Nach Moukoko, Musiala und Co.: Das sind die Bundesliga-Talente, über die (noch) keiner spricht

Neben Moukoko, Musiala und Co. machen weitere Talente in der Bundesliga auf sich aufmerksam.
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Lazar Samardzic (RB Leipzig)

  • Alter: 18
  • Position: Offensives Mittelfeld
  • Profi-Pflichtspiele: 6 (1 Assist)

Noch ein bisschen mehr Moukoko-Feeling als Gedikli versprühte Samardzic in der Jugend von Hertha BSC. Der gebürtige Berliner, der seit der U16 für die Auswahlen des DFB aufläuft, spielte ab 2009 für den Hauptstadtklub und kam in U17 und U19 auf starke 55 Buden in 57 Pflichtspielen.

Kurz nachdem er im vergangenen September die Fritz-Walter-Medaille in Bronze erhielt, debütierte er für die Reservemannschaft der Herthaner in der Regionalliga. Erstmals im Profikader stand er dann im Februar, berufen vom damaligen Coach Alexander Nouri.

Der war ziemlich angetan von Samardzic: "Er ist ein total spannender Spieler, der sehr viel Fantasie in uns weckt. Ein toller Service-Spieler, der mich mit seiner guten räumlichen Wahrnehmung und seinem peripheren Sehen ein Stück weit an Max Kruse erinnert."

Das Profidebüt feierte der Offensivspieler schließlich unter Nouri-Nachfolger Bruno Labbadia, als er im Mai beim Derby gegen Union Berlin für neun Minuten eingewechselt wurde. Auch gegen Dortmund durfte er ran, nach einer Ein- und Auswechslung gegen Frankfurt bekam er jedoch einen Rüffel von Labbadia: "Man muss auch nach hinten arbeiten, da muss er noch besser werden."

In diesem Bereich hat Samardzic zweifelsohne den größten Nachholbedarf. Den arbeitet er nun aber bei RB Leipzig auf, wohin ihn die Hertha im Sommer für rund 500.000 Euro verkaufte. Und das kam so: Samardzic hielt sich seit Beginn der Sommervorbereitung vom Training fern, was mit "persönlichen Gründen" vom Verein begründet wurde.

Medien schrieben jedoch, Samardzic wolle einen Wechsel forcieren. Es gab Meldungen, wonach der FC Barcelona, Atletico Madrid, Benfica, der AC Mailand, Juventus Turin, Manchester City und der FC Chelsea an ihm interessiert waren. Am Ende schlugen die Roten Bullen zu, wo er bislang auf zwei Startelfeinsätze kommt.

"Das war ein sehr großer Moment für mich", sagte er nach seinem ersten Spiel von Anfang an gegen Gladbach. "Am Spieltag selbst hat Herr Nagelsmann beim Frühstück gesagt: "Laki, heute pack ich dich rein!" Da wusste ich jetzt nicht, ob er direkt die Startelf meint oder eine Einwechslung. Erst in der Kabine habe ich gesehen, dass er mich von Anfang an bringen wird."

Einen guten Monat später folgte die nächste Chance von Beginn an, gegen Bielefeld leitete ein starker Samardzic-Pass das 1:0 durch Angelino vor. "Er hat es gut gemacht, das Tor sehr gut vorbereitet", sagte Nagelsmann anschließend, mahnte jedoch auch: "Ich erwarte, dass er in den nächsten Wochen an seinem Körper arbeitet, um auch 90 Minuten zu gehen. Er ist jugendlich, das müsste eigentlich bei ihm reichen."

Aktuell kann er diesen Rückstand nicht hundertprozentig aufarbeiten, Samardzic infizierte sich zuletzt mit dem Coronavirus.

Um Lazar Samardzic rankten sich im Sommer zahlreiche Gerüchte.
© Martin Rose/Getty Images
Um Lazar Samardzic rankten sich im Sommer zahlreiche Gerüchte.

Lilian Egloff (VfB Stuttgart)

  • Alter: 18
  • Position: Offensives Mittelfeld
  • Profi-Pflichtspiele: 6 (1 Assist)

Der gebürtige Heilbronner, der auch als Stürmer spielen kann, durfte schon in der vergangenen Zweitligasaison des VfB vier Profieinsätze absolvieren. Seit der U11 spielt Egloff bereits für die Stuttgarter, 2019 gewann er mit der U19 den DFB-Pokal und erzielte beim 2:1 im Endspiel gegen RB Leipzig beide Tore.

Sein Profidebüt gab er mit 17 im Pokal gegen Bayer Leverkusen im Februar, ein halbes Jahr später erhielt er einen bis 2024 datierten Profivertrag. "Lilian Egloff verfügt für sein Alter über außergewöhnliche Fähigkeiten", sagte damals VfB-Sportdirektor Sven Mislintat. "Wir sind davon überzeugt, dass er alle Voraussetzungen mitbringt, um sich zu einem sehr guten Spieler zu entwickeln. Wir freuen uns sehr, dass er sich voller Überzeugung zu uns und unserem Weg, auf junge Spieler zu setzen, bekennt."

