NBA

"Perfekte Situation für Tibor"

Tibor Pleiß wechselt vom FC Barcelona in die NBA zu den Utah Jazz
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Alex Jensen gilt als kommender Head Coach in der NBA und gehört bei der EuroBasket zum DBB-Staff um Bundestrainer Chris Fleming. Im SPOX-Interview spricht der 39-jährige Assistant Coach der Utah Jazz über seine Rolle beim DBB, das Potenzial von Tibor Pleiß und seine Europa-Abenteuer.

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SPOX: In dieser Woche coachen Sie noch für die Jazz in der Summer League, dann beginnt Ihre Arbeit als Assistent von Bundestrainer Chris Fleming beim DBB-Team. Wie kam der Kontakt überhaupt zustande?

rudnba Tibor Pleiß unterschreibt bei den Jazz

Alex Jensen: Auch wenn sich Basketball inzwischen zu so einem globalen Sport entwickelt hat, ist es am Ende doch eine kleine Welt. Du kennst immer jemanden, der wieder jemanden kennt. Chris und ich haben ein paar gemeinsame Freunde in der NBA. So habe ich davon gehört, dass Chris einen Assistenten für seinen Staff sucht, der sowohl über Erfahrung in der NBA als auch in Europa verfügt. Wir haben dann ein paar Mal telefoniert und es hat sofort gepasst. Sofern die Jazz und Coach Snyder einverstanden sind, war mir klar, dass ich es unbedingt machen will.

SPOX: Hatten Sie vorher schon Beziehungen nach Deutschland, entweder im Basketball oder persönlicher Natur?

Jensen: Nein, bis auf ein paar Spiele, die ich in Deutschland gemacht habe, eigentlich nicht. Wenn ich an Deutschland denke, denke ich als Erstes wenig überraschend an Dirk Nowitzki. Ich kann mich noch an meine letzte Summer League als Spieler erinnern, da war Dirk nämlich zum ersten Mal dabei und tat sich wie so viele Spieler am Anfang richtig schwer. Was danach kam, wissen wir alle. Es ist großartig für mich, dass ich Dirk jetzt auch noch einmal coachen darf. Ansonsten kann ich nur sagen, dass die BBL einen sehr guten Ruf hat. Die deutsche Liga ist sicher eine der professionellsten und stabilsten in Europa - und sie wächst immer weiter.

SPOX: Die EuroBasket ist in diesem Jahr natürlich eine besonders große Nummer in Deutschland. Weil es eine Heim-EM ist, weil es um Olympia geht und weil natürlich Dirk Nowitzki noch einmal dabei ist.

Jensen: Deshalb fühle ich mich auch so geehrt, dabei sein zu dürfen. Rudy Gobert hat mir erzählt, wie Tony Parker und alle Franzosen davon sprechen, dass es der wichtigste Basketball-Sommer aller Zeiten ist. Es ist einfach cool und aufregend, dass ich da jetzt mittendrin sein werde. Ich habe schon gemerkt, dass eine EM für viele in Europa in gewisser Weise sogar wichtiger ist als eine WM.

SPOX: Dazu bekommt es eine besondere Note, weil Sie so schon mal mit Tibor Pleiß arbeiten werden, der ab der nächsten Saison dann auch bei den Jazz spielen wird. Besser könnte es nicht sein, oder?

Jensen: Absolut, es ist eine perfekte Situation, sowohl für Tibor als auch für die Jazz. Die Monate, die wir jetzt zusammen verbringen werden, werden es Tibor einfacher machen, wenn er im Herbst den Sprung in die NBA macht. Nach einer langen Saison in Spanien und der EM bleibt nicht viel Zeit, bis die NBA-Saison anfängt, aber so starten wir quasi schon mal vorher zusammen durch. Es ist wirklich für beide Seiten perfekt.

SPOX: Sie sind bei den Jazz in erster Linie für die Big Men verantwortlich und haben großen Anteil daran, dass sich Rudy Gobert so überragend entwickelt hat. Trauen Sie Pleiß zu, dass er einen ähnlichen Weg geht?

Jensen: Tibor hat ein unglaubliches Potenzial. Der Vergleich mit Rudy passt ganz gut. Mit Tibor ist es im Endeffekt ähnlich wie damals bei Rudy, als er zum ersten Mal rübergekommen ist. Big Men entwickeln sich normalerweise später als Point Guards. Diese Zeit werden wir Tibor geben, aber auch wenn Rudy und er andere Center-Typen sind, bin ich davon überzeugt, dass er sich ähnlich gut entwickeln kann. Der entscheidende Punkt bei Rudy ist, dass er jeden Tag unglaublich hart an sich arbeitet und diesen unbedingten Willen hat, besser zu werden und zu gewinnen. Rudy und Tibor werden sich gegenseitig pushen und sicher davon profitieren, wenn sie jeden Tag im Training gegeneinander spielen.

SPOX: Sie haben Pleiß schon persönlich kennengelernt, als er jetzt zu den Gesprächen in Utah war. Wie war Ihr Eindruck?

Jensen: Ich habe Tibor als extrem netten, bescheidenen und höflichen jungen Mann kennengelernt. Er scheint ein toller Typ zu sein, vielleicht ist er manchmal sogar zu nett, das war so die Frage, die ich im Kopf hatte. Ich bin neugierig zu sehen, wie Tibor so drauf ist, wenn er mal wütend wird. (lacht)

SPOX: Auch wenn es ein paar Absagen gibt, wird Deutschland bei der EM mit einem der besten Teams der jüngeren Vergangenheit antreten. Wie sehen Sie die Chancen, weit zu kommen?

Jensen: Das ist schwer zu sagen. Unsere Gruppe ist natürlich unglaublich hart, aber dafür haben wir den Heimvorteil. Ich habe mit Chris schon darüber gesprochen: In Berlin spielen zu können, ist unser ganz großer Vorteil. Dazu haben wir noch den Vorteil namens Nowitzki, insofern bin ich schon recht optimistisch eingestellt.

SPOX: Wenn wir zu Ihnen persönlich kommen: Sie haben selbst zwar nicht die ganz große Karriere gemacht als Spieler, aber einen sehr erlebnisreichen Weg hinter sich. Es geht schon damit los, dass Sie nach Ihrem ersten College-Jahr in Utah zwei Jahre lang auf Mission nach England gingen. Wie haben Sie diese Zeit erlebt?

Jensen: Es ist sicher kein gewöhnlicher Weg, aber diese Mission ist Teil unseres mormonischen Glaubens. Auf der einen Seite war es hart für mich, weil du nach zwei Jahren Auszeit natürlich im Basketball wieder sehr schwer zurückfindest, zumal England ja mit Basketball nicht viel am Hut hat. Zum Glück durfte ich nach meiner Rückkehr gleich mit zwei zukünftigen Lottery-Picks, Andre Miller und Michael Doleac, zusammenspielen, das hat es leichter gemacht. Es war also basketball-technisch gesehen schwer, aber auf der anderen Seite war es eine großartige Erfahrung. Der ganze Gedanke dieser Mission ist, dass du dich in deinem Leben wirklich nur auf eine Sache konzentrierst, was in so jungem Alter selten ist. Es ist eine Erfahrung, die dich erdet und als gute Basis für das restliche Leben dient.

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