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Marokko - Spanien 3:0 n.E.: Furia Roja versagt vom Punkt! Achraf Hakimi und Co. feiern historischen Viertelfinal-Einzug

Von SPOX/SID
Marokko zog erstmals in ein WM-Viertelfinale ein.
© getty

Marokko lässt Afrika träumen. Beim Einzug ins Viertelfinale wird Torhüter Bono im Elfmeterschießen gegen Spanien zum Mann des Tages.

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Als Achraf Hakimi ganz Afrika in die Ekstase schoss, gab es kein Halten mehr bei Marokkos WM-Helden. Der herausragende Torhüter Bono flog nach seinen zwei Paraden im Elfmeterschießen gegen Spanien hoch in die Luft, danach knieten er und seine Mitspieler sich zum Gebet auf den Rasen. Um sie herum glich das Stadion einem Tollhaus, die Fans der "Löwen vom Atlas" flippten aus vor Glück - die Geschlagenen saßen nach dem "spanischen Desaster" (Marca) hingegen fassungslos auf dem Rasen.

Beflügelt von seinen 20.000 fanatischen Anhängern setzte sich Marokko nach zuvor 120 torlosen Achtelfinal-Minuten im Elfmeterschießen mit 3:0 durch - weil Bono, pikanterweise in Spanien beim FC Sevilla beschäftigt, nach einem Pfostentreffer von Pablo Sarabia die Schüsse von Carlos Soler und Sergio Busquets parierte. Hakimi traf wie seine Mitspieler zuvor sicher - danach wurden er und Bono von einer Traube aus Spielern und Betreuern begraben.

"Gratulation an Marokko, sie waren besser im Elfmeterschießen, Bono war außergewöhnlich. Wenn jemand verantwortlich ist, dann bin ich es", sagte Spaniens Coach Luis Enrique.

Die märchenhafte Reise der Marokkaner geht nun gegen Portugal weiter. Sie stehen als vierte afrikanische Mannschaft nach Kamerun, Senegal und zuletzt Ghana unter den letzten Acht. Marokko hatte erst zum zweiten Mal in einem WM-Achtelfinale gestanden: 1986 gab es ein 0:1 gegen die Mannschaft des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), da Lothar Matthäus in der 87. Minute einen direkten Freistoß verwandelte.

Vor ihrem überragenden Schlussmann hatten die kampfstarken Marokkaner mit Noussair Mazraoui vom FC Bayern zuvor 120 Minuten lang eine undurchdringbare Abwehrwand aufgebaut, sie zeigten sich taktisch diszipliniert, rannten sich die Lunge aus dem Leib - und sie hatten zudem im Education City Stadium von Ar-Rayyan ein Heimspiel. Der ohnehin ohrenbetäubende Lärm steigerte sich zu einem Orkan, als der Sieg gewiss war.

Bis zum Elfmeterschießen hatten sich die Marokkaner mit Leidenschaft und trotz nachlassender Kräfte erfolgreich gegen die beinahe durchgehende spanische Dauerbelagerung gestemmt. Nach 90 Minuten hatte die "Furia Roja" schon 768 Pässe gespielt, 94 Prozent davon waren angekommen - doch der Ertrag blieb spärlich. Je länger das Spiel dauerte, desto weniger Entlastung gelang den Marokkanern, einmal, in der 104. Minute, hätte Walid Cheddira allerdings schon für die Entscheidung sorgen können.

WM 2022: Nächstes frühes Aus für Spanien

Marokko hatte erst zum zweiten Mal in einem Achtelfinale gestanden: 1986 gab es ein 0:1 gegen die Mannschaft des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), als Lothar Matthäus in der 87. Minute einen direkten Freistoß verwandelte. Für Spanien war es nach dem Titelgewinn 2010 und dem Scheitern 2014 in der Gruppenphase bereits das zweite Aus nacheinander in der ersten K.o.-Runde: 2018 kam das Ende im Elfmeterschießen gegen Russland.

Das 1:2 gegen Japan im letzten Gruppenspiel hatte Spanien noch als ärgerlichen Betriebsunfall abgehandelt. Ja, dadurch war natürlich Deutschland ausgeschieden, aber das sei alles "gar nicht so schlimm", sagte Stürmer Álvaro Morata: "Zum Glück ist der Fehler passiert, als es noch eine Chance gab. Wäre es eine Runde später passiert, hätten wir vier Jahre lang geweint." So gesehen weint Spanien nun.

Marokko jedenfalls war bereit, freudig Stöckchen in die Zahnräder der spanischen Passmaschine zu stecken. "Warum nicht nach dem Himmel streben? Warum nicht davon träumen, diesen Pokal zu holen?", hatte Trainer Walid Regragui vor dem Spiel gefragt. Und ja: Warum denn nicht Marokko? Alles scheint möglich für die Mannschaft um ihren Superstar Hakim Ziyech vom FC Chelsea.

Marokko - Spanien: Die Stimmen zum Spiel

Walid Regragui (Nationaltrainer Marokko): "Meine Spieler waren unglaublich, mit ihrer Energie, mit ihrer Entschlossenheit gegen eine der besten Mannschaften der Welt, vielleicht sogar die beste. Wir wussten, dass sie uns laufen lassen wollten, wir wollten geduldig sein, wollten das Spiel in der regulären Spielzeit gewinnen. Wir haben gekämpft, wir sind eine Familie, ein vereintes Team. Die Spieler haben meine Anweisungen bis zum letzten Buchstaben ausgeführt. Ich weiß nicht, wie weit es noch gehen kann."

Luis Enrique (Nationaltrainer Spanien): "Wir haben das Spiel dominiert, aber kein Tor geschossen. Wir haben Chancen kreiert, aber wir hatten einen Gegner mit hoher defensiver Qualität. Wir hätten mehr Chancen herausspielen können, ja, wir hätten effektiver sein können. Aber ich bin mehr als zufrieden mit meiner Mannschaft, sie hat meine Theorie, meinen Stil umgesetzt. Gratulation an Marokko, sie waren besser im Elfmeterschießen, Bono war außergewöhnlich. Wenn jemand verantwortlich ist, dann bin ich es."

Marokko - Spanien: Die Daten zum Spiel

Marokko: Bono - Hakimi, Aguerd (ab 84. El-Yamiq), Saiss, Mazraoui (ab 82. Attitat-Allah) - Amrabat - Ounahi (ab 120. Benoun), Amallah (ab 82. Cheddira) - Ziyech, En-Nesyri, Boufal (ab 66. Ezzalzouli). - Trainer: Regragui

Spanien: Unai Simon - M. Llorente, Rodri, Laporte, Alba (ab 98. Balde) - Busquets - Gavi (ab 63. C. Soler), Pedri - Torres (ab 75. Williams, ab 118. Sarabia), M. Asensio (ab 63. Morata), Olmo (ab 98. Ansu Fati). - Trainer: Enrique

Schiedsrichter: Fernando Rapallini (Argentinien)

Tore: Fehlanzeige

Elfmeterschießen: Sabiri 1:0, Sarabia schießt gegen den Pfosten, 2:0 Ziyech, Bono hält gegen Soler, 2:0 Unai Simon hält gegen Benoun, Bono hält gegen Busquets, 3:0 Hakimi

Zuschauer: 44.667 (in Ar-Rayyan, ausverkauft)

Gelbe Karten: Saiss - Laporte

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