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Top 5: Die wichtigsten Erkenntnisse aus Woche 15 in der NFL

SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt zurück auf Woche 15 in der NFL.
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4. Die Jaguars schlagen Dallas: Die Richtung passt

Dass ich bei den Jaguars - und spezifisch bei Trevor Lawrence - etwas positiver bin als der Konsens, dürfte dem geneigten Leser an diesem Punkt bekannt sein. Erst letzte Woche hatte ich Lawrence in der Top 10 meines Quarterback-Rankings - und dort gehört er für mich auch nach wie vor hin.

Lawrence hat im Laufe der Saison einen Schalter umgelegt, nach einer gewissen Anlaufphase unter Doug Pederson hat man merkliche Fortschritte gesehen. Er schleppt in der öffentlichen Wahrnehmung die Bürde des riesigen Pre-Draft-Hypes - für den er selbst so gesehen natürlich nichts kann - mit sich herum, sodass man Analysen schon fast mit einem Zusatz versehen muss: "Auch wenn er dem Pre-Draft-Hype fast nie gerecht werden wird ..."

Mittlerweile weiß ich gar nicht, ob ich diesen Zusatz noch so automatisch einbauen will. Und sicher, manche haben ihm derartige Vorschusslorbeeren verpasst, dass es wirklich kaum möglich ist, dem gerecht zu werden. Ich hatte in ihm auch das beste Quarterback-Prospect mindestens der letzten fünf Jahre gesehen, mit aber auch einigen klar definierbaren Schwächen.

In dem, was dann seit seiner Ankunft in der NFL passierte, steckt eine glasklare Lektion, die man wohl kaum noch aufdröseln muss: Der Effekt einer Situation, in welche ein Quarterback kommt.

Quarterbacks: Der Landing-Spot ist so wichtig

Wir können grundsätzlich davon ausgehen, dass ein Quarterback wie Patrick Mahomes oder Lamar Jackson oder auch Josh Allen früher oder später in die Quarterback-Spitzengruppe gestürmt wäre. Aber wie schnell das geht? In welchem Ausmaß dieser Sprung kommt? Wie nachhaltig die Entwicklung ist? Und im extremeren Fall, ob eine solche Entwicklung vielleicht sogar so torpediert wird, dass es beim ursprünglichen Team nie klappt?

Das sind legitime Fragen, die vor allem im Hinterkopf bleiben sollten, wenn der nächste Draft ansteht und wenn es dann um die Quarterback-Klasse geht. Gut möglich, dass die Houston Texans Bryce Young draften, und gut möglich, dass Young der beste Quarterback der Klasse ist. Aber sehen wir das auch in Jahr 1? In Jahr 2? Wie lange dauert es, bis Houston ein kompetentes Team und einen kompetenten Trainerstab um ihn herum aufbaut?

Die Urban-Meyer-Jaguars waren so weit davon entfernt, diese Ziele zu erreichen, dass nicht wenige bereit waren, Lawrence nach dessen Rookie-Saison schon mit einem vorsichtigen Bust-Label zu versehen. Es wurde darüber diskutiert, ob Mac Jones der beste Quarterback der Klasse ist, ob Davis Mills die positive Überraschung der Klasse werden kann und der Trey-Lance-Breakout antizipiert.

Jaguars auf Augenhöhe mit den Cowboys

Wir alle kennen diese Hot-Take-Debatten, und gerade im Sommer muss man ja auch über etwas reden und diskutieren. Diese Diskussionen sehen jetzt sehr anders aus.

Dabei ist Lawrence noch nicht in der Quarterback-Spitze angekommen. Zwei kritische Fehler hatte er unbestreitbar am Sonntag: Der Fumble beim Scramble ganz spät, sowie die Interception früher im Spiel, als er Engram über die Mitte offen hatte und stattdessen die Route dahinter in Coverage anspielte.

Es war ein kompetitives Spiel, und das von beiden Seiten, was umso stärker herausstellt, wo die Jaguars aktuell stehen: Ein Team, das in der oberen Gewichtsklasse mithalten kann - und das nicht durch Zufall, nicht durch einzelne fluky Plays, sondern mit Substanz, mit einer klaren Perspektive. Dass sie es am Ende per Walkoff-Pick-Six gewinnen konnten, ist die Kirsche auf der Torte.

Das war der zentrale Takeaway aus diesem Spiel. Zu sehen, wie Jacksonvilles junge Defensive Front immer wieder Plays machen konnte. Einer dieser Sacks bereitete eine schwierige Down-and-Distance-Situation vor, und beim nächsten Play warf Prescott eine Interception. Zu sehen, welche Explosivität Travis Etienne der Offense geben kann - wenn er endlich die Fumbles abstellt.

Und eben zu sehen, was Lawrence kann, auch wenn die beiden negativen Plays noch Fehler sind, die er fraglos abstellen muss.

Jacksonville: Die Richtung ist sehr vielversprechend

Aber das beschreibt die Jaguars sehr gut. Es ist ein junges Team, das sich unter einem neuen Trainerstab noch findet, das individuell, wie auch als Team noch wachsen muss, und das selbstredend auch noch mehrere merkliche Lücken in seinem Kader hat. Der Nummer-1-Receiver etwa fehlt merklich, und ich bin sehr gespannt darauf, ob Calvin Ridley diese Rolle nächstes Jahr übernehmen kann.

Allerdings, und das ist besonders ermutigend: Es ist die Mischung aus Doug Pedersons Offense und den Qualitäten von Trevor Lawrence, die Jacksonville nach vorne befördern; und das ist letztlich der nachhaltigste Weg, um etwas aufzubauen. Und das war es auch, was Jacksonville nach einem sehr holprigen Start am Sonntag in das Spiel zurückbrachte.

Die Wheel Route zu Kirk für 30 Yards, der Play-Action-Shot auf Zay Jones zum Touchdown, der Touchdown zu Marvin Jones, der Drive zum Ausgleich - und eines seiner absoluten Top-Plays in diesem Spiel steht nur als schnöde Incompletion im Boxscore, weil Evan Engram den Touchdown nicht festhalten konnte, nachdem Lawrence spektakulär aus der Pocket entkommen war.

Das ist eine seiner besten Qualitäten generell: Die Fähigkeit, sich trotz seiner Größe sehr effizient in der Pocket zu bewegen und den Ball mit schnellem Release raus zu feuern. Auch das war gegen Dallas regelmäßig zu beobachten. Die Jaguars sind auf einem guten Weg und vielleicht endet der schon dieses Jahr mit einem Division-Titel. Vor allem aber wirken sie auf mich wie das klar am besten für die Zukunft aufgestellte Team in der AFC South.