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Top 5: Die wichtigsten Erkenntnisse aus Woche 15 in der NFL

SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt zurück auf Woche 15 in der NFL.
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3. Das Playoff-Rennen in der NFC: Eine Chance für Detroit

Philadelphia Eagles (13-1)

Was sagt der Trend? Der Trend sagt zuallererst einmal, dass die Eagles bereits in der Vorwoche als erstes Team ligaweit ihr Playoff-Ticket buchen konnten. Für Philadelphia geht es einzig und allein noch um den Nummer-1-Seed - und auch der könnte zeitnah in trockenen Tüchern sein. Das Spiel gegen die Dallas Cowboys in der kommenden Woche ist nicht nur eine sehr gute Standortbestimmung vor der Postseason, sondern könnte Philly auch den vorzeitigen Nummer-1-Seed bescheren.

Was ist die größte Problemzone? Gar nicht so einfach, beim komplettesten Kader in der NFL eine klare Schwachstelle zu benennen. Vor ein paar Wochen noch wäre die Run-Defense hier der offensichtliche Ansatz gewesen, aber auch hier haben sich die Eagles, auch dank einiger Verstärkungen, stabilisiert. Run-Defense wäre immer noch am ehesten mein Ansatz, und sollte es eine Defense geben, die es schafft, Philadelphia offensiv nicht nur eindimensional zu machen, sondern Hurts zusätzlich noch unter Druck zu setzen, will ich sehen, welche Antworten sie im Passspiel finden.

Prognose: Die Eagles sind das kompletteste Team in der NFL, kein Quarterback in der NFC spielt derzeit besser als Jalen Hurts. Philly ist der klare Favorit auf den Nummer-1-Seed und die kostbare Bye, und muss dementsprechend auch als Favorit angesehen werden, um die NFC im Super Bowl zu vertreten.

Restprogramm: Cowboys (A), Saints (H), Giants (H)

Minnesota Vikings (11-3)

Was sagt der Trend? Der komplett verrückte Sieg gegen die Colts rundet einen sehr abwechslungsreichen 5-Spiele-Stretch stilecht ab: Das Debakel gegen die Cowboys, das beste NFC-Team auf Minnesotas Schedule in der zweiten Saisonhälfte, Siege gegen die Patriots und Jets, zwei sehr gute Defenses, aber auch limitierte Offenses, und die Pleite gegen die Lions. Minnesota hat sehr viele One-Score-Games in dieser Saison gewonnen - zehn, um genau zu sein -, der Record trügt fraglos ein wenig, das dürfte kaum noch jemand bestreiten. Und gleichzeitig wissen wir, was für ein Team die Vikings sind: Die Offense kann jedes Spiel interessant machen, die Defense aber jedes mühsam aufgebaute Haus wieder einreißen.

Was ist die größte Problemzone? Diese Frage ist bei vermutlich keinem Team so einfach zu beantworten: die Defense. Nachdem Minnesota sich hier früher in der Saison noch einigermaßen solide geschlagen hat, sind die Vikings seit Woche 10 nach defensiver Success Rate und nach zugelassenen EPA pro Play im unteren Liga-Drittel zuhause. Die Defense wirkt sehr eindimensional, sehr rudimentär in ihren Coverages und die Zone-Off-Coverage wird mittlerweile regelmäßig zerpflückt. Die Vikings bräuchten keine Elite-Defense, damit man Minnesota mehr Chancen einräumen würde - aber diese Unit muss zu sehr von der eigenen Offense getragen werden.

Prognose: Das Playoff-Ticket war schon seit Wochen nicht der Diskussionspunkt rund um die Vikings, dafür war auch die Division zu schwach und Minnesotas Vorsprung wuchs und wuchs. Die gerne gestellte Frage lautete eher: "Sind die Vikings gut?" Und vermutlich sind sie das, zumindest können sie mit ihrer Offense kompetitiv sein. Aber selbst die ist zu inkonstant, um darauf zu bauen, dass sie diese Defense mitschleppen kann. Je nach Matchup würde mich eine Niederlage gleich in der ersten Runde nicht wundern. Spätestens in Runde 2 tippe ich auf das Aus.

