Bayern rennt Strasbourg davon

Taylor Bryce und die Bayern hatten alle Hände voll zu tun
© getty

Der FC Bayern (2-1) hat die Pflichtaufgabe am 3. Spieltag der Turkish Airlines Euroleague erledigt und Strasbourg IG (1-2) mit 76:61 relativ souverän geschlagen. Der deutsche Vizemeister überzeugte durch gute Team-Defense - und hatte offensiv einen Nihad Djedovic in Bestform.

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Es war keine sonderlich hochklassige Partie, die sich beide Teams lieferten. Besonders die erste Hälfte war von Ballverlusten und vielen Fehlwürfen, aber immerhin auch guter Defense geprägt. Bayern führte nahezu die ganze erste Halbzeit über, konnte sich aber nie wirklich absetzen. Erst im letzten Durchgang brachen alle Dämme, als die Bayern aus der Distanz richtig heiß liefen und sich mit ihrer starken Defense kurzzeitig in einen Rausch spielten.

Nihad Djedovic (22 Punkte) beendete die Partie als Topscorer, Dusko Savanovic war mit 16 Punkten ebenfalls richtig stark. Bei den Gästen aus Strasbourg überzeugten vor allem Center Vladimir Golubovic (20 Punkte) und Louis Campbell (11), der frühere Mavericks-Guard Rodrigue Beabouis dagegen blieb völlig blass.

Für die Bayern steht in der kommenden Woche nun der nächste Härtetest an, am Donnerstag gastiert der FCB beim Titelverteidiger Real Madrid. Strasbourg muss zu Khimki Moskau.

Svetislav Pesic (Coach Bayern): "Wir haben heute eines unserer besten Spiele in dieser Saison gezeigt. Straßburg hat heute den unbedingten Willen gehabt, dieses Spiel zu gewinnen. Wir haben allerdings immer die richtigen Mittel gefunden, um das Spiel kontrollieren zu können. Es gab aber trotzdem im letzten Viertel einige Momente, in denen wir noch zu selbstzufrieden mit uns waren."

Nihad Djedovic (Bayern): "Für mich war es heute schwieriger als gegen Moskau. Alle haben im Vorfeld gesagt, dass wir Favorit sind, aber Straßburg hat eine Top-Mannschaft. Wir haben heute vor allem in der Defense gut gespielt und verdient gewonnen. Das war das Wichtigste."

Vincent Collet (Coach Straßburg): "Wir haben heute eine große Chance verpasst. Ich bin sehr enttäuscht, da ich dachte, wir hätten aus dem ersten Spiel in Belgrad etwas gelernt. Wir haben heute nicht so gespielt, wie wir es eigentlich können."

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Pesic kann nahezu aus dem Vollen schöpfen (abgesehen von Maxi Kleber) und startet mit Renfroe, Djedovic, Taylor, Savanovic und Bryant. Der französische Gast schickt zunächst Beaubois, Collins, Leloup, Weems und Golubovic ins Rennen.

4.: Bayern hat offensiv noch keinen Fluss, vorne wird viel "rumstehen und zuschauen" praktiziert. Bryant lässt Golubovic zu viel Platz, der zur 7:4-Führung trifft.

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6.: Das weckt die Halle auf! Zipser krallt sich den Rebound und spielt direkt weiter auf Renfroe, der dem Feld weit voraus ist. Der Guard fliegt zum Dunk ein und verkürzt auf 1 Zähler Rückstand.

10.: Zum Ende des Durchgangs kommt die Bayern-Offense etwas besser ins Rollen. Zipser trifft aus der Distanz, Taylor legt nach - und dann läuft der nächste Fastbreak. Taylor spielt das Drei-gegen-Eins perfekt aus, Rivers legt den Ball zum 18:12 rein.

14.: Schon stockt der Bayern-Motor wieder. Da Campbell auf der anderen Seite zwei Dreier einstreut, ist Strasbourg sofort wieder dran - doch dann setzt sich Savanovic erst clever durch, danach trifft Bryant von draußen. 25:18 Bayern!

20.: Ärgerlich aus Bayern-Sicht: Leloup drückt kurz vor der Pause nach einem Broken Play noch einen Dreier rein. Djedovic trifft zwar nochmal Freiwürfe, dennoch führt Bayern nur noch mit 2 - 31:29.

22.: Na also! Die Bayern legen nach der Pause los wie die Feuerwehr. Zweier Savanovic, And-One Bryant, Dreier Djedovic - macht einen 8:0-Run! 39:29, Auszeit Strasbourg.

