West Ham Uniteds Erfolgslauf: Unter den Augen der Pornodarstellerin

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West Ham United kämpfte sich in der Premier League in den vergangenen Wochen überraschend bis an die Champions-League-Startplätze. Die Mannschaft profitiert von ihrer Ausgeglichenheit und wird im Stadion von einer ehemaligen Pornodarstellerin angefeuert.

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"Lesbian Nurses", "Horny Housewives on the Job" und "Naked Neighbours": So nennen sich einige der Pornofilme, in denen Eve Vorley um die Jahrtausendwende mitspielte. Im echten Leben heißt sie Emma Benton-Hughes (55), ist die Lebensgefährtin von West Ham Uniteds Mehrheitseigner David Sullivan (71) und seit Mitte Januar als Direktorin Teil des Klub-Vorstandes.

Beruflich haben die beiden zum zweiten Mal miteinander zu tun, arbeiteten sie einst doch auch in der Pornoindustrie zusammen und lernten sich so kennen. Sullivan häufte in dieser Sparte ein Vermögen von über einer Milliarde Euro an und übernahm 2010 gemeinsam mit seinem Geschäftspartner David Gold die Mehrheitsanteile von West Ham.

Nun, elf Jahre später, berief Sullivan Benton-Hughes in den Vorstand und mit ihr auch seinen Sohn Dave sowie einen Kindheitsfreund von Gold und dessen Schwiegersohn. Offizielle Gründe für die Berufung des Quartetts oder Informationen über ihre künftigen Aufgaben nannte der Klub im Zuge dessen nicht, tatsächlich sind sie aber ein offenes Geheimnis.

Warum Emma Benton-Hughes zur Direktorin berufen wurde

"Alle vier sind West-Ham-Fans und wollen Fußball schauen", sagt Sean Whetstone, der den Blog "West Ham Till I Die" betreibt, im Gespräch mit SPOX und Goal. "Die aktuellen Corona-Regularien der Premier League besagen, dass jeder Klub zehn Direktoren zu einem Spiel schicken darf. Die vier Personen wurden nur deshalb zu Direktoren ernannt, damit sie im Einklang mit den Regularien ins Stadion gehen dürfen. Mit dem Alltagsgeschäft haben sie nichts zu tun."

Die Kritik an den Berufungen hätte sich in Fankreisen laut Whetstone nach einem ersten Schock deshalb im Rahmen gehalten. "Zunächst dachten alle: Oh Gott, diese Leute sind jetzt Direktoren unseres Klubs", sagt Whetstone. "Als die wahren Gründe deutlich wurden, waren viele Fans eher erleichtert."

Deutlich größere Wut hatte Sullivan bei vielen Fans heraufbeschworen, als er den letztlich 2016 vollzogenen Umzug vom über 100 Jahre bespielten Boleyn Ground ins für die Olympischen Spiele 2012 errichtete London Stadium durchgepeitscht hatte. Von dessen Rängen dürfen aktuell nur ausgewählte zu Direktoren erhobene Fans wie Benton-Hughes den erstaunlichen Erfolgslauf der Mannschaft verfolgen.

West Ham Uniteds Besitzer David Sullivan mit Lebensgefährtin Emma Benton-Hughes.
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West Ham Uniteds Besitzer David Sullivan mit Lebensgefährtin Emma Benton-Hughes.

David Moyes: Manuel Pellegrinis Vorgänger und Nachfolger

Nach 24 Spieltagen ist West Ham Tabellenfünfter der Premier League und liegt nur wegen der schlechteren Tordifferenz gegenüber dem FC Chelsea nicht auf einem Champions-League-Startplatz. In die Königsklasse hat es West Ham überhaupt noch nie geschafft, im internationalen Geschäft war der Klub bisher erst achtmal vertreten. Als größter Erfolg gilt der Gewinn des Europapokals der Pokalsieger 1965 im Finale gegen den TSV 1860 München.