Restprogramm: Giants (H), Packers (A), Bears (A)

San Francisco 49ers (10-4)

Was sagt der Trend? Der Sieg gegen die Seahawks hat San Francisco nicht nur den Division-Sieg beschert - es war auch der siebte Niners-Sieg in Serie. San Francisco hat über die letzten Wochen untermauert, dass die beste Defense in der NFL in der Bay Area residiert, und das trägt zum immens hohen Floor bei, den die Niners haben - bis zu dem Punkt, dass wohl kein Team eine derart hohe offensive Schlagzahl beibehalten kann, wenn auch der zweite Quarterback verletzt ausfällt. Ein Elite-Play-Caller, ein gutes Run Game, jede Menge Playmaker, ein starker Pass-Rush und eine Elite-Defense sind eine Formel, die San Francisco auch dieses Jahr weit bringen werden und die letzten Wochen haben das untermauert.

Was ist die größte Problemzone? "Problemzone" ist von der Begrifflichkeit her nicht wirklich gerecht, wenn man sieht, was Brock Purdy gezeigt hat, seit er für Jimmy Garoppolo übernommen hat. Aber in einem sehr kompletten Kader ist er die offensichtlichste, zumindest potenzielle, Schwachstelle. Fällt er irgendwann von der sprichwörtlichen Klippe? Gibt es das Siebtrunden-Rookie-Meltdown-Spiel zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt? Bei Purdy kann man diese Dinge einfach weniger ausschließen, dafür ist jegliche Sample Size viel zu klein.

Prognose: Die Niners haben eindrucksvoll gezeigt, wie stark dieses Team ist - selbst mit dem dritten Quarterback rollt die Maschinerie weiter. Das Spiel gegen Miami war vor allem, aber nicht nur defensiv eindrucksvoll. Gleiches gilt für den Auftritt gegen die Bucs. San Francisco sollte am Wildcard-Wochenende Favorit sein, und danach wird es eine Matchup-Frage sein. Aber dieses Team kann auch den Eagles zumindest einen Kampf liefern.

Restprogramm: Commanders (H), Raiders (A), Cardinals (H)

Tampa Bay Buccaneers (6-8)

Was sagt der Trend? Ganze zwei Mal haben die Buccaneers in dieser Saison zwei Mal nacheinander ein Spiel gewonnen: Gegen die Cowboys und die Saints in Woche 1 und 2, sowie gegen die Rams und Seahawks in den Wochen 9 und 10. Das Spiel gegen Seattle in München war vermutlich der beste Auftritt der Bucs vielleicht das ganze Jahr über, und die Art und Weise, wie sich die Seahawks-Defense mittlerweile präsentiert, wirft zumindest auf Tampa Bays Offense hier ebenfalls ein anders Licht im Rückblick. Gegen die Bengals präsentierten sich die Bucs für eine Halbzeit wie ausgewechselt - und standen sich dann einmal mehr eindrucksvoll selbst im Weg.

Was ist die größte Problemzone? Man könnte hier in viele Richtungen gehen, für mich ist es die Kombination aus offensivem Play-Calling und der Offensive Line. Die Bucs-Offense ist eine der unkreativsten Offenses in der NFL und verlangt nach wie vor, dass die Spieler mit größerer individueller Qualität gewinnen. Doch haben die Bucs die individuelle Qualität auf beiden Seiten des Balls nicht mehr wie in vergangenen Jahren, und insbesondere die Probleme in der Offensive Line multiplizieren die Defizite im Coaching.

Prognose: Wenn zwei Probleme sich so gegenseitig hochschaukeln wie in der Bucs-Offense, dann ist es schwer, sich vorzustellen, dass das Team im Laufe einer Saison daraus ausbrechen kann. Das erwarte ich hier auch nicht, und die Defense hat selbst zu viel Qualität verloren, um das aufzufangen. Mittlerweile würde es mich nicht einmal mehr wundern, wenn die Bucs sogar die eigene Division noch verlieren würden. Zumindest das haben sie mit noch direkten Duellen gegen Carolina und Atlanta aber maßgeblich selbst in der Hand und sollten dann trotz allem ein Playoff-Heimspiel ausrichten.

Restprogramm: Cardinals (A), Panthers (H), Falcons (A)

Dallas Cowboys (10-4)

Was sagt der Trend? Ich bin gewillt, das Spiel gegen die Texans als Ausrutscher zu verbuchen. Das wirkte wie ein Spiel, in welchem die Cowboys in der ersten Hälfte einige unnötige Fehler machten, und selbst danach noch, vielleicht angesichts des Gegners, zu wenig aufs Gaspedal traten. Dennoch bleibt ein etwas unrundes Gefühl zurück: Die Cowboys sind defensiv nach wie vor gefährlich, aber die Passing-Offense ist anfällig für Durchhänger. Der Verlust von Right Tackle Terence Steele macht das nicht leichter, und teilweise war das auch gegen Jacksonville zu beobachten.

