FC Bayern - Flick vs. Brazzo, van Gaals "Kraftakt" gegen Hoeneß, Ancelottis Gesichtsverlust: Die FCB-Tradition der Trainer-Bosse-Konflikte

Von Dennis Melzer
FC Bayern, Hasan Salihamidzic, Uli Hoeneß, Hansi Flick, Pep Guardiola
© getty
Cookie-Einstellungen

2014: Pep Guardiolas gescheiterte Kroos-Bemühungen lassen Verhältnis erkalten

Pep Guardiola hatte große Pläne für den FC Bayern. Um große fußballerische Pläne umzusetzen, benötigt es große Spieler. Kurz nach seinem Amtsantritt im Sommer 2013 wurde ihm seine Forderung "Thiago oder nix" erfüllt, andere Pep-Wünsche wurden allerdings ausgeschlagen.

Neymar kam nicht, weil man beim FC Bayern laut Hoeneß "in der Vergangenheit nicht so gut gelegen mit jungen Brasilianern" war. Stattdessen bekam Pep Mario Götze, den damals nicht nur Bayerns Bosse als deutschen Neymar wähnten. Auch Luis Suarez, Paul Pogba, Marco Verratti, Eden Hazard oder Kevin De Bruyne, die Guardiola ebenfalls ins Gespräch gebracht haben soll, fanden nie den Weg nach München. Ebenso wenig wie die angeblich vom damaligen Kaderplaner Michael Reschke empfohlenen Gonzalo Castro und Hakan Calhanoglu.

Die Entscheidung, die das Verhältnis zwischen Guardiola und seinen Bossen aber erkalten ließ, war der Verkauf von Toni Kroos an Real Madrid. "Er (Guardiola, die Red.) wollte mich unbedingt halten. Nur die vorausgesetzten Rahmenbedingungen von Vereinsseite haben einfach nicht gepasst", sagte Kroos kurz nach seinem Wechsel bei Sky.

Monatelang habe Guardiola um den "künftigen Dirigenten des Bayern-Orchesters", wie er Kroos liebevoll nannte, gekämpft. Sein enger Vertrauter Marti Peranau schrieb in der Pep-Biografie "Herr Guardiola", dass er vor Beginn seiner Tätigkeit beim FC Bayern darauf bestanden habe, sich unter keinen Umständen von dem Mittelfeldstrategen zu trennen. Diesem Wunsch entsprachen die Bosse nicht. "Im Fall Kroos hat der Vorstand absolut richtig entschieden", sagte Präsident Karl Hopfner seinerzeit dem kicker.

Pep Guardiola
© getty

Kroos, der laut Guardiola-Biograf Guillem Balague "essentiell" für den Katalanen gewesen sei, war also weg, Ersatz musste her. Die Bayern-Bosse schlugen ihrem perfektionistischen Coach Sami Khedira als möglichen Nachfolger für den abgewanderten Greifswalder vor. Weltmeister für Weltmeister quasi. Guardiola winkte jedoch ab, Khediras Spielweise passte nicht in sein System, das nur passgenaue Akteure vorsah und keinen dynamischen Brecher wie Khedira.

Im Interview mit SPOX und Goal enthüllte Balague, dass der Khedira-Vorstoß für Irritationen sorgte. "In diesem Moment hat Pep gemerkt, dass er und der Klub andere Ansichten und Prioritäten haben. Diese Schlussfolgerung hat ihn traurig gemacht", verriet Balague.

Ein Schlüsselerlebnis, das nach nur einer Saison die Weichen auf Abschied stellte. Guardiola erfüllte zwar seinen Vertrag in der bayerischen Landeshauptstadt, 2016 zog er jedoch zu Manchester City weiter.