Dass sich West Ham aktuell auf Kurs internationales Geschäft befindet, hatte sich nicht angedeutet - und das liegt an Trainer David Moyes (57). Er führte den Klub in der Saison 2017/18 ins Tabellenmittelfeld, verließ ihn anschließend und wurde nach der Entlassung seines Nachfolgers Manuel Pellegrini im Dezember 2019 zurückgeholt. "Diese Entscheidung war wenig inspirierend", sagt Whetstone. "Aber David hat uns alle eines Besseren belehrt." Moyes sicherte erst den Klassenerhalt und baute die Mannschaft anschließend nach seinen Vorstellungen zu einer erfolgreichen Einheit um.

Der zuvor ausgeliehene zentrale Mittelfeldspieler Tomas Soucek (25) wurde von Slavia Prag für 16,2 Millionen Euro fest verpflichtet, sein ehemaliger Teamkollege und Rechtsverteidiger Vladimir Coufal (28) folgte ihm für sechs Millionen Euro. Per Leihe kamen Innenverteidiger Craig Dawson (30) vom FC Watford sowie Linksaußen Said Benrahma (25) vom FC Brentford, den West Ham ihm Winter für 23,1 Millionen Euro kaufte. Alle vier haben entscheidenden Anteil am aktuellen Erfolgslauf.

Michail Antonio (liegend) jubelt mit Vladimir Coufal, Tomas Soucek und Jarrod Bowen (stehend von links nach rechts).
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Michail Antonio (liegend) jubelt mit Vladimir Coufal, Tomas Soucek und Jarrod Bowen (stehend von links nach rechts).

West Ham: Der Glauben, über den Fähigkeiten zu spielen

Hing der Erfolg des Klubs in den vergangenen Saisonen oftmals von Individualisten wie Dimitri Payet, Marko Arnautovic oder Felipe Anderson ab, profitiert er aktuell von einer ausgeglichenen und eingespielten Startelf, die bisher von schwereren Verletzungen verschont geblieben ist. Bester Torschütze ist mit acht Treffern Mittelfeldspieler Soucek, der genau wie sein 22-jähriger Nebenmann Declan Rice und Verteidiger Aaron Cresswell in der Premier League noch keine Sekunde verpasste.

West Ham schießt nicht übermäßig viele Tore und kassiert nicht übermäßig wenige, gewann viele Spiele knapp und ist vor allem durch Standards gefährlich. "Die Spieler versprühen unfassbar viel Energie, Selbstvertrauen und den Glauben, über ihren Fähigkeiten zu spielen. Sie stehen für harte Arbeit, viel Laufaufwand und gutes Passspiel", sagt Whetstone. "Die Mannschaft steht tief, greift hauptsächlich über die Flügel an und sucht dann den Zielspieler in der Mitte." Das war in der Hinrunde oft der im Winter für 22,5 Millionen Euro an Ajax Amsterdam verkaufte Sebastien Haller und ist seitdem meist der vom Verteidiger zum Stürmer umgeschulte Michail Antonio (30).

Keine große Rolle spielte bisher der aktuell verletzte ehemalige Dortmunder Andriy Yarmolenko. Wichtig werden könnte noch Winter-Leihneuzugang Jesse Lingard (28) von Manchester United, dem bei seinem Debüt zwei Assists gelangen. Trotz vieler Angebote habe er sich für West Ham entschieden: "Der Klub bewegt sich in die richtige Richtung." Seit der Berufung der ehemalige Pornodarstellerin Benton-Hughes in den Vorstand gewann West Ham sieben von zehn Pflichtspielen.

Premier League: Die aktuelle Tabelle

PlatzTeamSp.ToreDiffPkt.
1.Manchester City2449:153456
2.Manchester United2450:311946
3.Leicester City2442:261646
4.FC Chelsea2440:241642
5.West Ham United2437:28942
6.FC Liverpool2445:321340
7.FC Everton2335:33237
8.Aston Villa2236:241236
9.Tottenham Hotspur2336:251136
10.FC Arsenal2431:25634
11.Leeds United2340:42-232
12.Wolverhampton Wanderers2425:32-730
13.FC Southampton2330:39-929
14.Crystal Palace2427:42-1529
15.FC Burnley2418:30-1227
16.Brighton & Hove Albion2425:30-526
17.Newcastle United2425:40-1525
18.FC Fulham2420:32-1219
19.West Bromwich Albion2419:55-3613
20.Sheffield United2415:40-2511
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