Warum seine Entscheidung für Tottenham und gegen den FC Bayern nicht überrascht - aber Risiko birgt: Radu Dragusin im Porträt

Radu Dragusins Vorbild ist seit jeher Virgil van Dijk. Im Nachhinein darf das als exzellente Wahl angesehen werden, denn mittlerweile gibt es kaum noch andere Kandidaten, denen der 21-jährige rumänische Nationalspieler nacheifern könnte. Statistisch spielt Dragusin fast schon in einer Liga mit Liverpools van Dijk, dem Nonplusultra der Abwehrkunst.

Erst ein einziges Mal wurde Dragusin in der aktuellen Saison ausgedribbelt, das übertrifft von allen Verteidigern mit mindestens 15 Einsätzen in Europas Top-5-Ligen nur van Dijk höchstpersönlich. An ihm kam nämlich noch gar niemand vorbei. Zum Vergleich: Die Stamm-Innenverteidiger des FC Bayern München Min-Jae Kim und Dayot Upamecano ließen sich jeweils schon neunmal ausspielen, obwohl sie auf deutlich weniger Einsatzminuten kommen als Dragusin.

Der 1,91 Meter große Hüne überzeugt mit beeindruckender Physis und Kopfballstärke. In den direkten Duellen bleibt er zumeist fair, erst eine Gelbe Karte steht in dieser Saison zu Buche. Dragusins Zweikampfquote von 67 Prozent ist absolute Spitzenklasse, van Dijk rangiert in dieser Kategorie als einer der wenigen Verteidiger vor ihm - Kim und Upamecano liegen weit zurück.

Unbedingt wollte der FC Bayern Dragusin in den Konkurrenzkampf mit den beiden sowie dem zuletzt wenig eingesetzten Matthijs de Ligt schicken. Dragusin hätte schließlich perfekt ins Anforderungsprofil gepasst. Der Rechtsfuß ist in der Abwehr nicht nur innen, sondern auch auf den Seiten einsetzbar. Am Dienstagabend gaben die Münchner im Zuge ihrer zunehmend panischen Suche nach Abwehr-Verstärkungen ein Angebot ab - zu spät, wie sein Berater Florin Manea nun enthüllte.

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Tottenham statt FC Bayern: Radu Dragusin zieht es in die Premier League

Dragusin stand bereits bei Tottenham Hotspur im Wort, 25 Millionen Euro plus mögliche Boni in Höhe von fünf Millionen soll er kosten. Noch am Mittwoch absolviert Dragusin seinen Medizincheck in London, der Vollzug gilt als Formsache. Mit Cristian Romero und Micky van de Veen verfügt Tottenham zwar über zwei herausragende Innenverteidiger, beide hatten zuletzt aber mit Verletzungsproblemen zu kämpfen.

Interessant wird, wie reibungslos Dragusins Anpassung an die spektakuläre Spielweise von Trainer Ange Postecoglou verläuft - gegenteiliger als Genuas Fußball könnte sie schließlich kaum sein. Während der Tabellenzwölfte der Serie A weitestgehend auf Ballbesitz verzichtet und tief verteidigt, setzt Tottenham auf eine hohe Abwehrreihe und hat regelmäßig über 60 Prozent Ballbesitz. Dragusins kleinere Schwächen im Passspiel könnten problematisch werden, bei Genua brachte er nur 82,8 Prozent seiner Zuspiele an den Mann.

Überraschend kommt seine Entscheidung für Tottenham nicht. Dragusin schwärmt seit jeher nicht nur von van Dijk, sondern auch vom englischen Fußball. "Er hat von klein auf davon geträumt, in der Premier League zu spielen", sagte sein Berater Manea. Schon vor Wochen bestätigte er Gespräche mit Tottenham, dem Nord-London-Rivalen FC Arsenal und Newcastle United. Manea kümmert sich übrigens auch um die Belange von Spurs-Keeper Guglielmo Vicario, der vor der Saison ebenfalls aus Italien nach London gewechselt ist.

Bereits im Sommer 2021 soll Tottenham Interesse an Dragusin gezeigt haben, nach Informationen von SPOX und GOAL bemühte sich gleichzeitig außerdem RB Leipzig um ihn. Dragusin hatte damals gerade seine ersten Profieinsätze für Juventus Turin absolviert.

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Die dritte Leihe führt zum Erfolg: Radu Dragusins Weg von Juve nach Genua

Im Alter von 16 Jahren war der Sohn eines Volleyballers und einer Basketballerin für 2,1 Millionen Euro Ablöse aus seiner rumänischen Heimat nach Italien gewechselt. Als ihm der Sprung zu den Profis gelang, verfügte Juve mit Leonardo Bonucci, Giorgio Chiellini, Merih Demiral und de Ligt über vier herausragende Innenverteidiger. Von diesen Koryphäen zu lernen, war für Dragusin "wie ein Studium in Harvard", betonte sein Berater später.

Praxisorientiert war das Studium aufgrund der großen Konkurrenz jedoch nicht, weshalb sich Dragusin verleihen ließ. Und nochmal. Und nochmal. Bei Sampdoria Genua und US Salernitana enttäuschte er jeweils für eine halbe Saison, ehe er 2022 zum FC Genua in die Serie B wechselte. Hier gelangen ihm schließlich Durchbruch und persönlicher Wiederaufstieg in die Serie A. Für 5,5 Millionen Euro wechselte er im Sommer fest nach Genua - seitdem wird über seinen nächsten Karriereschritt spekuliert.

Sein Berater schien das Buhlen um Dragusin in den vergangenen Monaten zu genießen, wiederholt äußerte er sich öffentlich zur Zukunft seines Klienten. Bei der Roma musste sich Manea wegen einer angeblich falschen Übersetzung zuletzt sogar öffentlich entschuldigen. Ein Wechsel in die italienische Hauptstadt käme für Dragusin nicht in Frage, weil die Roma "kein großer Klub" sei, war Manea offenbar fälschlicherweise zitiert worden.

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FC Bayern München: Die Suche nach Abwehr-Verstärkungen geht weiter

Der zweifelsohne große FC Bayern muss seine Suche nach Abwehr-Verstärkung in Folge von Dragusins Absage unterdessen fortsetzen. In Abwesenheit von Kim (Asien-Cup) und Noussair Mazraoui (Afrika-Cup) gehen Trainer Thomas Tuchel die Optionen im ohnehin schon dünnen Kader aus, zuletzt fehlte auch Konrad Laimer.

Kurioserweise könnte ausgerechnet Dragusins Wechsel zu Tottenham die Suche beschleunigen: Die Spurs dürften nun bereit sein, ihren Reservisten Eric Dier nach München ziehen zu lassen. Der Vertrag des 29-Jährigen läuft im kommenden Sommer aus, spekuliert wird über eine Ablösesumme in Höhe von etwa fünf Millionen Euro.

Außerdem gilt weiterhin Nordi Mukiele (26) von Paris Saint-Germain als Wunschkandidat, bei ihm steht eine Leihe samt Kaufoption in Höhe von 25 Millionen Euro im Raum. Der letzte Name in der Verlosung ist Kevin Danso (25), am Innenverteidiger von RC Lens ist neben den Münchnern aber auch PSG interessiert. Womöglich läuft es hier ja auch wie bei Dragusin und ein Danso-Wechsel zu PSG ermöglicht Mukieles Transfer nach München.