Im Trainingslager vor Saisonstart erlitt Egloff, der vor allem durch sein Tempo und die gute Technik besticht, allerdings einen Rückschlag: Teilruptur der vorderen Syndesmose im rechten Sprunggelenk. Erst Anfang Oktober stieg er wieder ins Training ein.

Daher waren bislang nur 15 Spielminuten sowie drei zusätzliche Kadernominierungen für ihn drin, beim 5:1 gegen den BVB kam er in der Schlussphase rein. Für Trainer Pellegrino Matarazzo, der Egloff als "Super-Talent" bezeichnete und dessen Körperlichkeit, Technik und Zielstrebigkeit lobt, muss der Youngster weiter an seiner Fitness arbeiten.

Ende November forderte er von Egloff zudem, er müsse "immer mehr seine Stärken einbringen, entscheidende Aktionen haben im Spiel, seinen Körper für Ballgewinne einsetzten und Tore schießen". Mittlerweile sieht der Coach im aktuellen U19-Nationalspieler einen reiferen, standhafteren Spieler als zuvor. Weitere Chancen dürften daher nicht allzu lange auf sich warten lassen.

Lilian Egloff hat bereits erste Bundesliga-Luft beim VfB Stuttgart geschnuppert.
© imago images / Poolfoto
Lilian Egloff hat bereits erste Bundesliga-Luft beim VfB Stuttgart geschnuppert.

Rocco Reitz (Borussia Mönchengladbach)

  • Alter: 18
  • Position: Zentrales Mittelfeld
  • Profi-Pflichtspiele: 1

Reitz kam zwar in Duisburg zur Welt, mehr Gladbacher als er geht aber kaum: Schon 2009 begann er mit sieben Jahren bei den F-Junioren (U9) der Borussia, seitdem kickte er für jedes der Teams im NLZ. Und: Sein Patenonkel machte Reitz mit Geburt zum Vereinsmitglied.

Kein Wunder also, dass er in den höchsten Tönen von der Borussia spricht und sie als zweites Zuhause bezeichnet. "Ich habe eine Dauerkarte für die Nordkurve. Normalerweise feuere ich die Spieler von der Kurve aus an, jetzt stehe ich neben ihnen auf dem Platz. Das ist überragend", sagte er im Vereinsmagazin.

Nach 33 Pflichtspielen (3 Tore, 6 Vorlagen) für U17 und U19 durfte Reitz, der nun letztmals für die U19 spielberechtigt ist, die Vorbereitung bei den Profis mitmachen. Das lief so gut, dass Trainer Marco Rose im Trainingslager befand, Reitz sei "der auffälligste der jungen Spieler, er gefällt mir sehr gut". Für den 18-Jährigen freilich eine hohe Auszeichnung: "Es ist ein schönes Lob, das mich pusht", sagte er, fügte aber an, demütig bleiben zu wollen: "Ich werde weiterhin Vollgas geben, so wie vorher auch."

Das schien geklappt zu haben, denn Rose kündigte bereits Mitte Oktober das Bundesligadebüt von Reitz an: "Er genießt großes Vertrauen von mir. Weil er einfach gut genug ist." Am 24. Oktober war es dann so weit, beim 3:2-Erfolg in Mainz stand der bislang einmal für die deutsche U16-Auswahl aufgelaufenen Reitz in der Startelf. Mit 18 Jahren und 148 Tagen wurde der Mittelfeldspieler zwölftjüngster Akteur der Gladbacher Bundesligageschichte.

In seinen 60 Minuten Spielzeit blieb vor allem eine Aktion in Erinnerung: Reitz spielte einen starken Pass auf Patrick Herrmann, der die Kugel an die Latte knallte. "Es war ein sehr gutes Bundesliga-Debüt von Rocco", sagte Rose danach. "Er war sehr präsent, er hat Bälle gefordert und auch einige gute Bälle nach vorne gespielt. Er hat viel gearbeitet und gerackert."

Gladbachs Rocco Reitz kommt bislang auf einen Bundesligaeinsatz.
© Alex Grimm/Getty Images
Gladbachs Rocco Reitz kommt bislang auf einen Bundesligaeinsatz.

Darüber hinaus belohnte Rose seine Leistungen mit zehn Kaderplätzen in allen Wettbewerben. Auf Reitz' Stärken angesprochen findet der Coach: "Er ist spielschlau, technisch sehr ordentlich und bereit, Meter zu machen und Zweikämpfe zu suchen."

Seit Ende November jedoch ist Reitz von einer Schambeinentzündung ausgebremst. Eine Blessur, die langwierig sein kann. "Rocco sollte Spielpraxis in der U23 sammeln. Er hat dort dann Beschwerden am Schambein bekommen. Und das zieht sich jetzt so ein bisschen durch wie ein roter Faden. Er war jetzt wieder kurz dabei, aber er hat wieder Beschwerden bekommen. Also Rocco ist tatsächlich verletzt im Moment. Er ist gerade im Aufbautraining", erklärte Rose am Wochenende.