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WM 2022, Thesen zur Weltmeisterschaft in Katar: Nächstes Trauerspiel um Ronaldo - Müller schreibt Geschichte

Von SPOX
WM 2022, Katar, Deutschland, Thomas Müller, Cristiano Ronaldo, DFB-Team, Frankreich, Belgien
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Nach den bahnbrechenden Vorhersagen zur Bundesliga-Saison 2022/23 (nicht) hatten wir auch zur Weltmeisterschaft 2022 in die Glaskugel geschaut - und gewagte Thesen aufgestellt: Die Prognosen zur WM in Katar von den Redakteuren von SPOX und GOALim Rückblick.

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Unter anderem gab es steile Thesen zu Deutschland, der Paarung im Endspiel, Gastgeber Katar und Cristiano Ronaldo. Frankreich falle einem Fluch zum Opfer, Thomas Müller sollte Geschichte schreiben - und was war eigentlich mit Dauer-"Geheimfavorit" Belgien?

Dieser Artikel wurde erstmals am 20. November 2022 veröffentlicht.

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Deutschland wird Weltmeister

von Stefan Petri

Die kurze Begründung: 2014 war ich hier in München im Einsatz - Deutschland wurde Weltmeister. 2018 machte ich mich auf nach Russland - Aus in der Vorrunde. Und dieses Mal machte sich der Kollege Nino Duit auf nach Katar, meine Wenigkeit blieb hier. Ergo holt Deutschland den Titel. Gesetz der Serie und so.

Die etwas längere Begründung: Natürlich waren die letzten Ergebnisse allesamt nicht berauschend, aber welche Teams sind denn tatsächlich definitiv stärker einzuordnen als die DFB-Elf? Brasilien, Argentinien, Frankreich - und letztere sind schon ordentlich von Verletzungen gebeutelt. Deutschland reiht sich in den Kreis der übrigen Verdächtigen (England, Spanien, Belgien, Kroatien, Niederlande ...) ein, kann diese aber allesamt schlagen.

Warum ich so optimistisch bin? Weil Hansi Flick bei gerade mal einer Woche Vorbereitungszeit mit einem echten Pfund wuchern kann: dem Bayern-Block. Kimmich, Goretzka, Gnabry, Musiala und Sané in der Startelf machen (mit Müller oder Havertz) praktisch den kompletten Offensivbereich aus, sie verstehen sich blind und sind allesamt in einer richtig guten Form. Und sie haben in München alle schon unter Flick gespielt. Das kann keine andere Nationalelf in Katar so von sich behaupten.

Natürlich, die Abwehr muss sich noch finden, aber selbst ohne die 1A-Lösungen auf den Außen ist einiges möglich: Die letzten zwei Weltmeister haben mit vier Innenverteidigern in der Viererkette gespielt - vielleicht ja kein Zufall? Und im Zweifelsfall rückt Kimmich nach rechts hinten, Gündogan kommt ins Team und bei Ballbesitz wird auf Dreierkette umgestellt.

Mit Neuer und Rüdiger gibt es für die deutsche Hintermannschaft zumindest ein sehr gutes Gerüst. Dahinter muss Flick das richtige Rezept finden - aber es wäre nicht einmal schlimm, wenn der Motor zu Beginn noch ein wenig stottert, schließlich wäre Platz zwei in der Gruppe womöglich gar nicht einmal so schlecht. Kroatien/Belgien im Achtelfinale, anschließend Portugal/Serbien/Schweiz?

Ich glaube, es wird wenige Spiele geben, in denen Kimmich und Co. auf Autopilot zum Sieg tänzeln. Aber die Voraussetzungen, in Katar wieder zur weltweit gefürchteten "Turniermannschaft" zu werden, sind durchaus gegeben. In Russland hat sich Deutschland unter Wert verkauft. Diesmal geht es dafür weiter als gedacht - und zwar bis zum fünften Stern.

