"Stammtisch hoch 14": Aleksandar Pavlovic glänzt beim FC Bayern München - doch Thomas Müller mahnt

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Aleksandar Pavlovic hatte mit seinen Standards erheblichen Anteil am 3:0-Sieg des FC Bayern München gegen den VfB Stuttgart. Neben viel Lob bekam das 19-jährige Eigengewächs anschließend aber auch kritische Worte zu hören - und zwar von Thomas Müller.

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55. Minute, Freistoß Aleksandar Pavlovic, Tor Harry Kane.

63. Minute, Eckball Aleksandar Pavlovic, Tor Min-Jae Kim.

Mit zwei tadellosen Standards hatte Aleksandar Pavlovic erheblichen Anteil am Sieg des FC Bayern München gegen den VfB Stuttgart. Die Geschichte des Spiels lag wunderschön bereit - aber der große Geschichtenerzähler Thomas Müller hatte keine Lust auf diese Geschichte.

"Stammtisch hoch 14" seien die Huldigungen für Pavlovics Standards seiner Meinung nach. Müller wollte erstmal über zwei seiner Eckbälle in der Anfangsphase sprechen. "Die sollten eigentlich an den zweiten Pfosten, kommen aber an den ersten und werden sofort geklärt", analysierte der 34-jährige Routinier ernst. "Das war erstmal gar nichts."

Nach diesen Fehlversuchen seien Pavlovics Standards besser geworden, "und dann haben wir Tore daraus gemacht". Das erste Tor zählte noch nicht, weil Min-Jae Kim bei einem Pavlovic-Freistoß in der 25. Minute womöglich im Abseits stand. Ganz geklärt ist das aber nicht, weil die VAR-Technik in diesem Moment versagte. Anschließend trafen Kane und Kim blitzsauber.

Statt Pavlovic für seine Standards zu loben, lobte Müller lieber die Stamm-Schützen Joshua Kimmich und Leroy Sané. "Ziemlich gut unterwegs" sei man mit den beiden in der laufenden Saison. Gegen Stuttgart bekam Pavlovic den Standard-Vorzug, weil Sané offenbar verzichtete und Kimmich genau wie sein regulärer Nebenmann Leon Goretzka krank fehlte.

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Aleksandar Pavlovic: Thomas Müller und Thomas Tuchel bremsen die Euphorie

Dieser spontane Doppel-Ausfall spülte Pavlovic gemeinsam mit Raphael Guerreiro erst am Spieltag in die Startelf. Es war sein fünfter Profieinsatz für den FC Bayern, dem der gebürtige Münchner seit dem Alter von sieben Jahren angehört. Seine ersten Spiele absolvierte er im Herbst, unter anderem eine halbe Stunde samt Assist beim 4:0-Sieg gegen Borussia Dortmund. Damals herrschten ebenfalls Personalprobleme.

Gegen Stuttgart gab Pavlovic den tiefen Sechser vor der Abwehr und präsentierte sich in dieser Rolle äußerst präsent - und zwar nicht nur wegen seiner Standards. Pavlovic verzeichnete die meisten Ballaktionen auf Seiten des FC Bayern und spielte die meisten Pässe, von denen rund 86 Prozent ankamen. Seine sechs Ballgewinne waren der drittbeste Wert bei den Münchnern nach Alphonso Davies und Jamal Musiala.

Das Lob prasselte anschließend nur so auf Pavlovic ein, Präsident Herbert Hainer sprach sichtlich euphorisiert wahlweise von einer "super" oder "überragenden" Leistung. Thomas Tuchel fand Pavlovic "sehr gut", für Müller kam der überzeugende Auftritt gar "absolut nicht überraschend" - die beiden versuchten, die aufkeimende Euphorie aber auch direkt einzubremsen.

Man solle die sprichwörtliche "Kirche im Dorf lassen", mahnte Tuchel. Laut Müller sei Pavlovics Auftritt außerdem "sicherlich nicht perfekt" gewesen. "Gerade in der ersten Halbzeit war ich bei einigen Zweikämpfen nicht zufrieden mit ihm. Er hatte ein, zwei Momente, wo er einen Ball ungenau spielt und wir eigentlich nochmal eine Konterchance gehabt hätten. Es ist schon noch Luft nach oben."

Und wie beurteilte Pavlovic seine eigene Leistung? "Ich finde, ich habe es heute ganz gut gemacht." Seine Nervosität sei übrigens nur "minimal" gewesen. Auch, weil ihm Müller vor Anpfiff gut zugesprochen habe. "Einfach spielen, ich glaube an dich", habe der 15 Jahre ältere Routinier ihm mitgegeben. "Ein sehr netter Typ", merkte Pavlovic an.

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FC Bayern München: Aleksandar Pavlovic profitiert vom kleinen Kader

Müller kümmert sich beim FC Bayern intensiv um die Nachwuchsspieler, speziell die aus der Region. Somit hilft er dem Klub bei der verzweifelten und bisher erfolglosen Suche nach seinem eigenen Nachfolger als bayrische Identifikationsfigur. Mit Pavlovic, der kürzlich einen Profivertrag bis 2027 unterschrieben hat, und dem Nürnberger Frans Krätzig empfahlen sich in dieser Saison immerhin bereits zwei junge Bayern für mehr - ein positiver Nebenaspekt des (zu) kleinen Kaders.

"Dann kriegen eben auch mal solche Spieler eine Chance. Sie haben sie absolut genutzt", sagte Hainer. "Es muss unser Ziel sein, dass wir der Jugend, die wir am Campus entwickeln, Chancen geben. Wir müssen darauf achten, dass sie zu Spielpraxis kommen. Auf der Bank ist noch keiner besser geworden." Auch nicht ein gewisser Angelo Stiller, der beim FC Bayern einst ebenfalls als Mittelfeld-Hoffnung galt, mangels Spielpraxis aber weiterzog und am Sonntag mit Stuttgart zu Gast war.

Sollten Kimmich und Goretzka bis zum Auswärtsspiel gegen den VfL Wolfsburg am Mittwoch wieder fit sein, wird Pavlovic vermutlich erstmal auf die Bank zurückkehren. Die angedachte Winter-Verpflichtung eines defensivstarken Sechsers, womöglich des Sommer-Wunschspielers João Palhinha, dürfte seinen Einsatzchancen auch nicht zuträglich sein. An diesen Plänen hat sich trotz Pavlovics überzeugendem Auftritt nichts geändert.