26.: Das gefällt Pesic gar nicht. Bryant spielt zweimal hintereinander horrende Defense gegen Golubovic, der die Chancen bereitwillig annimmt. Nur noch 4 Punkte Vorsprung, Auszeit Bayern. Wenig überraschend kommt danach Thompson für Bryant.

30.: Das Tempo hat in diesem Viertel deutlich zugenommen, gerade die Bayern gehen dabei aber etwas sorgloser mit dem Ball um als in Halbzeit eins. Von daher lässt sich Strasbourg auch immer noch nicht abschütteln. 54:47 vor dem letzten Durchgang.

34.: Die Bayern brauchen keine drei Minuten für vier Team-Fouls - das ist kein gutes Zeichen. Aber Savanovic ist ja noch da! Der Dreier des Forwards erhöht die Führung wieder auf 8 Punkte.

38.: Jetzt läuft die Party! Taylor trifft erst den Dreier, dann stibizt er den Ball von Campbell und schließt den Fastbreak auch noch selbst ab - 71:57 Bayern! Die Partie ist gelaufen, die Pflicht erfüllt.

Bayern vs. Strasbourg: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Nihad Djedovic. Ja, er war mit Abstand der Topscorer bei Bayern. Djedovic leistete aber deutlich mehr als nur die Punkte. Er war bisweilen der beste Playmaker im Team (6 Assists), zudem ungewohnt sicher von Downtown (4/7 3FG). In der Defense zeigte er ein ums andere Mal sein Näschen und forcierte mehrere Turnover. Galavorstellung!

Der Flop des Spiels: Rodrigue Beaubois. Der frühere Mavs-Guard traf im ersten Viertel einen Dreier zum 5:2. Das ist insofern erwähnenswert, da es sein einziger Treffer im ganzen Spiel blieb - bei 5 weiteren Würfen. Glänzte in seinen 23 Minuten Spielzeit auch nicht gerade beim Spielaufbau (2 Assists) und wurde von Renfroe vollkommen abgemeldet.

Das fiel auf:

  • Die Halle schien etwas lauter als normalerweise üblich, das lag neben dem guten Bayern-Support aber auch an den Franzosen. Es waren zwar nicht übermäßig viele Strasbourg-Fans in der Halle, dennoch wurde jeder Gäste-Korb lautstark bejubelt. Das motivierte im Gegenzug natürlich auch die bayrischen Zuschauer.
  • Hatte Pesic Weems bei den Franzosen als defensive Schwachstelle ausgemacht? Es wirkte so: Drei der ersten vier Angriffe waren Post-Ups von Savanovic gegen den Amerikaner. Die Possessions blieben jedoch ertraglos, da abseits des Balles zunächst überhaupt keine Bewegung stattfand und Weems seine Sache im Eins-gegen-Eins ordentlich machte.
  • Generell brannten beide Teams offensiv zu Beginn nicht gerade ein Feuerwerk ab, die meisten Punkte entstanden durch Einzelaktionen, zumal auch beide Mannschaften recht gut verteidigten. Der Vorteil für die Bayern war ein altbekannter: Pesic' Truppe rennt in dieser Saison bei jeder Gelegenheit und nutzte seine Fastbreak-Möglichkeiten wesentlich besser als Strasbourg. Die Schwierigkeiten im Setplay hingegen blieben bestehen, gerade mit der Zonenverteidigung tat sich Bayern enorm schwer.
  • Defensiv übten die Bayern großen Druck auf die Ballhandler auf und wilderten in den Passwegen, was bis zur Pause bereits zu 10 Strasbourg-Ballverlusten und damit Fastbreak-Möglichkeiten führte. Das Problem dabei allerdings: Wenn sich Taylor, Gavel und Co. verspekulierten, ergaben sich teilweise zu viele Freiräume am Perimeter. Dies war auch der Hauptgrund für die gute Dreierquote (5/11 3FG), die die Gäste in der ersten Halbzeit im Spiel hielt.
  • Bayern scheint aus dem ersten Gruppenspiel gegen Fenerbahce gelernt zu haben. Damals gab man eine Führung im letzten Viertel noch her, seitdem verteidigten die Münchner aber zweimal in Folge ihre Führung - gegen Khimki und nun gegen Strasbourg. Dabei gab es Anfang des vierten Viertels kurzzeitig erneut Grund zum Schwitzen, doch die Bayern blieben cool, verstärkten erneut den Druck in der Defense und zogen letztlich sogar weit davon. Das nennt man Lerneffekt.
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