WM 2022 - Gruppe E mit Deutschland: Der Spielplan

DatumUhrzeitTeam ATeam BÜbertragung
23. November14 UhrDeutschlandJapanARD, MagentaTV
23. November17 UhrSpanienCosta RicaARD, MagentaTV
27. November11 UhrJapanCosta RicaZDF, MagentaTV
27. November20 UhrSpanienDeutschlandZDF, MagentaTV
01. Dezember20 UhrCosta RicaDeutschlandARD, MagentaTV
01. Dezember20 UhrJapanSpanienMagentaTV
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Katar übersteht die Gruppenphase

von Chris Lugert

Selten war ein WM-Gastgeber vor dem Turnier so schwierig einzuschätzen wie Katar in diesem Jahr. Kaum einer der Spieler ist hierzulande bekannt, in einer Gruppe mit den Niederlanden, dem Senegal und Ecuador rechnet jeder maximal mit Rang drei. Und das auch nur, wenn es im Auftaktspiel gegen die Südamerikaner einen überraschenden Sieg gibt. Doch am Ende sollte sich niemand wundern, wenn Katar den Sprung in die K.o.-Phase schafft.

Zuerst wäre da der schmerzhafte Ausfall von Sadio Mané beim Senegal zu nennen. Der Bayern-Star ist bei den Afrikanern nicht zu ersetzen, ohne seine individuelle Qualität ist das Team mindestens eine Klasse schlechter. Ja, es befinden sich immer noch einige Spieler im Kader des Afrikameisters, die bei namhaften europäischen Klubs im Kader stehen. Aber ohne Mané fehlt der Anker im Spiel. Im direkten Duell könnte Katar davon profitieren.

Ein weiterer Umstand, der für die Kataris spricht, ist die Rolle des Außenseiters. Niemand traut dem Team irgendetwas zu, sie haben nichts zu verlieren. Und gleichzeitig gibt es kaum Material für die anderen Nationaltrainer, um sich halbwegs angemessen auf den Gastgeber vorbereiten zu können. Alle Spieler kicken in der heimischen Liga, die international nun nicht unbedingt den höchsten Stellenwert genießt - vorsichtig formuliert.

Apropos katarische Liga: Nationaltrainer Félix Sánchez genoss im Vorfeld des Turniers einen Luxus, für den ihn seine Kollegen wohl allesamt beneiden. Um eine optimale Vorbereitung auf die WM zu gewährleisten, ruht der Spielbetrieb in der Qatar Stars League bereits seit Mitte September. Und da kein einziger Legionär im Kader steht, hatte Sánchez sein komplettes Team jetzt seit mehr als zwei Monate zusammen. Eine bessere Vorbereitung gibt es nicht.

Zudem konnte Katar in den vergangenen Jahren dank Einladungen wie zur Copa América und zum Gold Cup vermehrt Erfahrungen bei Turnieren sammeln. Und dass Katar fußballerisch auch wirklich etwas draufhat, zeigte schon der Triumph bei der Asienmeisterschaft 2019.

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Frankreich streicht im Achtelfinale die Segel

von Tim Ursinus

Der Titelverteidiger aus Frankreich erlebte ein bislang mehr als durchwachsenes WM-Jahr. In der Nations League landete Équipe Tricolore lediglich auf dem dritten Platz und verhinderte den Abstieg nur knapp. Nur ein Punkt Vorsprung war es am Ende auf Schlusslicht Österreich.

Neben einer Niederlage und einem Remis gegen Gruppensieger Kroatien lassen vor allem die beiden Auftritte gegen Dänemark die Alarmglocken für das Turnier in Katar läuten. Mit 1:2 und 0:2 gingen die Franzosen jeweils als Verlierer vom Platz. In Gruppe D der Weltmeisterschaft kommt es am zweiten Spieltag zum erneuten Aufeinandertreffen. Sowohl taktisch als auch kämpferisch machte der weiterhin von Stars gespickte Kader zuletzt einen schlechten Eindruck.

Das Team um Ausnahmekönner Kylian Mbappé spielte teilweise gegeneinander anstatt miteinander. Der einzige Lichtblick war RB Leipzigs Christopher Nkunku - und der reiste nach einem Foul von Eduardo Camavinga schon wieder verletzt ab. Zudem fehlen Presnel Kimpembe (Paris St. Germain), Paul Pogba (Juventus Turin) sowie N'Golo Kante (FC Chelsea)- und dann kam ein Tag vor Turnierstart auch noch die Hiobsbotschaft zu Weltfußballer Karim Benzema um die Ecke.

Für weitere Unruhe sorgt die unklare Zukunft von Trainer Didier Deschamps. Die Presse und auch zahlreiche Experten haben den Weltmeister-Coach schon mehrfach angezählt. Nach über zehn Jahren im Amt sitzt dieser alles andere als fest im Sattel, seit Wochen halten sich die Gerüchte, dass mit Zinédine Zidane bereits sein Nachfolger bereitsteht.

