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NBA - Kadercheck New Orleans Pelicans: Mit Zion Williamson in Top-Form ist vieles möglich

Von Robert Arndt
Zion Williamson spielt eine Saison auf All-NBA-Niveau.
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Die New Orleans Pelicans führen nach 25 Spielen tatsächlich die Western Conference an. Wer hätte das vor der Saison gedacht? Wir blicken auf den Kader um Zion Williamson und Co. und bewerten, ob New Orleans tatsächlich im Kreise der Contender ist.

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Am Sonntagabend empfangen die Pelicans zum zweiten Mal in Folge die Phoenix Suns (21.30 Uhr live auf DAZN), in der ersten Partie war ordentlich Pfeffer drin und der späte Dunk von Zion Williamson sorgte für ordentlich Gesprächsbedarf.

In den vergangenen Playoffs trafen die beiden Teams bereits in der ersten Runde aufeinander, damals setzten sich die hoch favorisierten Suns mit viel Mühe mit 4-2 durch. Damals nicht mit dabei: Zion Williamson. Der 22-Jährige ist nach einem Jahr zurück und spielt eine starke Saison. Wie weit kann es für New Orleans also in dieser Spielzeit gehen? Wir nehmen den Kader mal genauer unter die Lupe.

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GUARDS

C.J. MCCOLLUM

Alter: 31 | Gehalt: 33,3 Mio. Dollar | Vertrag bis: 2024 (Vertrag schon vorzeitig für 64 Mio. über zwei Jahre bis 2026 verlängert)

Wohl kein aktiver Spieler in der NBA performte über Jahre so gut, ohne ein einziges All-Star Game zu spielen. Vermutlich wird es auch in dieser Saison nichts, doch McCollum weiß in seiner neuen Rolle zu gefallen. Anders als in Portland ist McCollum in New Orleans der designierte Spielmacher, auch wenn die Pelicans für den Ballvortrag auch zahlreiche andere Spieler in ihren Reihen haben.

Zuletzt wurde der Guard durch eine Corona-Infektion ausgebremst, wodurch seine Quoten etwas litten. Aber auch zuvor fehlte es McCollum an Effizienz. Der 31-Jährige drückt wieder mehr aus der Mitteldistanz ab und kommt seltener zum Ring. Sein Ruf als Shot Maker eilt ihm jedoch voraus, dazu ist er der erfahrenste Playoffspieler im Kader der Pels und ist als Mentor in der Kabine eine wichtige Stimme.

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JOSE ALVARADO

Alter: 24 | Gehalt: 1,6 Mio. Dollar | Vertrag bis: 2025

Der Aufsteiger der vergangenen Monate! Alvarado wurde 2021 nicht gedraftet, schenkte Denver aber kürzlich 38 Punkte ein. Dabei zählt die Offense gar nicht zu seinen Kernkompetenzen. Alvarado ist viel mehr ein unangenehmer Verteidiger, der an seinen Gegenspielern klebt - und das über das komplette Spielfeld.

"Grand Theft Alvarado" hat sich in der Liga etabliert, dennoch ist es erstaunlich, dass dem Guard weiter Steals gelingen, indem er sich bei Einwürfen in der Ecke des Feldes versteckt. Kein Pelicans-Spieler hat ein besseres Net-Rating als Alvarado, sodass auch Coach Willie Green keine andere Wahl bleibt, als Alvarado immer mehr Minuten zu geben.

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DEVONTE' GRAHAM

Alter: 27 | Gehalt 22/23: 11,6 Mio. Dollar | Vertrag bis: 2025

Das geht vor allem zu Lasten von Graham, dessen Spielzeit in den Keller gegangen ist. Der kleine Guard ist in New Orleans fast schon überflüssig, doch ein Trade ist aufgrund seinen stattlichen Vertrags nicht so einfach zu finden. Man muss sich weiter fragen, was New Orleans im Sinn hatte, als man im Sommer 2021 für den Spielmacher einen Erstrundenpick auf den Tisch legte und diesem einen Vierjahresvertrag über knapp 48 Millionen Dollar gab.

Graham versteht sich vor allem als Schütze, hat gleichzeitig aber enorme defensive Mängel. So könnte NOLA das Shooting von Graham gebrauchen, allerdings gibt es kaum sinnvolle Lineups, um Graham angemessen zu integrieren.

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DYSON DANIELS

Alter: 19 | Gehalt 22/23: 5,5 Mio. Dollar | Vertrag bis: 2026

Daniels ist ein sehr interessanter Rookie, dem bislang noch wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Der Australier ist zwar kein klassischer Spielmacher und kann kaum für sich selbst kreieren, doch das ist in diesem Pelicans-Team auch nicht notwendig. Stattdessen bringt Daniels Defense von der Bank und beschäftigt die Stars der Gegner.

Der Nr.8-Pick liest das Spiel hier sehr gut und generiert so zahlreiche Steals. Wenn er dann noch mehr Dreier nehmen (und treffen) würde, wäre den Pels enorm geholfen. Seine Zeit wird kommen - gegen Toronto kratzte er in seinem 13. Spiel an einem Triple-Double (14 Punkte, 8 Rebounds, 9 Assists) - in diesem tiefen Team dürfte es kurzfristig aber eher weniger Spielzeit geben.

