James Rodriguez war am Mittwoch mal wieder ein Thema in Madrid. Der Kolumbianer, der in den letzten Monaten beim FC Bayern München überzeugende Leistungen abgerufen hat, sprach in der spanischen TV-Sendung El Chiringuito de Jugones über seinen Abschied von Real Madrid.
"Traurig und hart" sei dieser gewesen, mit seinem Wechsel habe er einen Traum begraben müssen. Ein schlechtes Wort über seinen ehemaligen Trainer Zinedine Zidane, der keinen Platz für ihn im Team sah, fand er aber nicht.
Auch Zidane wurde auf der Pressekonferenz vor dem Spiel in der Copa del Rey bei CD Leganes mit dem Thema James Rodriguez konfrontiert, auch er äußerte sich nur positiv über seinen ehemaligen Schützling. "James spielt jetzt bei Bayern und soweit ich mitbekomme, läuft es sehr gut für ihn. Ich freue mich für ihn. Ich kann nur über die Spieler sprechen, die hier sind", sagte Zidane.
Verlässt Cristiano Ronaldo Real Madrid?
Also musste er auch über Cristiano Ronaldo sprechen. Der Portugiese läuft wie das komplette Team seiner Form hinterher - zumindest in der Liga. Nur vier Tore und zwei Assists stehen für Ronaldo in LaLiga zu Buche, satte neun immerhin erzielte er in den sechs Gruppenspielen der Champions League, dazu zwei Treffer bei der Klub-WM.
Man wird den Eindruck nicht los, dass sich auch die Maschine Ronaldo mehr und mehr Pausen nehmen muss, um in gewissen Momenten ihr höchstes Niveau erreichen zu können. Alle drei Tage Spektakel sind auch für den bald 33-Jährigen keine Selbstverständlichkeit.
Und so wird öffentlich weiter über einen Abschied aus Madrid spekuliert. "Cristiano ist auf dem Markt", titelte die Sportzeitung AS am Mittwoch. Die Marca schrieb "Das ist nicht der passende Moment" und meinte damit Ronaldos Wunsch nach einer weiteren Gehaltserhöhung.
Der Kontrakt des Weltfußballers war erst im November 2016 bis 2021 erweitert worden. Aber offensichtlich fühlt sich Ronaldo im Vergleich zu Lionel Messi und Neymar unterbezahlt.
Real Madrid: Kein Blockbuster-Transfer seit 2014
Schon im Sommer kokettierten Ronaldo und sein Berater Jorge Mendes mit einem Wechsel, jetzt nehmen sie einen neuen Anlauf. Die Frage ist, wie Real Madrid mit diesen Pokerspielchen umgeht. Die Königlichen wissen, dass sie nach drei Champions-League-Siegen in vier Jahren und einem Ronaldo im Herbst seiner Karriere vor einem Umbruch stehen.
Auf Blockbuster-Transfers hat Madrid in den letzten Jahren verzichtet, der letzte große Zugang war James Rodriguez, der im Sommer 2014 für 75 Millionen Euro verpflichtet wurde. Sportlich hat sich diese Strategie ausgezahlt, außerdem war Platz für junge, spanische Spieler wie Marco Asensio und Lucas Vasquez.
Aber wenn bei Real Madrid die sportlichen Erfolge ausbleiben, folgt die Reaktion auf dem Transfermarkt. Das gehört bei Präsident Florentino Perez zur Klubphilosophie. In der Rückrunde nehmen die Königlichen Anlauf für einen neuerlichen Kaufrausch im Sommer.
Die teuersten Transfers von Real Madrid seit 2009
Jahr | Spieler | Verein | Ablösesumme in Euro* |
2017 | Theo Hernandez | Atletico Madrid | 30 Mio. |
2016 | Alvaro Morata | Juventus Turin | 30 Mio. |
2015 | Danilo | FC Porto | 31,5 Mio. |
2014 | James Rodriguez | AS Monaco | 75 Mio. |
2013 | Gareth Bale | Tottenham Hotspur | 101 Mio. |
2012 | Luka Modric | Tottenham Hotspur | 30 Mio. |
2011 | Fabio Coentrao | SL Benfica | 30 Mio. |
2010 | Angel Di Maria | SL Benfica | 33 Mio. |
2009 | Cristiano Ronaldo | Manchester United | 94 Mio. |
*Quelle: transfermarkt.de
Real Madrids Angriff: NHL statt BBC
Die einfallsreiche spanische Presse hat für das so erfolgreiche wie teure Sturmtrio BBC (Bale, Benzema, Cristiano) schon ein Nachfolge-Triumvirat entworfen. NHL heißt das neue Kürzel und steht für Neymar, Hazard und Lewandowski.
Noch sind das Hirngespinste, aber in Madrid können Phantasien schnell Wirklichkeit werden. Das weiß auch Trainer Zidane, der sich ein "Madrid ohne Cristiano nicht vorstellen" kann. Im Extremfall muss er das auch nicht, weil er im Sommer selbst gar nicht mehr Trainer der Königlichen ist.
Sein Vertrag wurde zwar erst vor einigen Wochen bis 2020 verlängert, aber wenn die Erfolge ausbleiben "ist der Vertrag nur Makulatur", wie Ex-Torhüter Bodo Illgner Real Total sagte. "Irgendwann geht es einfach nicht mehr."