NBA

"MVP Rose? Eine Feel-Good-Story"

Von Haruka Gruber, Florian Regelmann und Philipp Dornhegge
Jalen Rose bezieht Stellung zu Rookie Victor Oladipo, Dirk Nowitzki und Comebacker Greg Oden
© getty
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These: Oladipo wird locker Rookie of the Year.

Florian Regelmann: Spätestens nach der Verletzung von Trey Burke kann ich mir nicht vorstellen, wie Oladipo den Rookie of the Year Award nicht gewinnen soll. Ben McLemore wird Phasen haben, in denen er unglaublich aufspielt und vor allem scort, aber er ist bei weitem noch nicht so reif wie Oladipo. Was mir bei Oladipo am meisten imponiert: Auf dem Platz, neben dem Platz in Interviews, Körpersprache - egal, was er macht, nichts erinnert an einen Rookie. Oladipo ist ja nicht nur extrem athletisch, er ist ein extrem intelligenter Spieler und ein herausragender Defender. Er kann ein Spiel auf so viele verschiedene Weisen beeinflussen, Scoring, Playmaking, Rebounding, Defending, das macht ihn so besonders. Oladipo wird wahrscheinlich nicht der Rookie-Topscorer werden - 15 Punkte und 5 Assists scheinen realistisch -, aber es wird keinen Rookie geben, der Abend für Abend seinem Team so viel hilft wie er den Magic. Und auch wenn man mit Vergleichen aufpassen sollte, Oladipo sieht wirklich aus wie ein junger D-Wade, das ist einfach so. Wen ich, wenn wir bei den Rookies sind, aber unbedingt noch erwähnen muss, ist Steven Adams. Ich habe sein College-Jahr bei Pittsburgh intensiv verfolgt, da war er noch ein sehr roher Diamant. Ich hätte nicht gedacht, dass er so schnell in der NBA einschlagen wird, aber jetzt bin ich sehr beeindruckt. Adams hat sich brutal weiterentwickelt im Sommer, man kann Sam Presti mal wieder nur gratulieren, das sieht nach einem grandiosen Pick aus. Und die Thunder-Fans haben eh die Schnauze voll von Kendrick Perkins, Adams könnte im Laufe der Saison eine ziemlich große Nummer werden.

Philipp Dornhegge: Weißt Du, wen ich in der Summer League sehr intensiv verfolgt habe, Flo? Trey Burke. Und mir ist es völlig schleierhaft, wie man in ihm den potenziellen Nummer-Eins-Herausforderer für Oladipo sehen kann. Er ist nervenstark und sehr intelligent, keine Frage. Aber er war körperlich auch völlig überfordert, wusste mit seiner durchschnittlichen Geschwindigkeit überhaupt nichts anzufangen, hat keine Lücken gefunden und miserabel geworfen, weil er keine offenen Würfe für sich kreieren konnte. Ich bin nach wie vor zuversichtlich, dass er es in der NBA packt, aber es wird die eine oder andere Spielzeit dauern. Da bin ich bei einem Michael Carter-Williams schon optimistischer, der die Preseason sehr effektiv genutzt hat, um seine Probleme mit der Ballkontrolle aus der Summer League abzustellen, seinen Wurf zu stabilisieren und sein ganzes Spiel einfach zu halten. Er verteidigt schon sehr ordentlich und hat sich beim Spielaufbau sehr auf Evan Turner verlassen. Das muss aber nichts Schlechtes sein. Im Gegenteil: Carter-Williams ist in der NBA angekommen, ist nach Aussagen der Mitspieler auch im Locker Room zunehmend als lautstarker Leader aufgetreten. Er ist kein echter Herausforderer von Oladipo, aber weiter als Burke.

Jalen Rose: Zurück zu Oladipo: Was mich an dem Jungen begeistert sind Einsatz, ständige Bewegung, Intensität und Lust auf Defense. Obwohl er offensiv noch Schwächen hat, wird es ihm nicht so weh tun, wenn er mal ein paar Dreier nicht trifft. Denn die genannten Qualitäten werden trotzdem dafür sorgen, dass er voll im Spiel ist und sich nie hängen lässt. Mit einem Steal, einem Block und einem Breakaway-Layup kann er sich jederzeit rehabilitieren, dadurch werden seine Minuten und seine Produktion konstant sein. Insofern sage ich: Ja, er wird sich bei der Wahl zum Rookie of the Year deutlich durchsetzen.

