Bamberg bleibt glücklos in Moskau

Nando De Colo (l.) und Co. waren am Ende eine Nummer zu groß für Bamberg
© getty

Die Brose Baskets Bamberg (1-2) liefern sich mit dem haushohen Favoriten ZSKA Moskau (3-0) eine spannende Partie, ihr starkes Comeback im letzten Viertel reicht jedoch nicht aus. Beim 83:77 sind die Russen in der Schlussphase deutlich kaltschnäuziger, während Bamberg einige bittere Fehler unterliefen.

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Niemand hatte von den Baskets erwartet, beim Final-Four-Dauergast aus Moskau einen Sieg mitzunehmen, dennoch verkaufte sich der deutsche Meister zu Beginn sehr ordentlich. Nach einem Viertel lag man dank starker Defense und guter Rebound-Arbeit nur mit 1 Punkt hinten, auch im zweiten und dritten Viertel ließ man den haushohen Favoriten nicht wirklich davonziehen, auch wenn dieser kurzzeitig mal mit 14 Punkten führte.

Bamberg steckte jedoch nicht auf und startete angeführt von Brad Wanamaker, Nikos Zisis und Daniel Theis nochmal ein furioses Comeback, 4 Minuten vor Schluss führten sie auf einmal sogar mit 1 Punkt. Doch mehrere ärgerliche Ballverluste in der Schlussphase erlaubten es Moskau, den Sieg am Ende doch noch einzufahren.

Topscorer der Partie war Nando De Colo mit 22 Punkten, Nebenmann Milos Teodosic war mit 18 Zählern nicht weit von ihm weg. Aaron Jackson legte seinerseits 13 Zähler auf. Bei Bamberg waren Wanamaker (19), Zisis (12), Nicolo Melli (11) und Theis (10) die besten Scorer.

Für die Bamberger geht es am kommenden Donnerstag gegen den 2014er Champion Maccabi Fox Tel Aviv weiter, während Moskau ebenfalls am Donnerstag bei Darussafaka Dogus Istanbul gastiert.

Die Reaktionen:

Andrea Trinchieri (Coach Bamberg): "Ich fahre enttäuscht zurück nach Deutschland. Aber: Wir haben gekämpft und es ihnen nicht leicht gemacht, in der zweiten Halbzeit haben wir auch deutlich besser und klüger gespielt als in der ersten. Wir hatten zu viel Respekt vor ZSKA."

Nicolo Melli (Bamberg): "Wir waren nah dran am Sieg, es hätte ein echtes Wunder geben können. Wir wussten, dass eine Niederlage in Moskau akzeptabel ist, aber wir wollten unbedingt gewinnen. Sie waren am Ende einfach ein bisschen besser."

Nando De Colo im Interview: "Darum tickt Milos manchmal aus"

Der SPOX-Spielfilm:

Vor dem Tip-Off: Überraschung bei Moskau: Superstar Teodosic steht nicht in der Starting Five, es beginnen De Colo, Jackson, Kurbanov, Vorontsevich und Hines. Die Baskets dagegen starten wie üblich in der Euroleague mit Wanamaker und Zisis im Backcourt, hinzu kommen Miller, Melli und Olaseni.

4.: Schwerer Start für die Bamberger - die Defense funktioniert noch nicht optimal. De Colo wirft aus der Mitteldistanz weit offen das 9:3, dann verrennt sich Miller in Moskaus Verteidigung.

7.: Bamberg gleicht aus, das gefällt ZSKA-Coach Itoudis natürlich nicht - er nimmt eine Auszeit und bringt Teodosic. Der versenkt auch direkt seinen ersten Jumper, aber Zisis kontert nach Olaseni-Fehlwurf. 11:11!

10.: Na, so kann es doch weitergehen! Melli blockt Jackson bei dessen wildem Wurf, das Viertel endet mit 15:16 aus Bamberger Sicht - und das nach 0:7-Start.

14.: Was ist denn hier los? Kaum 3 Minuten rum im zweiten Viertel, da steht Bamberg schon bei 5 Teamfouls. Kapital schlägt Moskau bisher nicht, aber das Viertel ist noch lang... 19:17 ZSKA.

20.: Der komplette Durchgang ist von Defense und Freiwürfen geprägt - ziemlich zähe Angelegenheit. De Colo drückt kurz vor der Sirene noch einen Dreier rein, aber gelaufen ist hier noch nichts. 37:28 Moskau.

25.: Das Tempo der Partie wird höher, was traditionell aber eher Moskau zugute kommt - nach einem Teodosic-Jumper und anschließendem Leger von De Colo führt ZSKA nun mit 14, Trinchieri nimmt eine Auszeit.