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WINGS

ZION WILLIAMSON

Alter: 22 | Gehalt 22/23: 13,5 Mio. Dollar | Vertrag bis: 2023 (Vertrag schon vorzeitig für 194,3 Mio. über fünf Jahre bis 2028 verlängert)

Nach einem Jahr Verletzungspause wurde viel darüber gerätselt, wie fit Williamson sein werde. Die Antwort fällt bisher sehr positiv aus. Zwar verpasste der Forward aufgrund von Wehwehchen bereits fünf Partien, doch wenn der Nr.1-Pick von 2019 auf dem Feld steht, dann überzeugt er. Williamson hat vielleicht nicht mehr die absurde Explosivität aus Jahr zwei, dennoch kann ihn aufgrund seiner Masse am Ring niemand stoppen.

Inzwischen versteht es Zion auch besser Kontakt zu ziehen, zuletzt erreichte er in vier Spielen am Stück mindestens zehn Freiwürfe. Williamson bleibt eine Scoring-Maschine und ist der beste Ballhandler im Team. Die größten Fortschritte machte der 22-Jährige aber in der Defense. Nach enttäuschenden ersten Jahren ist Williamson in Dosen endlich der defensive Spielmacher, wie man es aus Duke-Zeiten kannte. Zion ist konzentrierter, verpasst weniger Rotationen und lauert stets in den Passwegen.

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BRANDON INGRAM

Alter: 25 | Gehalt 22/23: 31,7 Mio. Dollar | Vertrag bis: 2025

Die zweite Option der Pelicans - und das ist eine verdammt gute. Der Scoring-Schnitt des einmaligen All-Stars ist zwar etwas rückläufig (20,8 PPG), aber die Pelicans haben offensiv eben so viele Waffen. Ingram richtet seinen Schaden vornehmlich aus der Mitteldistanz an, wobei man sich wünschen würde, dass der frühere Nr.2-Pick der Los Angeles Lakers mehr Dreier nehmen würde.

Nach einem Durchhänger im Vorjahr (33 Prozent) netzt Ingram bisher knapp 47 Prozent bei allerdings nur vier Versuchen. Wegen einer Zehenverletzung hat der Forward nun schon fünf Partien in Folge verpasst, umso beeindruckender ist es, dass die Pelicans jedes dieser Spiele für sich entschieden hat. Ein weiteres Indiz für die beeindruckende Tiefe im Kader.

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HERB JONES

Alter: 24 | Gehalt 22/23: 1,8 Mio. Dollar | Vertrag bis: 2025

Jones war die Überraschung der Vorsaison, mit seinen teils spektakulären Plays in der Defense entwickelte sich der Forward schnell zu einem Publikumsliebling im Big Easy. Was Alvarado für Guards ist, ist Jones für die besten Forwards in der NBA. Mit seinen krakenartigen Armen ist der 24-Jährige äußerst unangenehm zu bespielen. Gegen ihn ist kaum ein Dreier wirklich offen, so lang sind seine Arme in Verbindung mit der enormen Sprungkraft.

Dennoch stockt Jones' Entwicklung ein wenig. Der Dreier bleibt weiterhin ausbaufähig (28,6 Prozent bei 3 Versuchen pro Spiel), dazu schließt Jones auch in Korbnähe nicht gut genug ab. In Transition ist er eine Waffe, doch wenn er im Halbfeld nicht besser wird, könnte das in den Playoffs ein Problem werden - trotz der Offensiv-Power des restlichen Teams.

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TREY MURPHY III

Alter: 22 | Gehalt 22/23: 3,2 Mio. Dollar | Vertrag bis: 2026

Durch die vielen kleineren Verletzungen sieht Murphy derzeit jede Menge Spielzeit und weiß diese auch zu nutzen. Von allen Forwards nimmt der 22-Jährige die meisten Versuche von Downtown und trifft bislang richtig gut (41,4 Prozent). Für den Moment bleibt Murphy ein reiner Abschlussspieler, der solide verteidigen kann.

Auch das ist wertvoll in Verbindung mit Murphys Athletik. Der Forward ist jederzeit in der Lage einen Highlight-Dunk zu produzieren und nutzt so gerne die Freiräume, welche die Stars für ihn schaffen. New Orleans hat in dieser Hinsicht fast schon ein Luxusproblem, weil sie bei voller Gesundheit kaum Minuten für Murphy haben.

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NAJI MARSHALL

Alter: 24 | Gehalt 22/23: 1,8 Mio. Dollar | Vertrag bis: 2024

Und dann wäre da noch Marshall, der ebenfalls in fast jedem Spiel in der Rotation steht. Der 24-Jährige wird von Coach Green für seinen Hustle geschätzt, dennoch gibt es Stimmen, die fordern, dass die Rotation etwas gekürzt werden sollte. Marshall wäre wohl ein Opfer davon.

