Fehlender Wille von Thomas Tuchel beim FC Bayern? "Meint nicht, dass er Davies, Pavlovic oder Musiala verbessern kann"

Von Christian Guinin
Ehrenpräsident Uli Hoeneß stattete der Mannschaft beim Trainingsauftakt am Mittwoch einen Besuch ab.
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Ehrenpräsident Uli Hoeneß vom FC Bayern München hat Kritik an Trainer Thomas Tuchels Umgang mit jungen Spielern geäußert. Auch sprach der 72-Jährige über Ralf Rangnick als dessen möglichen Nachfolger.

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"Ich mache Thomas Tuchel keinen Vorwurf, er war häufiger bei mir zum Abendessen am Tegernsee, ich verstehe mich sehr gut mit ihm. Aber er hat eine andere Einstellung. Er meint nicht, dass er einen Davies, Pavlovic oder Musiala verbessern kann", sagte Hoeneß im Interview mit der FAZ.

Der Bayern-Coach würde zu schnell die Entwicklung junger Spieler aufgeben und sich stattdessen dann auf dem Transfermarkt nach Alternativen umsehen. "Wenn es nicht klappt, sollte man einen anderen kaufen", sei die Einstellung Tuchels. Hoeneß erachtet diesen Weg als falsch: "Ich meine, man sollte hart an ihnen arbeiten und ihnen Selbstvertrauen geben."

Vom künftigen Cheftrainer des deutschen Rekordmeisters erwartet der 72-Jährige deshalb nun genau solche Qualitäten. Sich mit jungen Spielern auseinanderzusetzen und sie geduldig bis in die Weltklasse zu fördern: "Dass er junge Spieler verbessert und sie auch mal in den Arm nimmt."

Die Suche nach einem Tuchel-Nachfolger gestaltet sich für die Bayern jedoch schwierig. Das liegt laut Hoeneß vor allem daran, dass mit Xabi Alonso und Julian Nagelsmann die beiden präferierten Optionen dem deutschen Rekordmeister nacheinander eine Absage erteilten. Bei Alonso habe man "höflich angefragt, er hat abgesagt, weil er Charakter hat. Er wäre zu keinem anderen Verein gegangen. Dadurch hat er sich qualifiziert, später einmal Trainer des FC Bayern zu werden".

Nagelsmann hätte schließlich den DFB den Bayern vorgezogen. "Wenn Deutschland bei der EM erfolgreich ist, war es die richtige Entscheidung von Julian", sagte Hoeneß diesbezüglich, "wenn er scheitert, ist es eine Katastrophe."

Den Vorwurf, dass die Münchner ein, wie "von der ein oder anderen Zeitung" behauptet, "Pingpongspiel" betrieben hätten, wollte Hoeneß so nicht stehen lassen. Dies sei "des FC Bayern unwürdig", stellte er klar. "Und es ist auch nicht so, dass wir gleichzeitig mit drei Leuten verhandelt hätten. Das tun wir nicht. Erst wenn der eine Kandidat absagt, wird mit dem nächsten gesprochen."

Nach Alonso und Nagelsmann sei Rangnick nun der dritte Kandidat. Genau ins Detail wollte Hoeneß dabei nicht gehen, kündigte jedoch eine baldige Entscheidung an. "Ich denke, wir werden innerhalb einer Woche eine Entscheidung haben."

Auf die Frage, ob seine Frau denn mit Rangnick als FCB-Coach einverstanden sei, antwortete der Münchner Ehrenpräsident: "Sie hat eine neutrale Haltung eingenommen, was seine Chancen nicht verringert."