30.: Zisis hält Bamberg nahezu im Alleingang im Spiel, fast alles läuft im dritten Durchgang über ihn. Den letzten Wurf bekommt aber Strelnieks - 58:49 vor dem letzten Viertel!

34.: Wow! Bamberg forciert Turnover, Theis trifft den Dreier aus der Ecke und Wanamaker punktet zweimal im Fastbreak - jetzt sind es auf einmal nur noch 2 Punkte! Auszeit ZSKA, Itoudis kocht. Als es weitergeht, trifft Teodosic dann den Dreier - natürlich.

37.: Das hatten sich die Russen definitiv anders vorgestellt! ZSKA kriegt offensiv keinen Fuß mehr auf den Boden und muss zusehen, wie die Führung schmilzt - und dann bringt Wanamaker die Gäste per Layup sogar in Führung. Auszeit!

40.: Das darf nicht sein: Bamberg lässt erst Teodosic und dann Kurbanov am Perimeter offen, beide treffen und bringen Moskau wieder in Front. Nach der Auszeit stolpert Strelnieks, Hines bedankt sich im Fastbreak. Dann leistet sich Strelnieks auch noch ein Offensiv-Foul, Vorontsevich trifft den Dreier - 9 Punkte vor. Das lässt sich Moskau nicht mehr nehmen.

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ZSKA vs. Bamberg: Hier geht's zum BOXSCORE

Der Star des Spiels: Nando De Colo. Während sich Nebenmann Teodosic lange Zeit etwas zurücknahm, lieferte der Franzose eine nahezu perfekte Vorstellung ab. De Colo legte 22 Zähler bei 7 von 10 aus dem Feld auf, dazu kamen 7/8 Freiwürfe und nebenbei auch noch 7 Assists. Die Crunchtime gehörte eher Teodosic, übers gesamte Spiel hielt dennoch eher De Colo den Laden am Laufen.

Der Flop des Spiels: Darius Miller. Fand überhaupt nicht in die Partie, haderte mit seinem Wurf (2/8 FG) und forcierte ein ums andere Mal den Abschluss, wenn ein Pass die bessere Lösung gewesen wäre. Vor allem offensiv funktionierte das Bamberg-Spiel deutlich flüssiger, wenn der Forward nicht auf dem Court stand. In der Schlussphase dann mit einem defensiven Lapsus, als er Gegenspieler Kurbanov völlig frei zum Dagger-Three hochsteigen ließ. Ähnlich unglücklich: Janis Strelnieks.

Das fiel auf:

  • Bamberg hielt im ersten Viertel überraschend gut mit, auch wenn Moskau früh im Spiel schon mit 7:0 führte. Danach ließen die Russen ihre Zügel aber etwas schleifen und ballerten eher unmotiviert von draußen drauf, ohne dabei irgendwas zu treffen, statt sich gute Würfe in Ringnähe zu erspielen. Mit dieser Strategie konnten die Bamberger gut leben.
  • Auch defensiv fehlte es ZSKA zeitweise an Einsatz, weshalb die körperlich eigentlich unterlegenen Bamberger im ersten Viertel zu 6 Offensiv-Rebounds kamen. Das erklärte auch, wieso die Baskets bei 7 Field Goals im ersten Viertel keinen einzigen Assist hatten - die meisten Abschlüsse kamen eben unmittelbar nach dem Rebound.
  • Itoudis ging dies natürlich gehörig gegen den Strich, ein paar harte Worte in der Viertelpause hauchten den Russen dann auch wieder Leben ein. Zwar kam die Offense über weite Strecken kaum in Gang, bis zur Pause stand ZSKA auch nur bei für seine Verhältnisse schwachen 37 Punkten. Die Defense allerdings wurde um ein vielfaches stärker, Bamberg legte in den ersten 7 Minuten gerademal 3 Punkte auf! Mit der physischen Spielweise von Hines und Co. hatten gerade Bambergs Bigs große Probleme.
  • Der einzige valide Konter gegen diese Defense wäre gutes Ball-Movement und gute Effizienz aus der Distanz gewesen - beides war von Bamberg aber lange nicht wirklich zu sehen. Das Bamberger Offensivspiel lebte von Einzelaktionen, nur ganz selten wurde mal effektiv Pick'n'Roll gespielt. Vom Perimeter traf Bamberg zudem nur 6/19 - zu wenig, um Moskau auch in dieser verhältnismäßig schwachen Form tatsächlich zu schlagen.
  • Am Ende war es neben den genannten Gründen aber vor allem die mangelnde Abgezocktheit. Miller, Wanamaker, Strelnieks - sie alle leisteten sich in der Schlussphase ein paar Fehler, die auf diesem Niveau eben sofort bestraft werden. Moskau war alles andere als überragend, in den entscheidenden Momenten aber einfach kaltschnäuziger.
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