dort selbstverständlich unter der Decke.

Platz 1

Willis Reed (10. Pick, 1964)

Der 10. Pick in der 2. Runde? Ja, damals lief der Draft eben noch ein bisschen anders ab. Es gab 1964 nur neun Teams in der Liga und so rutschte man eben etwas leichter in die zweite Runde ab - dennoch möchten wir folgende Liste präsentieren: George Wilson. Mahdi Abdul-Rahman. Jim Barnes. Joe Caldwell. Gary Bradds. Luke Jackson. Jeff Mullins. Barry Kramer. Mel Counts.

Wer drei dieser Namen kennt, darf sich schon als echten Experten bezeichnen, wer jeden der neun kannte, ist vermutlich entweder verrückt oder Sheldon Cooper (also beides). All diese Namen jedoch wurden 1964 vor dem MVP von 1970 aufgerufen, der mit seinem "and here comes Willis"-Auftritt auch noch eine der ikonischsten Szenen der NBA-Geschichte zu verantworten hatte.

Reed spielte zwar "nur" zehn Jahre, wurde in dieser Zeit allerdings sechsmal All-Star, Rookie des Jahres und zweimal Finals-MVP - und war Herz und Seele der beiden bis heute einzigen Championship-Teams der Knicks. Für die "50 Greatest Players", die Hall of Fame und die eine oder andere legendäre Prügelei reichte es natürlich auch noch.

Dass Reed in der zweiten Runde gepickt wurde, mag nicht ganz so absurd erscheinen wie etwa bei Draymond, dem ja ganze 34 Spieler in seinem Jahrgang vorgezogen wurden und nicht "bloß" neun - aufgrund seiner legendären Karriere bleibt der "Captain" dennoch bis heute der Goldstandard für Zweitrundenpicks.

Ehrenmitglied: Wir sind ganz ehrlich - am liebsten hätten wir Gilbert Arenas hier auf die Eins gesetzt und zwischen 2004 und 2007 wäre das auch gerechtfertigt gewesen. Agent Zero legte in diesen Jahren überragende 27,8 Punkte auf und war einer der unterhaltsamsten (und im positiven Sinne beklopptesten) Spieler der Liga. Leider traf das mit dem positiven Sinn nach einer Weile nicht mehr zu, neben etlichen Verletzungen zerstörte sich Hibachi auch mit lächerlich dummen Aktionen wie der "Waffen-Affäre" mit Javaris Crittenton (mittlerweile wegen Mordes im Knast!) die eigene Karriere. Schade, aber seine 60 Punkte gegen Kobe Bryant werden wir dennoch nie vergessen.

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