Was ist die größte Problemzone? Dallas hat eine Top-5-Defense, und selbst die Anfälligkeiten gegen den Run sind weniger geworden. Aber haben sie auch eine High-End-Passing-Offense? Haben sie genügend Receiver-Qualität dafür? Ist Prescott konstant genug dafür? Es ist Klagen auf hohem Niveau, wir reden hier über ein Team, das vermutlich den mit Abstand besten Wildcard-Record haben wird. Aber ich könnte hier am Ende ein Defizit sehen, welches den Cowboys in der Postseason Probleme bereitet.

Prognose: Die Cowboys sind für mich das Paradeteam in der NFC, das zur richtigen Zeit heiß laufen könnte - was sie aber auch zu einer Wildcard in beide Richtungen macht. Wenn Dak Prescott und die Passing-Offense ähnlich wie Stafford und die Rams letztes Jahr in den Playoffs ihren besten Football spielen, können die Cowboys absolut einen Run hinlegen. Ich habe einige Zweifel daran, dass wir diese Konstanz von der Cowboys-Offense bekommen, aber mindestens ein Sieg in den Playoffs - mutmaßlich gegen den Sieger der NFC South - sollte Pflicht sein.

Restprogramm: Eagles (H), Titans (A), Commanders (A)

New York Giants (8-5-1)

Was sagt der Trend? Von allen Teams auf dieser Liste zeigte vor diesem Spieltag bei keinem der Pfeil so stark nach unten wie bei den Giants. Nur ein Sieg in den vorherigen sieben Spielen, bis dann der Erfolg in Washington folgte. Gegen die NFC-Konkurrenz aus Seattle und Detroit, sowie innerhalb der eigenen Division verlor man in diesem Zeitraum, abgesehen von einem Unentschieden gegen Washington, durch die Bank weg. Der Sieg gegen die Commanders am Sonntagabend könnte sich jetzt als kleiner Wendepunkt herausstellen.

Was ist die größte Problemzone? Die individuelle Qualität im Kader insgesamt - was zu erwarten ist, wenn man einen Neustart angeht. Auf den Receiver-Positionen ist das, nach mehreren Verletzungen noch im Laufe der Saison, vielleicht am schmerzhaftesten deutlich. Es limitiert die Giants merklich und trägt dazu bei, dass der Spielraum für Fehler minimal ist.

Prognose: Die Giants waren ein klarer "Overachiever" in der ersten Saisonhälfte, was auch ein deutlicher Hinweis darauf ist, dass New York mit Brian Daboll als neuem Head Coach eine gute Wahl getroffen hat. Besagter Sieg im Sunday Night Game bringt die Giants nun in Position für einen überraschenden Sprung in die Playoffs, zumal die Eagles in Woche 18 schon den Top-Seed innehaben und Spieler schonen dürften. Noch ein Sieg aus den letzten drei Spielen könnte reichen, allerdings mit dem Zusatz, dass die Giants sowohl gegen die Seahawks, als auch gegen Detroit den direkten Vergleich verloren haben. Das Unentschieden könnte hier am Ende viel wert sein, die Chance auf die Playoffs ist jetzt sehr real in New York!

Restprogramm: Vikings (A), Colts (H), Eagles (A)

Washington Commanders (7-6-1)

Was sagt der Trend? Nur eine Niederlage in den letzten acht Spielen (ein Remis, sieben Siege) vor diesem Spieltag - man konnte über die Art und Weise, wie manche dieser Siege zustande gekommen sind, diskutieren, aber die reinen Ergebnisse schienen für ein Team zu sprechen, dass im Laufe der Saison die Kurve gekriegt hat und jetzt brandheiß auf Playoff-Kurs liegt. Dass das nur bedingt der Realität entspricht, zeigte die Niederlage gegen die Giants am Sonntagabend. Die Commanders haben beim Sieg gegen Philadelphia gezeigt, dass sie auch ein Stolperstein für Favoriten sein können - aber die Niederlage gegen New York untermauert, auf welch wackligen Füßen das Team insgesamt steht.

