NBA

"Butler ist Chicagos Franchise Player"

Von Florian Regelmann, Marc-Oliver Robbers und Max Marbeiter
Dirk, James, Paul und Curry (v.l.n.r.) stehen im Zentrum der neuen Ausgabe der Triangle-Offense
© getty

Dirk Nowitzki sammelt Meilensteine. Aber ist er deshalb der beste Power Forward aller Zeiten? Hat Steph Curry Chris Paul den Rang als bester Point Guard der Liga abgelaufen? Ist Jimmy Butler vielleicht der neue Franchise Player der Chicago Bulls? Sollte sich LeBron James auf das Wesentliche konzentrieren? Die SPOX-Redakteure Marc-Oliver Robbers, Florian Regelmann und Max Marbeiter diskutieren in der Triangle-Offense mit Sean Deveney, NBA-Experte bei "sportingnews.com".

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These: Nowitzki ist der beste Power Forward aller Zeiten

Sean Deveney: Kaum ein Spieler hat die Position des Power Forwards - und in gewisser Weise das gesamte Spiel - alleine so sehr verändert wie Dirk Nowitzki. Wer hatte schon von einem Stretch Four gehört, bevor Nowitzki um die Ecke kam und zum ersten Big Man wurde, der auch als Dreierschütze fungierte? Aber dennoch: Nein, Nowitzki ist nicht der beste Power Forward. Dieser Titel gebührt Tim Duncan, der Nowitzkis eine Meisterschaft mit fünf Ringen überbieten kann. Ihre Career-Stats sind relativ ähnlich. Während Nowitzki ein besserer Scorer war (22,5 zu 19,8 Punkte), war Duncan der bessere Rebounder (11,1 zu 8,0) und Verteidiger. Beide waren über die größten Teile ihrer Karriere gesund und haben oftmals bewiesen, dass sie auch mit Schmerzen spielen können. Der Unterschied zwischen den beiden ist, dass Duncan der zentrale Baustein für fünf Meisterschaften mit den Spurs war. Nummer eins als Sophomore neben David Robinson, drei Titel in seiner Prime und der fünfte im Alter von 38 Jahren. Natürlich hatte Duncan mit Manu Ginobili und Tony Parker einen überragenden Supporting Cast, doch er war immer der Fokus des Teams. Die Entscheidung ist knapp, doch die Titel sprechen für Duncan.

Max Marbeiter: Lasst es mich so sagen: Dirk ist der beste Shooting Power Forward aller Zeiten. Er hat die Position revolutioniert, da bin ich ganz Deiner Meinung, Sean. Bevor Nowitzki in die Liga kam, dominierten auf der Vier Typen wie Charles Barkley oder Karl Malone. Typen, die die Positionsbezeichnung wörtlich nahmen und ihre Gegner überpowerten. Jungs wie Dirk galten damals als weich. Mittlerweile sucht jeder General Manager nach mindestens einem Stretch Four, das reine Power Play ist immer weniger gefragt. Das ist Dirks Verdienst. Vielleicht nicht allein, aber zu großen Teilen. Darauf kann er, darauf können wir in Deutschland stolz sein. Ihn deshalb zum besten Power Forward aller Zeiten zu machen, geht mir allerdings zu weit. Das ist auch für mich Tim Duncan. Klar kommt jetzt wieder der eine oder andere und will erklären, dass Duncan ja eigentlich Center ist und fragt, was das alles soll. Aber TD wurde nun mal als Vierer neben David Robinson gedraftet und spielt auch heute noch häufig - zumindest nominell - als Power Forward an der Seite von Tiago Splitter. Dort zählt er allein aufgrund seiner fünf Titel zu den Besten - wenngleich Ringe nur bedingt zählen sollten. Schließlich muss man dazu immer die Teamsituation mit in Betracht ziehen. Allerdings hat Duncan das Spiel und damit seine Position auf seine ganz eigene Art und Weise geprägt. Er hat nichts revolutioniert, seinen Stil aber bedingungslos durchgezogen. Was Duncan bringt, diese Effizienz, mit der er Basketball spielt, die Fähigkeit, das Spiel auch defensiv zu beeinflussen, ist nur ganz schwer zu kopieren. Deshalb ist er einzigartig. Und deshalb ist er in Verbindung mit all seinen Erfolgen für mich der beste Vierer aller Zeiten.

Marc-Oliver Robbers: Jetzt muss ich dem guten Dirk aber mal zur Seite springen. Sean hat die fünf Titel von Duncan angesprochen, aber man darf beim Big Fundamental natürlich nicht vergessen, dass er immer tatkräftige Unterstützung an seiner Seite hatte. Nowitzki hat sich seinen Titel mehr oder weniger im Alleingang geholt. Die Leistung in den Playoffs war einfach übermenschlich und von purem Willen angetrieben. Offensiv ist Dirk noch heute ein Monster, seine Defensivschwäche - und da stimme ich euch dann wieder zu - verhindert aber die Ernennung zum besten Power Forward aller Zeiten. Da ist für mich das Gesamtpaket entscheidend - und das hat Duncan. Aber ich schmeiße noch mal einen rein, der auf dem besten Weg ist, eine neue Referenz zu setzen: Anthony Davis. Der Junge ist einfach unfassbar, und vor allem ist sein Spiel schon jetzt so vielseitig. Wenn er sich noch einen halbwegs ordentlichen Distanzwurf aneignet, stehen Davis in Zukunft alle Türen offen. Einfach Wahnsinn, wenn man bedenkt, dass er erst 21 Jahre alt ist.

Florian Regelmann: Bei aller Liebe zu Dirk, er ist für mich gemeinsam mit Larry Bird zwar der beste Shooter aller Zeiten, aber der beste Power Forward der Geschichte ist Tim Duncan - und es ist nicht mal ansatzweise knapp. Duncan steht klar über Nowitzki. Es gibt so viele unglaubliche Statistiken über Duncan. Ob das sein Karriereschnitt (19,9 PPG, 11,1 RBG, 3,1 APG, 2,2 BPG) ist, der ihn auf eine Stufe mit Kareem Abdul-Jabbar stellt. Ob das der Fakt ist, dass zwischen seinem ersten und fünften Ring 15 Jahre liegen, was Beleg für seine unfassbare Konstanz ist. Oder ob es so ein überragender Stat ist, dass Duncan in seiner Karriere mehr Playoff-Minuten gesammelt hat als zum Beispiel die gesamte Knicks-Franchise. Duncan ist nicht nur der beste Power Forward aller Zeiten, er ist einer der besten Spieler, die jemals gespielt haben und gehört in die absolut oberste Kategorie. In die gehört Dirk nicht ganz, dafür ist nur eine Championship einfach zu wenig.

These 1: Dirk Nowitzki ist der beste Power Forward aller Zeiten

These 2: Steph Curry hat Chris Paul als besten Point Guard der Liga abgelöst

These 3: Jimmy Butler ist der wahre Franchise Player der Bulls

These 4: Der Draft-Jahrgang ist eine einzige Enttäuschung

These 5: LeBron sollte sich auf das Wesentliche konzentrieren

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