NFL

Top 5: Die wichtigsten Erkenntnisse aus Woche 15 in der NFL

SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt zurück auf Woche 15 in der NFL.
© getty
Cookie-Einstellungen

5. Gibt es noch Hoffnung für Zach Wilson?

Nach den Leistungen von Mike White war ich mir zunehmend sicher, dass wir Zach Wilson in dieser Saison nicht mehr sehen würden. White spielte gut, die Jets waren - und sind - im Playoff-Rennen und es gab schlicht kein Argument, Wilson wieder rein zu werfen.

Aber manchmal läuft es eben anders als geplant, und Verletzungen können immer Pläne über den Haufen werfen, sodass Wilson deutlich früher als gedacht seine - vielleicht letzte? - Chance in New York erhielt.

Diese Chance kam in einem durchaus machbaren Matchup. Wir sprechen hier immerhin über eine Lions-Defense, die zwar zuletzt verbessert war, aber selbst wenn man nur auf die Zeit seit Woche 9 schaut, belegt Detroits Defense Platz 22 in Success Rate gegen den Pass, Platz 15 in Expected Points Added pro Dropback.

Und nicht, dass das hier aus anderer Perspektive falsch rüberkommt, aus Lions-Perspektive ist das ein Quantensprung verglichen mit der Frühphase dieser Saison. Insbesondere der Pass-Rush ist merklich verbessert. Aber es ist keine Pass-Defense, die in irgendeiner Art und Weise als Ausrede oder Rechtfertigung herhalten kann.

Das gilt umso mehr, wenn die Zeit der Ausreden vorbei ist. Zu klar war sichtbar, dass die Offense mit White besser lief, und dass mitnichten ein Leistungsunterschied zwischen White und dem ehemaligen Nummer-2-Overall-Pick zu beobachten war, der Vorschusslorbeeren für letzteren rechtfertigen würde.

Quarterback

EPA/Play Offense

Success Rate

EPA/Play QB

Zach Wilson (Week 4-11)

-0,049 (25)

39,5% (28)

-0,88 (35)

Mike White (Week 12-14)

-0,013 (21)

42,5% (19)

0,104 (15)

In Klammern ist das Ranking im Liga-Vergleich gelistet

Wie schlug sich Zach Wilson gegen die Lions?

Was also blieb von Wilsons Comeback-Auftritt gegen Detroit?

  • Die Accuracy ist nach wie vor Hit-or-Miss. Wilson hat zu viele Würfe, bei denen er sein Target schlicht komplett verfehlt.
  • Sein Pocket-Verhalten ist nicht gut. Kassierte mehrere Sacks, die auf schlechtes Pocket-Verhalten zurückzuführen sind.
  • Das geht über in einen größeren Punkt: Wilson wirkt immer noch so, als würde er zu häufig an seinem primären Read festkleben - und dann mitunter auch darauf "warten", bis der offen ist, was in der Pocket selten gut ist. Seine Pocket-Awareness sowie sein Pocket-Management müssen viel besser werden.
  • Das gilt auch für seine Reads. Die Interception war desaströs, Wilson achtete hier nur auf seinen Receiver und las weder die Defense, noch den Safety - und warf den Ball in der Folge direkt zum Safety.
  • Wenn er den ersten Read aber hat, dann kann er auch schnell spielen und den Ball mit Zip über die Mitte servieren. Da hatte er mehrere gute Pässe, genau wie einige Plays Downfield, wie den Pass zu Wilson vor dem ersten Touchdown zu Uzomah.
  • Die Total Stats zeichnen in meinen Augen ein zu positives Bild. Beim ersten Drive warf er eine Slant so weit in den Rücken seines Receivers, dass Jeff Okudah, der den Receiver verfolgte, noch dran kam. Der Shot zu Jeff Smith für 50 Yards, der das Field Goal vor der Halbzeit ermöglichte, war ziemlich unterworfen, obwohl Wilson eine saubere Pocket hatte. Das hätte auch ein Touchdown sein können.
  • Sein bester Wurf war auch sein letzter Wurf: Der tiefe Pass, der die Chance auf das Field Goal zum Ausgleich erst am Leben erhielt, war ein Play außerhalb der Struktur, bei dem man seine Qualitäten in puncto Improvisation sehen konnte.

Die Jets, auch mit dieser Niederlage, wären mit noch drei Siegen in den ausstehenden drei Spielen höchstwahrscheinlich ein Playoff-Team - sofern die Patriots nicht auch alle drei Partien gewinnen. Welchem Quarterback vertrauen sie diese Aufgabe an?

Wilson war am Sonntag besser als in den Spielen vor seiner Degradierung, gleichzeitig kann man durchaus fair argumentieren, dass die Jets das Spiel mit Mike White vermutlich gewonnen hätten.

Wilson: In mehrfacher Hinsicht Nachholbedarf

Der andere Part in all diesen Diskussionen - nicht nur spezifisch bei den Jets, sondern bei Quarterback-Debatten bei jedem anderen Team - ist das empfindliche Thema der Locker-Room-Dynamik. Und auch hier ist die Position des Quarterbacks besonders exponiert.

Einige Mitspieler trugen "Mike White"-Shirts auf dem Weg zum Spiel nach Minnesota - White selbst trug eines mit Fotos von Tight End Tyler Conklin. White spielte gut gegen die Vikings, auch wenn es am Ende nicht zum Sieg reichte, stellte sich Receiver Garrett Wilson demonstrativ hinter seinen Quarterback: "Der Moment war nie zu groß für ihn. Das war cool zu sehen. Ich weiß, dass ich für den Jungen in den Krieg ziehen würde. Er hat etwas Besonderes an sich."

Ich will nicht sagen, dass es solche Aussagen braucht, aber im Kontext der Situation der Jets, und im Kontrast zu der Art und Weise, wie die Receiver mitunter während der offensiven Durstrecke unter Zach Wilson in Interviews oder auf Social Media reagiert haben, fällt es unweigerlich sehr deutlich auf.

Der Quarterback ist eben auch derjenige, der, wenn er gut spielt, nicht nur dazu beiträgt, dass das Team Spiele gewinnt, sondern ganz konkret auch Receivern ihre Yards und Stats ermöglicht. Es ist das direkteste Zusammenspiel zweier Positionen, wenn es darum geht, wie der eine davon abhängig ist, dass der andere es ihm ermöglicht, zu glänzen.

Leadership ist das eine - aber ohne sportliche Erfolge, ohne zählbare Fortschritte, die auch die Mitspieler auf dem Platz bemerken, ist es schwer zu führen. Wilson, ich denke, das ist eine faire Beobachtung, hat in beiden Bereichen signifikanten Nachholbedarf.