Was ist die größte Problemzone? Quarterback. Und ja, ich weiß, Taylor Heinicke ist ein sehr unterhaltsamer Spieler, der offensichtlich im Locker Room gut ankommt und der keine Angst davor hat, aggressiv zu spielen. Das gibt seinem Spiel eine gewisse Variance, doch das Problem damit ist, dass er zu häufig nicht registriert, wann er nicht aggressiv spielen sollte - oder kann. Für ein Team mit relativ wenig Spielraum für Fehler könnte das für ein schnelles Aus in der Postseason sorgen.

Prognose: Nach der Niederlage die Giants wird der Weg Richtung Playoffs wieder schwieriger, jetzt darf man sich keine Patzer mehr leisten. Doch wenn sie es in die Playoffs schaffen, stellt sich vor allem eine Frage: Bekommen sie in der Wildcard Round ein Matchup, das sie mit ihrer dominanten Defensive Line in ihre Richtung kippen lassen können? Meine Vermutung war vor diesem Spieltag, dass der Verlierer des Commanders-Giants-Spiel die Playoffs verpasst, und das ist jetzt auch meine Prognose für Washington.

Restprogramm: 49ers (A), Browns (H), Cowboys (H)

Seattle Seahawks (7-7)

Was sagt der Trend? Ähnlich wie bei den Giants, sieht man auch in Seattle zunehmend die Risse im Fundament. Nicht so drastisch wie bei den G-Men, und in anderen Mannschaftsteilen - aber das ist ein Seahawks-Team, das die meisten vor der Saison für einen Top-5-Draft-Pick auf dem Zettel hatten, und auch wenn die Seahawks, und in erster Linie Geno Smith, sehr positiv überrascht haben: Damit sind nicht alle Bedenken plötzlich vom Tisch. Die Niederlagen gegen die Panthers und Raiders, sowie der Last-Minute-Sieg gegen die Rams haben das deutlich aufgezeigt.

Was ist die größte Problemzone? Die Defense, und in erster Linie die Run-Defense. Etwa zur Saison-Mitte schien es so, als hätte Seattle hier zumindest die gröbsten Probleme in den Griff bekommen - doch seither ging es rapide bergab. Das bringt die Offense mittlerweile zu häufig in Situationen, in denen sie Shootouts gewinnen muss, da auch das eigene Run Game nicht wirklich funktioniert.

Prognose: Das Restprogramm hat es in sich, und Seattle wird vermutlich mindestens neun Siege brauchen, um sich die finale Wildcard zu sichern. Das traue ich den Seahawks weiterhin zu, allzu viel darüber hinaus allerdings nicht mehr.

Restprogramm: Chiefs (A), Jets (H), Rams (H)

Detroit Lions (7-7)

Was sagt der Trend? Der Sieg gegen Minnesota hat untermauert, dass die Lions auf Augenhöhe mit dem zweiten NFC-Tier agieren können - die deutlichen Siege gegen die Giants und die Jaguars haben gezeigt, dass Detroit sich eben nicht mehr in deren Tiers bewegt. Das Spiel gegen die Jets war ein Messen auf Augenhöhe, das ist das Tier, in dem die Lions richtig aufgehoben sind. Und das ist das Tier der Teams, die eine echte Chance auf die Postseason haben. Eine Gruppe, in welcher Detroit aktuell besser spielt als der Großteil der Konkurrenz.

Was ist die größte Problemzone? Jared Goff - ich hatte letzte Woche ausführlicher darüber geschrieben - ist immer noch ein Quarterback, der bestenfalls in guten Umständen funktioniert, und von dem man keine Wunderdinge erwarten kann. Aber die Umstände sind aktuell sehr gut, und Goff funktioniert! Die größte Problemzone ist weiterhin die Defense, auch wenn sich die Lions hier definitiv gesteigert haben. Doch wie viele Shootout-Siege trauen wir Detroit in der Postseason zu?

Prognose: Das Restprogramm ist definitiv angenehmer als das der Seahawks und das der Giants. Vielleicht läuft Detroit am Ende die Zeit davon, nachdem man in der ersten Saisonhälfte schlicht zu viele Spiele verloren hat. Aber ich würde argumentieren, dass aktuell keiner der NFC-Wildcard-Konkurrenten besser spielt - und mit dem Sieg gegen die Jets haben sich die Lions in eine sehr gute Situation gebracht, um noch ein Playoff-Ticket zu ergattern. Ich tippe, dass Dan Campbell es in die Postseason schafft.

Restprogramm: Panthers (A), Bears (H), Packers (A)