Haruka Gruber: Oladipo ist sicher der große Favorit, aber ich kann eure Begeisterung nicht ganz teilen. Seine Leistungen in der Preseason waren eher durchwachsen. Speziell die Quoten müssen deutlich besser werden (36,4 Prozent FG in den letzten fünf Spielen). Auch die übrigen Kandidaten wie Ben McLemore oder Anthony Bennett kämpfen mit Problemen und Inkonstanz. C.J. McCollum, Trey Burke und Otto Porter sind erst mal verletzt, Cody Zeller nur solide. Deshalb werfe ich jetzt einfach Dennis Schröder in den Ring. Mit seinem Spiel stellt er als einer der wenigen etwas Besonderes dar. Sein großer Vorteil: Aus Braunschweiger Zeiten kennt er die Mechanismen des Profi-Basketballs. Auch die Situation in Atlanta passt eigentlich optimal. Die Hawks achten penibelst darauf, dass er sich ausschließlich auf das Sportliche konzentriert. PR-Exzesse lassen sie gar nicht erst aufkommen. Im Vergleich zu den anderen spielt Schröder für ein solides Playoff-Team, das zudem einige Veteranen im Roster hat. Ego-Touren kann und muss er sich da gar nicht erlauben. Außerdem hat Coach Mike Budenholzer schon gesagt, dass er Schröder und Teague teilweise auch zusammen spielen lassen will. Da wird bei der kleinen Guard-Rotation der Hawks sicherlich einiges an Spielzeit abfallen. Auch die Story eines europäischen Point Guards, der die NBA erobert, gibt einiges her. Wieso Du Steven Adams als Geheimtipp siehst, kann ich nicht ganz nachvollziehen, Flo. Klar hat er in der Preseason gut gereboundet, aber ich erinnere Dich noch mal an die letzte Triangle. Da hast Du ihm quasi jegliches Offensivtalent abgesprochen. Und jetzt soll er sich so verbessert haben? Gutes Rebounding allein reicht für mich nicht zum Rookie of the Year. Deshalb bleibe ich dabei: Dennis Schröder hat durchaus Chancen.

Regelmann: Erstens habe ich selbst gesagt, dass mich Adams' Entwicklung positiv überrascht, gerade offensiv, und zweitens meinte ich damit nicht, dass er ein ernsthafter Rookie-of-the-Year-Kandidat ist. Aber wenn wir uns in fünf Jahren fragen, wer die besten Spieler dieser Draft Class sind, ist es realistisch, dass Adams' Name fällt.

Dornhegge: Wenn ich da noch mal einhaken darf: Es gibt aber noch andere Spieler, die konstant Minuten sehen werden, allen voran Cody Zeller und Kelly Olynyk. Und dann könnte einer wie Kentavious Caldwell-Pope noch auf den Plan treten, der die Chance, hat, sich bei einem Playoff-Team sehr bald zum Starter zu mausern. Ich finde es daher auch etwas voreilig, Oladipo jetzt schon zum kommenden Rookie of the Year zu machen.

Rose: Aber man muss abwarten, ob Olynyks Produktivität auch auf dem NBA-Level gleich bleibt. Ich habe ihn auf dem College begleitet, als ich fürs Fernsehen einige Spiele kommentiert habe. Ich mag ihn, aber ich bin noch nicht sicher, ob er als Power Forward in der Lage sein wird, seinen Wurf so konstant zu treffen, wenn er eng verteidigt wird und auch zum Korb ziehen kann. Ich weiß nicht, ob er schon in der ersten Saison im defensiven Low Post seinen Mann stehen kann. Oladipo ist da schon weiter, insofern hat er klare Vorteile. Und zu KCP: Die Wahl der Pistons hat mich nicht überrascht. Ich komme aus Detroit und bin Fan des Teams, und ich bin sehr zufrieden mit Kentavious Caldwell-Pope. Er ist ein Spieler, der die Bedürfnisse des Teams erfüllt. Er ist ein ebenso guter Verteidiger wie Offensivspieler, er hat einen guten Wurf. Mit Stuckeys Verletzung hat er die Chance, sehr bald zu starten. Und wenn er dann auf seiner Position Abend für Abend gegen James Harden, Dwyane Wade und Co. spielt, kann er sich schnell einen Namen machen. Er hat die physischen Voraussetzungen, um seinen Mann zu stehen. Aber um für den Award in Frage zu kommen, muss er Zahlen abliefern. Und das wird verdammt schwer, wenn man die fünfte Option im Angriff ist.

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