NBA

"Rondo macht Mavs nicht besser"

Von Florian Regelmann, Max Marbeiter und Stefan Petri
Steffen Hamann (r.) diskutiert mit den NBA-Redakteuren über Schröder, Rondo und Co.
© getty
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These: Schröder muss neben Teague spielen

Marbeiter: Die Idee gefällt mir irgendwie. Steffen, Du kennst das Spiel mit zwei Point Guards ja aus eigener Erfahrung bei den Bayern. Was ist da besonders wichtig? Wo liegen die Vorteile, wo die Schwierigkeiten?

Hamann: Ganz genau, das ist der moderne Basketball. Mittlerweile können viele Zweier auf der Eins spielen und umgekehrt. Es gibt heute immer weniger klassische, reine Point Guards. Man muss sich doch nur Heiko Schaffartzik anschauen, der beide Positionen spielen kann. Und bei Dennis sehe ich ähnliches Potential. Ich persönlich mag es allerdings lieber, wenn ein richtiger Floor General auf dem Court steht. Das hat allein schon den Vorteil, dass nach dem Rebound, jeder direkt weiß, wen er anzuspielen hat, nämlich den Point Guard. Die Flügel können sich dann darauf konzentrieren, das Feld runter zu sprinten. Du hast dann einfach eine klare Hierarchie. Wenn du aber zwei Point Guards auf dem Feld hast, musst du immer schauen, wer näher am Ball ist. Das verzögert alles ein wenig. Mit einem Point Guard hast du einfach eine klarere Struktur. Andererseits haben Spanien und Griechenland auch schon mit drei Point Guards gespielt. Da kannst wiederum alles switchen, bist flexibler. Ich persönlich finde es aber besser, wenn eine klare Struktur vorherrscht und jeder seinen festen Part hat. Wenn das Zusammenspiel passt und man das Ganze lange trainiert, kann es aber sehr sehr gut funktionieren. Auch zwischen Dennis und Teague.

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Marbeiter: Ausprobiert haben es die Hawks ja auch schon. Nicht häufig, aber die Option liegt auf dem Tisch. Und wie gesagt, ich finde sie interessant. Defensiv sehe ich - zumindest auf den Guard-Positionen - keine große Problematik. Dank seiner Athletik und langen Arme kann Schröder auch auf der Zwei verteidigen, für Teague würde sich nicht viel ändern. Vorne ließe sich Atlantas Spursesques Ballmovement mit zwei Point Guards wohl noch besser zelebrieren. Zumal Schröder und Teague gegnerisches Defenses unablässig attackieren, sie aus dem Gleichgewicht bringen können. Zwei derart dynamische Spieler im Backcourt sind der Albtraum einer jeden Defense. Es bliebe schließlich kaum Zeit, durchzuschnaufen. Andererseits stellt sich natürlich ein wenig die Spacing-Frage. Kyle Korver könnte auf die Drei ausweichen, nur ist Schröders Wurf eben deutlich wackliger als der DeMarre Carrolls. Zudem träfe Korver hinten ständig auf athletischere, kräftigere Gegenspieler. Gegen LeBron, Durant oder Jimmy Butler - sollte Chicago, wie häufig praktiziert, ebenfalls mit zwei Einsern spielen - könnte auch Schröder nur schwer aushelfen. So liegt das Defensive Rating einer Lineup mit Teague, Schröder, Korver, Paul Millsap und Pero Antic bei 131,6. Zugegeben, die Sample Size ist nicht sonderlich groß, aber vielleicht nutzt Coach Budenholzer Schröder und Teague auch deshalb nur in Ausnahmefällen - wenn auch, hin und wieder gegen Ende einiger Spiele. Wie gesagt, ich finde Idee interessant, andererseits funktioniert das System der Hawks hervorragend wie es ist. Schröder hat eine zentrale Rolle, deshalb kann er sicherlich hin und wieder neben Teague spielen. Aber muss er das auch? Auf keinen Fall.

Regelmann: Wie Max schon sagt, haben wir in dieser Saison ja schon gesehen, dass Coach Budenholzer auch mal ein Spiel mit Schröder und Teague im Backcourt beendet hat. Wenn sich Schröder weiter so gut entwickelt, werden wir das mit Sicherheit noch öfter sehen. Ganz entscheidend ist aber wie gesagt, dass Schröder sich dafür anbietet und vor allem seinen Schuss von draußen verbessert und kein 23-Prozent-Dreierschütze bleibt. Wenn er sich da erstmal noch steigert, kann ein Duo Teague/Schröder zu den dynamischsten der Liga gehören, ohne Frage. Steffen hat's ja gesagt: Die Entwicklung generell geht immer mehr zu einem Two- oder gar Three-Point-Guard-System wie bei den Suns, die in der Crunchtime zuletzt mit Dragic, Bledsoe und Thomas aufgelaufen sind und die Spiele gewonnen haben. Bei den Hawks bietet sich eine Teague-Schröder-Combo umso mehr an, da Atlanta mit Shelvin Mack auch dann immer noch einen sehr passablen Backup-Point-Guard auf der Bank sitzen hat. Atlanta hat eine richtig gute Mannschaft und mit Budenholzer vor allem einen richtig guten Trainer, der die Hawks mit phänomenalem Ballmovement (die meisten Assists der Liga) jetzt wirklich schon zu den Ost-Spurs gemacht hat. Atlanta hat in dieser Eastern Conference alle Chancen, ganz weit zu kommen...

Petri: Ganz genau. Deshalb: Den Hawks gute Ratschläge geben? Nach dem fantastischen Saisonstart? Ganz sicher nicht. Atlanta steht unter den Top drei Teams im Osten, und selbst wenn man dieses Tempo nicht halten kann - der Schedule war bisher überschaubar - macht die Entwicklung des Teams richtig Laune. Und da schließe ich unseren Dennis mit ein. Gerade deshalb würde ich an seiner Rolle nicht rütteln: Schröder ist einer der wichtigsten Männer von der Bank, ist richtig aufgeblüht. Wenn er einen guten Tag erwischt, spielt er viele Minuten, wenn es mal nicht so läuft, rücken eben andere an die Front. Perfekt für die Entwicklung des 21-Jährigen. Acht Punkte und 4 Assists hatte ich vor der Saison vorgeschlagen - läuft doch super (8,6 Punkte, 3,4 Assists). Deshalb finde ich es unerheblich, ob er nun neben Teague spielt oder nicht. Mit Teague, Millsap und Korver hat Mike Budenholzer gleich drei All-Star-Aspiranten im Team. Da muss sich Schröder hinten anstellen. Never change a winning Team.

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