Der Forward ist ein klassischer Rolllenspieler, der verteidigt und hin und wieder einen Dreier versenkt. Es ist jedoch keine Stärke des 2020 im Draft nicht ausgewählten Flügelspielers, der eher durch Cuts zum Scoren kommt. In einem Playoff-Setting dürfte er nicht zum Einsatz kommen.

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BIGS

JONAS VALANCIUNAS

Alter: 30 | Gehalt 22/23: 14,7 Mio. Dollar | Vertrag bis: 2024

Es wird weniger Bully Ball bei den Pels gespielt. Valanciunas startet zwar weiter, steht aber nur noch rund 23 Minuten pro Partie auf dem Feld. Am offensiven Brett sowie im Post ist der Litauer weiterhin kaum zu stoppen, doch sein Fit mit Williamson ist nicht optimal, auch wenn der Big Man hin und wieder auch mal das Feld breit macht.

Von allen wichtigen Rotationsspielern hat Valanciunas das schlechteste Net-Rating (immerhin noch +2,1). Trotzdem bleibt der Litauer eine gute Option für Green, vor allem in der Regular Season. Valanciunas ist kaum verletzt, kann stets einfache Punkte generieren und seine Gegenspieler in Foulprobleme bringen. Aufgrund seiner fehlenden Flexibilität in der Defense sitzt er zum Ende von Spielen meist auf der Bank.

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LARRY NANCE JR.

Alter: 29 | Gehalt 22/23: 9,7 Mio. Dollar | Vertrag bis: 2023 (Vertrag schon vorzeitig für 21,6 Mio. Dollar über zwei Jahre bis 2025 verlängert)

Für die Crunchtime setzen die Pels eher auf die Dienste von Nance. Der 29-Jährige kämpft seit Jahren mit Verletzungen, ist derzeit aber fit und ein hervorragender Small-Ball-Fünfer. Natürlich fehlt ihm die Präsenz eines Valanciunas, mit Nance kann New Orleans aber mehr switchen. Das ist sinnvoll, vor allem da New Orleans jede Menge Länge auf allen Positionen (Ausnahme: McCollum) vorweisen kann.

Nance ist zwar auch kein wirklicher Shooter, bringt aber mehr Athletik ins Lineup der Pels und kann sich abseits des Balles besser als Valanciunas bewegen. Rebounding kann bisweilen ein Problem sein, doch das fangen die Pelicans bisher im Kollektiv erfolgreich auf.

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WILLY HERNANGOMEZ

Alter: 28 | Gehalt 22/23: 2,4 Mio. Dollar | Vertrag bis: 2024

Noch im Sommer wurde Hernangomez (etwas umstritten) zum EuroBasket-MVP gewählt, bei den Pelicans sieht der Spanier aber kaum noch Spielzeit. Hernangomez ist wie Valanciunas vornehmlich ein Offensiv-Center, der gut am Brett arbeitet, gleichzeitig aber nicht sehr mobil ist.

Kurz gesagt: Valanciunas macht die gleichen Sachen besser und erhält deswegen die Spielzeit. Bei anderen Teams könnte Hernangomez womöglich ein solider Backup sein, in New Orleans besteht seit der Rückkehr von Williamson aber kein Bedarf im Frontcourt mehr. Der Spanier ist ein Trade-Kandidat.

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JAXSON HAYES

Alter: 22 | Gehalt 22/23: 6,8 Mio. Dollar | Vertrag bis: 2023

Gleiches gilt für Hayes, der sich auch in seinem vierten NBA-Jahr nicht nachhaltig empfehlen konnte. Die Zeichen stehen auf Abschied - spätestens im Sommer, wenn Hayes Restricted Free Agent wird. Im Vorjahr wurde noch mit Hayes als Forward experimentiert, in dieser Spielzeit ist das ad acta gelegt.

Hayes ist ein toller Athlet, der aber für die Center-Position viel zu leicht daherkommt und weiter große Mängel in Sachen Spielverständnis aufweist. Ein Wechsel zu einem jungen Team, in welchem Minuten verfügbar sind, könnte helfen.

Zion Williamson wartet immer noch auf sein erstes Playoff-Spiel.
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FAZIT

Die Pelicans sind ein enorm tiefes Team mit jeder Menge Flexibilität. New Orleans kann groß spielen, aber auch auf kleinere Lineups setzen. Mit Brandon Ingram und Zion Williamson ist der Flügel hochkarätig besetzt, beim Zusammenspiel der beiden besteht aber noch Optimierungsbedarf.

Ein weiteres Problem ist, dass es New Orleans an Two-Way-Spielern mangelt. Die Starting Five ist mit McCollum, Williamson, Ingram und Valanciunas zwar offensiv sehr potent, gleichzeitig lastet aber (zu) viel defensive Verantwortung auf Jones, der gleichzeitig im Angriff oft kein Faktor ist.

Für die Regular Season spielt das wohl keine Rolle, weil die Pelicans mit ihrer starken Bank vieles davon auffangen können. Deswegen erscheint ein Platz unter den ersten Sechs, also die direkte Playoff-Teilnahme realistisch. In gewissen Matchups in der Postseason könnte es aber Probleme geben. Trotzdem: Ein Einzug zumindest in die Conference Semifinals erscheint möglich.

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