Heidenheim als Tiefpunkt: Min-Jae Kims erschreckende Bilanz beim FC Bayern München

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Wochenlanges Reservisten-Dasein, missglücktes Startelf-Comeback - und eine erschreckende Bilanz. Min-Jae Kim erfüllt die Erwartungen beim FC Bayern München bisher nicht.

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Als wäre seine Situation nicht schon kompliziert genug, war Min-Jae Kim vergangene Woche unverschuldet auch noch in einen Social-Media-Fauxpas verwickelt. Der FC Bayern teilte auf Instagram ein Werbevideo, in dem Kim die Fußballsimulation "eFootball" von Sponsor Konami anpries. Das Problem: Die Untertitel erschienen auf Japanisch statt Koreanisch, was einen Shitstorm in Kims Heimat auslöste. Nach rund einer Stunde und vielen bösen Kommentaren nahm der FC Bayern das Video offline.

Diese Episode passt hervorragend ins unglückliche Bild, das der 27-jährige Innenverteidiger seit Wochen abgibt. In der Hinrunde noch gesetzt, kommt Kim derzeit nur äußerst sporadisch zum Einsatz. Wenn er doch mal spielen darf, dann enttäuscht er verlässlich. Wie nun beim 2:3 gegen den 1. FC Heidenheim, als er erstmals seit über einem Monat begann und prompt an allen drei Gegentoren beteiligt war. Bei Kims fünf Startelf-Einsätzen in der Rückrunde blieb der FC Bayern sieglos. Die erschreckende Bilanz: vier Pleiten, ein Remis. Von den zehn Spielen ohne ihn gewannen die Münchner acht.

Als funktionierendes Innenverteidiger-Duo etablierten sich zuletzt Matthijs de Ligt und Eric Dier. Unverständlicherweise sprengte Thomas Tuchel das Pärchen just in Heidenheim bei der Generalprobe für das Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen den FC Arsenal. Ohne Not riss der Trainer im ohnehin wackeligen Gesamtkonstrukt somit ein eingespieltes Duo aus dem Rhythmus.

Die vorangegangene 0:2-Pleite gegen Borussia Dortmund hatte zwar nach Veränderung geschrien - aber nicht in der Innenverteidigung. De Ligt und Dier zählten hier zu den weniger schlechten Münchnern. Dennoch betonte Tuchel anschließend, dass auch in der Abwehrzentrale "die Karten neu gemischt" und "die Uhren zurückgedreht" werden. Nach den desolaten Vorstellungen von Kim und Upamecano dürfte Tuchel am Dienstag gegen Arsenal seine Uhren abermals zurückdrehen und wieder auf de Ligt und Dier setzen.

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Min-Jae Kims bedenkliche Entwicklung beim FC Bayern München

Für Kim war der Auftritt gegen Heidenheim der vorläufige Tiefpunkt einer bedenklichen Entwicklung. Als italienischer Meister und bester Innenverteidiger der Serie A wechselte er vergangenen Sommer für die festgeschriebene Ablösesumme von 50 Millionen Euro von der SSC Napoli zum FC Bayern. Der vierthöchste Betrag, den die Münchner jemals für einen Spieler ausgegeben haben.

Im Herbst war Kim zumeist neben Upamecano gesetzt. De Ligt fehlte lange verletzt, Dier kam erst im Winter von Tottenham Hotspur. Kim präsentierte sich generell unauffällig-solide, abgesehen von negativen Ausreißern gegen Heidenheim und Eintracht Frankfurt sowie einem positiven gegen den VfB Stuttgart.

Ende der Hinrunde betonte er, mit seinem ersten halben Jahr in München "nicht vollkommen zufrieden" zu sein. "Ich fühle mich immer noch nicht sicher, dass ich ein Stammspieler bin", betonte er erstaunlich offen und verwies im Zuge dessen auf de Ligts Verletzung sowie seine damals bevorstehende Teilnahme am Asien-Cup. "Während des Turniers werde ich meinen Platz frei machen müssen", sagte Kim, "und wenn Upa und Matthijs in dieser Zeit gut spielen, werden die beiden wahrscheinlich auch danach erst mal das Abwehr-Duo sein."

Diese Sorgen sollten sich nicht bewahrheiten. Kim verpasste zwar die ersten fünf Rückrundenspiele, ehe er mit Südkorea im Halbfinale des Asien-Cups scheiterte. Nach seiner Rückkehr durfte er gegen Bayer Leverkusen, den VfL Bochum und Lazio Rom aber direkt dreimal innerhalb von acht Tagen durchspielen - drei Pleiten, drei enttäuschende Leistungen. Anschließend etablierten sich de Ligt und Winterneuzugang Dier als verlässliches Pärchen, Joshua Kimmich bezeichnete die beiden sogar als "Halbgeschwister". Upamecano beförderte sich auch wegen zwei Platzverweisen selbst ins Abseits.

FC Bayern München, Bayer Leverkusen
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FC Bayern München: Inter Mailand soll sich um Min-Jae Kim bemühen

Kim befindet sich nun in der womöglich schwierigsten Phase seiner Karriere. Bei seinen vorherigen Stationen Napoli, Fenerbahce Istanbul und Beijing Guoan war er schließlich stets unumstritten gesetzt. "Ich habe das noch nie erlebt. Aber ich denke, dass ich etwas daraus lernen kann", sagte Kim neulich. "Nur weil ich nicht spiele, bedeutet das nicht, dass ich komplett aus der Bahn geworfen werde. Ich habe immer Vertrauen in meine Fähigkeiten." Dennoch mache er sich derzeit "viele Gedanken" über seine Situation.

Die künftige Besetzung der Münchner Innenverteidigung erscheint ungewiss. Klar ist nur, dass Dier nach seiner automatischen Vertragsverlängerung dem FC Bayern über den Sommer hinaus erhalten bleiben wird. Bei de Ligt, Kim und Upamecano kursieren unterdessen Wechsel-Gerüchte. Zumal sich die Münchner auch unabhängig von Tuchels Abschied weiterhin um dessen Wunschspieler Ronald Araujo vom FC Barcelona bemühen sollen.

An Kim ist angeblich Inter Mailand interessiert, wobei Klub-Ikone Giuseppe Bergomi von einer Verpflichtung entschieden abrät. "Er hat nicht die Persönlichkeit und das Charisma, der Leader einer Abwehrreihe zu sein", sagte Bergomi der Gazzetta dello Sport. "Meiner Meinung nach würde er Probleme bekommen. Er hat Tempo, aber man braucht auch andere Fähigkeiten. Ich würde ihn nicht nehmen."

Beim FC Bayern bekleidet Kim zwar bisher nicht die ihm eigentlich zugedachte Rolle als Abwehrchef, dafür überzeugt er als Werbegesicht für den asiatischen Markt - sofern die Untertitel passen. Wie der FC Bayern mitteilte, sei "der Zustrom an neuen Mitgliedern aus der Region seit Kims Transfer enorm". Auch deshalb reisen die Münchner bei ihrem Marketing-Trip im kommenden Sommer erstmals nach Südkorea.

FC Bayern München: Die nächsten Spiele des FCB

DatumWettbewerbGegner
9. April, 21 UhrChampions LeagueFC Arsenal (A)
13. April, 15.30 UhrBundesliga1. FC Köln (H)
17. April, 21 UhrChampions LeagueFC Arsenal (H)
20. April, 18.30 UhrBundesligaUnion Berlin (A)