Wer so fährt, darf gerne mal crashen!

Max Verstappen beeindruckt in seiner ersten F1-Saison mit spektakulären Manövern
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Die Formel-1-Saison 2015 verspricht Spannung: Fünf Weltmeister, drei Deutsche, ein Haufen talentierter Neulinge. SPOX-Redakteur Alexander Maack bewertet nach jedem Grand Prix die fahrerischen Leistungen von Sebastian Vettel, Lewis Hamilton, Fernando Alonso und Co. und stellt sein persönliches Driver-Ranking auf. Teil 3: Der China-GP in Shanghai.

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Platz 1, Lewis Hamilton: Hand aufs Herz, wer sollte im Driver-Ranking zum Wochenende in Shanghai ganz oben stehen, wenn nicht der Weltmeister? Bestzeiten in allen Trainings, Pole Position, schnellste Rennrunde und ein taktisch ausgezeichnet herausgefahrener Rennsieg - welche Steigerung sollte da noch möglich sein? Um es klar zu sagen: Hamiltons Leistung schrammte an der Perfektion vorbei, wenn sie nicht sogar perfekt war.

Der 30-Jährige wusste, dass er die weichen Reifen möglichst lange konservieren muss. Er machte es perfekt. Der Weltmeister ist in Topform. Dass Nico Rosberg das nicht gefällt, dürfte klar sein. "Unnötig" war Hamiltons langsame Fahrt aber sicher nicht. Mercedes fürchtete, dass die Reifen wieder schneller abbauen würden als bei Ferrari. Deshalb fuhr Hamilton nur so schnell, wie er musste. Er hätte schneller sein können. Nur wozu? Ihm drohte keine Gefahr durch schnellere Konkurrenten, sondern durch eigene Fehler. Die schloss er durch sein Vorgehen aus.

Ohne Probleme erhöhte Hamilton sein Tempo, als das Team ihn nach dem ersten Stopp und Rosbergs anschließendem Funk-Schrei darum bat. Er fuhr direkt eine halbe Sekunde schneller als zuvor, Rosberg kam nicht hinterher. Als der Deutsche stoppte, folgten zwei Runden im unteren 1:42-Minuten-Bereich - knapp 1,5 Sekunden schneller als Rosbergs beste Zeiten vor dem Reifenwechsel. Ein klares Zeichen für Hamiltons Überlegenheit. Es schien, als hätten die beiden Mercedes-Fahrer verschiedene Autos.

Platz 2, Max Verstappen: Ich komme einfach nicht darum herum: Der Teenie aus den Niederlanden (oder besser: Der Teenie aus den Niederlanden, dessen Mutter darauf besteht, dass er Belgier ist) überflügelt die meisten Rookies, die es in die Formel 1 geschafft haben. Die Vergleiche zu Schumacher, Senna und anderen Größen häufen sich, doch auch wenn es dafür noch zu früh ist: Verstappen kann Dinge, von denen andere nicht mal zu träumen wagen.

Seine Überholmanöver in Shanghai - alle am Ende der längsten Gerade im Kalender - hätten niemals passieren dürfen. Verstappen hatte eins der langsamsten Autos im Feld. Im Qualifying lag er beim Ranking der höchsten Geschwindigkeiten auf dem 1,2 Kilometer langen Vollgasabschnitt mit 324,3 km/h auf Rang 13. Marcus Ericsson und Felipe Nasr waren in ihren Sauber acht Stundenkilometer schneller.

Verstappen hatte so viel Vertrauen in seinen Toro Rosso, dass er hohes Risiko ging und gefühlt 50 Meter später bremste. Er war nicht mal in aussichtsreicher Position und kam trotzdem an den Sauber-Piloten vorbei. Von Startplatz 13 arbeitete er sich auf Rang 8 vor. Nur sein Motorplatzer drei Runden vor Schluss kostete ihm die vier Punkte. Dieser Teenie gehört mit seinem abgeklärten, butterweichen Fahrstil zwingend in die Formel 1 - selbst wenn er irgendwann einen Unfall bauen sollte. Das Risiko lohnt sich!

Platz 3, Sebastian Vettel: Jetzt wird's kritisch. Warum ist Vettel nur Dritter? Er leistete sich doch genauso wenig Fehler wie Verstappen? Stimmt. Sein Wochenende verlief nach Plan, er holte mit Platz 3 das Maximum aus dem Ferrari raus. Mehr war gar nicht möglich. Doch Verstappen hat den Bonus der Unerfahrenheit. Er ist ein Rookie, der gerade in einer Lernphase steckt - oder stecken sollte.

Zurück zum vierfachen Weltmeister: Nach einem durchwachsenen Freitag fing Vettel nicht nur seinen Teamkollegen Kimi Räikkönen im Qualifying mit einer fehlerfreien Leistung ab. Er schaffte es auch, so viel Druck auf Rosberg auszuüben, dass die Rivalität der beiden Mercedes-Piloten ein weiteres Mal zu einem kleinen Eklat führte. Bekommt der Weltmeisterrennstall die Situation nicht unter Kontrolle, dürfte Vettel der Nutznießer sein.

Platz 4, Felipe Massa: Der Williams-Pilot hätte den Sprung aufs Podium ebenfalls verdient. Seine Runde in Q3 war außergewöhnlich. Doch durch Kleinigkeiten schafft er es in meinem Ranking nicht ganz. Der Start war nicht optimal, Massa ließ sich von Valtteri Bottas und Kimi Räikkönen überholen.

Massa ließ sich glücklicherweise nicht beunruhigen und schnappte sich später seinen Teamkollegen ohne DRS in Kurve 6. Der Brasilianer hat seinen hochveranlagten Teamkollegen aus Finnland aktuell unter Kontrolle. Den Unfall am Freitag rechne ich ihm übrigens nicht negativ an. Es gab einen Strömungsabriss am neuen Heckflügel, wodurch der Williams nicht mehr zu kontrollieren war.

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