Haarsträubende Ballverluste und Lethargie: So wird es schwierig mit dem Momentum bei Felix Nmecha und dem BVB

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Bei der Testspielpleite von Borussia Dortmund in Bangkok war der "alte" Felix Nmecha zu sehen: mehr Schatten als Licht. Der 23-Jährige befindet sich aktuell in der Herausforderer-Rolle und ist beim BVB in der Bringschuld.

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Fit werden und in den Rhythmus kommen, das sei aktuell in der Vorbereitung das Wichtigste. Nachdem Felix Nmecha diese Weisheit bei einer Pressekonferenz in Bangkok von sich gab, fuhr er mit folgendem Satz fort: "Außerdem wollen wir Spiele gewinnen und jetzt schon ein Momentum erlangen, auch wenn es noch die Vorbereitung ist."

Dieses Vorhaben ging am Sonntagabend thailändischer Ortszeit gehörig schief für Borussia Dortmund. Nach einer abenteuerlichen Vorstellung unterlag der BVB dem Erstligisten BG Pathum United sang- und klanglos mit 0:4. Statt Momentum wird nun vielmehr eine Reaktion vonnöten sein, wenn die Westfalen am Mittwoch in Japan auf Cerezo Osaka treffen.

Da dürfte auch Nmecha wieder seine Minuten bekommen und weitere Indizien für die Antwort auf die Frage präsentieren, welchen Nmecha der BVB künftig erleben wird. In Bangkok sah man bei seiner 45-minütigen Kostprobe den "alten" Nmecha der Vorsaison.

Bereits in der fünften Minute spielte er einen fürchterlichen Fehlpass am eigenen Strafraum mitten ins Zentrum und hatte großes Glück, dass dort kein Gegner stand. Zehn Minuten später ließ sich Nmecha, der in ungewohnter Rolle als Teil einer Doppelsechs auflief, tief in der gegnerischen Hälfte die Kugel von einem deutlich kleineren Gegenspieler abluchsen und leitete mit diesem Ballverlust das 0:1 ein.

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BVB: Felix Nmecha zeigte mehr Schatten als Licht

Nur 29 Pflichtspiele bestritt der Mittelfeldspieler in seinem ersten Jahr beim BVB, 13-mal stand er dabei in der Startelf. Nmecha kam im vergangenen Sommer bereits mit Sprunggelenksproblemen aus Wolfsburg nach Dortmund und wurde in der Folge kaum einmal über einen längeren Zeitraum gesund.

Muskuläre Beschwerden bremsten ihn in der Hinrunde gleich mehrere Male aus, Mitte November folgte dann der größte Rückschlag: Hüftprobleme erforderten vollständige Ruhe, vier Monate Pause waren das Resultat. Seit Anfang März ist Nmecha nun wieder fit, über 90 Minuten spielte er seitdem aber nur ein einziges Mal. Ansonsten blieb ihm nur der Platz auf der Bank übrig.

Stand der 23-Jährige im Vorjahr auf dem Feld, sah man von ihm mehr Schatten als Licht. Nmecha ist ein klassischer Box-to-Box-Spieler. Er kann sich geschickt in engen wie weiten Räumen verhalten, bringt flinke Bewegungen mit, ist laufstark und weist eine gute Physis auf. All dies zeigte er bereits, allerdings eben nur in homöopathischen Dosen.

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BVB: Sebastian Kehls Forderung gilt besonders für Felix Nmecha

Häufiger wunderte man sich über ihn angesichts einer schwerfälligen Körpersprache und einer gewissen Lethargie, mit der er sich über den Platz bewegte. Nmecha leistete sich - wie nun wieder in Bangkok - teils haarsträubende Ballverluste, nach denen er eher hinterher trabte, als sich mit vollem Einsatz der Rückeroberung des Spielgeräts zu widmen. Bisweilen fehlte ihm bei seinen bisherigen Einsätzen auch die Bindung zu den Mitspielern.

"Es gibt eine Menge Spieler, die ihr Potenzial noch nicht zu 100 Prozent ausgeschöpft haben. Viele junge Spieler, die im nächsten Jahr den nächsten Schritt machen müssen", sagte Sportdirektor Sebastian Kehl dieser Tage in Südostasien. Vier Spieler nannte Kehl explizit beim Namen, auch Nmecha war dabei: "Er hat nicht so wahnsinnig viele Spiele machen können, weil er verletzt war."

Jetzt ist Nmecha aber nicht mehr verletzt, umso deutlicher gilt das Muss, das Kehl in Sachen Weiterentwicklung ansprach, vor allem für ihn. Schließlich bezahlte der BVB satte 30 Millionen Euro Ablöse für den einmaligen deutschen Nationalspieler - Nmecha ist in der Bringschuld.

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BVB: Felix Nmecha befindet sich in der Herausforderer-Rolle

Es dürfte ihm guttun, anders als im Vorjahr gesund in die neue Spielzeit zu starten und vom Beginn der Trainingszeit an dabei zu sein. Nmecha benötigt auch wieder ein gewisses Vertrauen in seinen Körper. Dass er Qualitäten mitbringt, die dem Dortmunder Spiel gut zu Gesicht stehen, davon sind sie beim BVB weiterhin überzeugt. "Von diesem Spieler können wir uns noch eine Menge erwarten", hatte Kehl Anfang März gesagt.

Es überraschte daher ein wenig, dass Nmecha laut Bild einer der Spieler sei, die intern auf der Verkaufsliste stünden. Ein solcher Fall ist unwahrscheinlich und träte nur dann ein, sollte ein Verein plötzlich mit einem exorbitanten Angebot aufwarten, das für den BVB wirtschaftlich zu gut ist, um es nicht anzunehmen. Aber wer sollte zum jetzigen Zeitpunkt in dieser Größenordnung an Nmecha interessiert sein?

Vielmehr wird es für ihn auf einen Neustart bei den Schwarz-Gelben hinauslaufen. Nmecha befindet sich in der Herausforderer-Rolle, die Konkurrenz für ihn ist nicht gerade klein. Sie wird eher noch größer, schließlich wird mit Pascal Groß (Brighton & Hove Albion) ein weiterer Spieler hartnäckig beim BVB gehandelt, der als Achter und Sechser agieren kann.

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Felix Nmecha beim BVB: Geduld wie bei Donyell Malen?

Neben Groß hat Nmecha noch Marcel Sabitzer vor sich. Auch Emre Can wird als Kapitän gesetzt sein, im zentralen Mittelfeld führt dazu kein Weg an Julian Brandt vorbei. Nmecha muss sich strecken und seine Chancen nutzen, wenn er mehr sein will als nur einer der ersten Einwechselspieler.

Schon in der vergangenen Saison hatte der ehemalige Trainer Edin Terzic in Sachen Nmecha zur Geduld gemahnt und einen Vergleich zu Donyell Malen gezogen, der den BVB dieselbe Summe wie Nmecha kostete. Auch der Niederländer benötigte einige Anlaufzeit, steigerte sich seitdem aber von Jahr zu Jahr. Vielleicht sollte Nmecha ihn demnächst einmal fragen, was dazu vonnöten ist.

BVB: Die Leistungsdaten von Felix Nmecha in der Saison 2023/2024

WettbewerbSpieleToreVorlagenSpielminuten
Bundesliga20121017
DFB-Pokal1--20
Champions League81-348
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