Vierschanzentournee - Katerstimmung weit vor Silvester: Garmischer Neujahrsspringen ohne Fans

SID
Das Neujahrsspringen der Vierschanzentournee in Garmisch-Partenkirchen wird erstmals ohne Zuschauer ausgetragen.
© imago images / dmuk-media

Keine Party an Neujahr: Das Tournee-Springen in Garmisch-Partenkirchen findet ohne Zuschauer statt. Der Wintersport leidet schon jetzt und dringt auf staatliche Hilfen.

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Das Sportjahr 2021 beginnt unter Ausschluss der Öffentlichkeit, die große Party bei der Vierschanzentournee fällt flach: Das Neujahrsspringen in Garmisch-Partenkirchen findet am 1. Januar ohne Zuschauer statt, auch andere Schnee-Highlights werden zu Geisterwettkämpfen. Veranstaltern wie Fans droht ein trister erster Corona-Winter.

"Das tut richtig weh", sagte Peter Fischer, Vorsitzender des SC Garmisch, als er via Münchner Merkur zum ersten Mal in der bald 99-jährigen Geschichte des traditionellen Jahresauftakts die Allgemeinheit von der Schanzen am Gudiberg ausschloss. Gleiches gilt für die alpinen Rennen Ende Januar und Anfang Februar am Garmischer Hausberg und auf der Kandahar.

Weil die stark steigenden Infektionszahlen auch in Süddeutschland keine seriöse Planung mit Zuschauern zulassen, zog nun "GAP" die Reißleine - lediglich Springer, Betreuer, Offizielle sowie Helfer und Medienschaffende in reduzierter Zahl sind zugelassen.

Oberstdorf plant für das Tournee-Auftaktspringen am 29. Dezember noch mit 2500 (statt gewöhnlich 25.000) Fans, alle Tickets waren binnen Minuten verkauft. Doch die Wahrscheinlichkeit, dass dies zu halten ist, sinkt täglich.

Karl Geiger: "Besser ohne Zuschauer als gar nicht"

Die deutschen Topspringer reagierten auf die schlechten Nachrichten gefasst. "Ich versuche eben, die Fans am TV zu begeistern. Alles andere kann ich nicht beeinflussen, darüber zerbreche ich mir nicht den Kopf", sagte Weltmeister Markus Eisenbichler am Donnerstag. Karl Geiger meinte: "Besser ohne Zuschauer als gar nicht."

Die österreichischen Veranstalter in Innsbruck und Bischofshofen haben sich in Sachen Zuschauer noch nicht erklärt, doch auch hier sieht - wie beim alpinen Auftakt in Sölden am vergangenen Wochenende - alles danach aus, dass die Sportler unter sich bleiben.

Dass Fischer und Co. solche Maßnahmen "weh" tun, ist nachvollziehbar. Rund eine halbe Million Euro erlöst der Skiclub Partenkirchen mit dem Tournee-Ticketverkauf, finanziert damit auch die Jugendarbeit. Nicht nur wegen des Neujahrsspringens sind die Hotels in der Olympiagemeinde von 1936 über Silvester stets restlos ausgebucht, der wirtschaftliche Schaden wird immens.

Die Einnahmen brechen den Veranstaltern weg, die Kosten steigen hingegen - Schutzmaßnahmen kosten selbst bei Geisterwettbewerben ein Heidengeld. "Von Sport redet gar keiner, da heißt es überall nur Hygiene, Hygiene", sagte Fischer. Probleme, die auf jeden Veranstalter im kommenden Winter zukommen, weshalb der Deutsche Skiverband bereits hilfesuchend an die Politik appelliert.

DSV: Absage der WM oder Tournee kein Thema

"Uns ist vollkommen bewusst, dass wir vor großen Herausforderungen stehen. Vor allem die Mehrkosten für die notwendigen Hygiene- und Schutzmaßnahmen in den ursprünglichen Kalkulationen nicht vorhersehbar", sagte DSV-Präsident Franz Steinle dem SID: "Je nach Veranstaltung sprechen wir von signifikanten Beträgen. Hier sind wir, wie andere Verbände, auch auf staatliche Hilfe angewiesen."

Zum größten Sorgenkind könnte die Nordische WM in Oberstdorf (23. Februar bis 7. März) werden. Seit Ende 2019 läuft der Ticketverkauf, mit 350.000 Zuschauern haben OK und DSV ursprünglich kalkuliert. Sollten diese Erlöse weitgehend wegfallen, droht nach der Oberstdorfer WM 2005 ein erneutes finanzielles Desaster.

Zuschauer hin, Zuschauer her: Eine Absage von WM oder Tournee ist beim DSV (noch) kein Thema. "Unser Bestreben ist es, die Weltcup-Veranstaltungen und die Nordischen Weltmeisterschaften wie ursprünglich geplant durchzuführen", sagt Steinle. Zumindest für die Fans am heimischen TV scheint das Garmischer Kater-Programm am Morgen nach der wohl kärgeren Silvesterparty gesichert.

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