"Bin nicht scharf auf F1-Popularität"

Marco Wittmann fährt mit BMW in der DTM derzeit allen um die Ohren
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SPOX: Ihr Teamchef Stefan Reinhold wird nicht müde zu betonen, wie unbekümmert Sie sind. Wie schaffen Sie das bei dem im Saisonverlauf immer weiter ansteigenden Druck?

Wittmann: Das ist wirklich eine meiner größten Stärken, denke ich. Ich lasse mich von keinem unter Druck setzen. Das spüre ich einfach nicht. Wenn ich Druck empfinde, mache ich mir den selbst, weil ich so ehrgeizig bin. Für die Saison 2014 war mein Ziel, nach meinem Rookie-Jahr meinen ersten Sieg zu holen. Das habe ich schon beim ersten Rennen in Hockenheim geschafft. Danach bin ich einfach ruhig geblieben und habe mich auf das jeweilige Wochenende konzentriert.

SPOX: Trotz Ihrer Erfolge stehen oftmals noch immer die ehemaligen Formel-1-Fahrer im medialen Fokus. Nervt das?

Wittmann: In erster Linie ist es schön, dass ich mich privat frei bewegen kann, ohne dass ich von vielen Leuten erkannt werde. Ich bin überhaupt nicht scharf auf die Popularität der Formel-1-Fahrer. Dass die Aufmerksamkeit mehr auf ihnen oder auch den ehemaligen Champions liegt, stört mich also überhaupt nicht.

SPOX: Sie haben schon 1996 mit dem Motorsport begonnen, sitzen Dreiviertel des Lebens hinter dem Steuer. Das klingt nach einem gelebten Traum. Hatten Sie in Ihrer Jugend durch die Intensität auch Probleme?

Wittmann: In der Schule hatte ich das Glück, dass der Sohn meines Schuldirektors professionell Radsport gemacht hat. Der hatte vollstes Verständnis, wenn ich donnerstags zu den Kart-Rennen musste. Probleme gab es eher mit den Klassenkameraden, die schon mal neidisch waren: "Wieso darf der schon wieder am Donnerstag weg?" Aber das war in der Anfangszeit. Während meiner Ausbildung zum Karosseriebauer war das Thema dann gegessen. In der Berufsschule hatten auch die Kameraden Interesse, was ich im Motorsport mache, schließlich hatten alle mit Autos zu tun.

SPOX: Sie selbst mussten für Ihren Traum auf die Wochenenden mit Freunden verzichten. Haben Sie das Reisen eher als Privileg oder als Belastung empfunden?

Wittmann: Ich bin immer gerne unterwegs. Wenn man seit dem sechsten Lebensjahr so intensiv Sport macht, muss es eine Leidenschaft sein, die einem Spaß macht. Es ist schön, wenn man zurückblickt und bemerkt, in welchen Ländern und Orten man überall schon war. Das ist aber wie bei der Formel 1: Man sieht eigentlich nichts außer der Rennstrecke und dem Hotel. Aber ich kann immerhin sagen, dass ich schon mal da war.

SPOX: In Ihrer Karriere gab es mehrmals die Gefahr, dass Sie aufgrund fehlender Großsponsoren durchs Raster fallen. Sie sind trotz zweier Vizemeisterschaften in der Formel 3 etwa nie in die GP2 oder die Renault-Worldseries aufgestiegen. Haben Sie damals daran gedacht, mit dem Motorsport aufzuhören?

Wittmann: Niemals! Das waren Wintermonate mit viel Bangen: Ich wusste nicht, ob es überhaupt weitergeht oder in welche Richtung. Für mich gab es nach der Formel 3 aus finanziellen Gründen leider keinen Weg, in die GP2 zu kommen. Aber den Gedanken aufzuhören gab es nicht. Dafür waren Ehrgeiz und Leidenschaft zu groß. Dann habe ich versucht, in den Tourenwagensport und die DTM zu kommen und habe glücklicherweise die Chance bei BMW erhalten.

SPOX: Ihr großes Vorbild ist Alessandro Zanardi. Warum eigentlich nicht Michael Schumacher, der seine erfolgreichste Zeit hatte, als Sie im Kart aktiv waren?

Wittmann: Als Kleinkind war Schumi das Vorbild schlechthin - für jeden, der Motorsport gemacht hat. Aber irgendwann hat sich das bei mir geändert. Alessandro ist größer. Alleine von seiner Haltung, seinem Ehrgeiz . Er hat trotz seinem Handicap nach dem schrecklichen Unfall am Lausitzring eine riesige Lebensfreude und feiert so viele Erfolge auf der Rennstrecke und bei den Paralympischen Spielen. Deswegen ist er mein großes Vorbild.

SPOX: Sie haben 2007 gegenüber der "Nürnberger Zeitung" zugegeben, dass Sie Probleme mit der Geschwindigkeitsbegrenzung haben. "Ich fahre immer ein bisschen zu schnell, aber passe auf, dass sie mich nicht blitzen", war zu lesen. Ist das heute auf öffentlichen Straßen immer noch so?

Wittmann: Echt? Habe ich das gesagt? Das kann ich mir kaum vorstellen. Sagen wir es so: Ich bin ein Autofahrer, der gerne schnell fährt. Aber ich halte mich natürlich an die Regeln, was anderes bleibt mir - wie allen anderen Autofahrern - nicht übrig. (lacht) Geblitzt wurde doch jeder schon mal. Es kommt darauf an, wie viel man zu schnell gefahren ist. Aber ich habe keine Punkte in Flensburg! Von daher ist alles gut.

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