Frankreich hat also nicht nur schwierige Voraussetzungen, sondern muss auch schnell in die Spur finden. Zum Auftakt gegen Australien ist ein Sieg Pflicht, ebenso zum Abschluss gegen Tunesien. Die Partie gegen Dänemark wird wohl den Gruppensieger bestimmen. Bestätigt sich der Trend von diesem Jahr, droht der zweite Platz und das Achtelfinalduell mit den seit 36 Spielen ungeschlagenen Argentiniern (klarer Favorit in Gruppe C) - und dann wäre selbst Frankreich Außenseiter. Zumal die letzten Jahrzehnte gezeigt haben, dass der Titelverteidiger traditionell ohnehin früh die Segel streichen muss. Dem Fluch entkommen auch les Bleus nicht.

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Otto Addo kehrt als Held zurück zum BVB

von Filippo Cataldo

Otto Addo ist weiterhin im Hauptberuf Chef der Toptalente bei Borussia Dortmund. Doch bei der WM betreut der gebürtige Hamburger, aus welchen Gründen auch immer noch recht unbekannt in seinem Geburts- und Heimatland, interimsweise die Nationalmannschaft seiner zweiten Heimat Ghana. Nach der WM will Addo sich aber voll auf den BVB konzentrieren, und es spricht viel dafür, dass er als Held zu seinem Klub zurückkehren wird.

Gleich im ersten Spiel der Gruppe H trifft Ghana auf Portugal und Cristiano Ronaldo, der bekanntlich derzeit vor allem mit sich selbst und seinem Rachefeldzug gegen Manchester United und andere Fußballlegenden beschäftigt ist und nicht unbedingt den Eindruck erweckt, seine Mitspieler damit unbedingt für größere Aufgaben zu motivieren. Ein Punkt wäre für Ghana in diesem Duell bereits ohne die CR7-Saga im Bereich des Möglichen gewesen, so aber könnte gut und gerne auch ein Sieg herausspringen für Otto Addos Mannschaft. Mit einem weiteren Sieg gegen Südkorea könnte Ghana dann sogar schon vor dem letzten Gruppenspiel gegen das starke Uruguay das Achtelfinale erreicht haben.

Zugegeben, in Ghanas Aufgebot fehlen dieses Mal die ganz großen Superstars, doch im Gegensatz etwa zu Marokko oder dem Senegal ist der gesamte Kader auf einem ziemlich hohen Niveau ausgeglichen besetzt. Spieler wie Iñaki Williams, die Brüder André und Jordan Ayew, die Söhne von Abedi Pelé oder Verteidiger Alexander Djuku von Racing Strasbourg würden auch in vielen anderen Kadern ihren Platz finden, mit Daniel-Kofi Kyereh könnte ein weiterer Profi des SC Freiburg zum Protagonisten der WM werden. Und wenn Mohammed Kudus annähernd so spielt wie zuletzt bei Ajax Amsterdam, wäre er ein sicherer Kandidat für die Mannschaft des Turniers.

Apropos Mohammed Kudus: Der flexible Mittelfeldspieler soll ja bereits das Interesse des BVB geweckt haben - und wo steht sein Nationaltrainer noch mal hauptberuflich unter Vertrag? Eben.

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Kein europäisches Team steht im Endspiel

von Daniel Nutz

Vier Turniere in Folge ging der WM-Titel nun bereits an Teams aus Europa. Brasilien war 2002 die letzte nicht-europäische Mannschaft, die den goldenen Pokal in die Höhe stemmen durfte - doch diese Serie wird in Katar reißen!

Während sich 2018 mit Frankreich und Kroatien noch zwei europäische Nationen im Endspiel gegenüberstanden, wird das Finale von Katar ohne einen Vertreter unseres Kontinents stattfinden. Brasilien wird - auch bei den Buchmachern - derzeit als Topfavorit gehandelt, dahinter folgen Argentinien und Titelverteidiger Frankreich.

Natürlich gibt es genug europäische Mannschaften, die das Potenzial besitzen, ins Finale einzuziehen, doch schon ein zweiter Platz von Brasilien oder Argentinien in der Gruppe könnte dazu führen, dass die beiden großen Rivalen aus Südamerika erst im Finale aufeinandertreffen - und auf dem Weg dorthin die Mitfavoriten aus Europa aus dem Turnier werfen.

Sollten beide erwartungsgemäß doch ihre Gruppe gewinnen, gibt es mit Afrika-Cup-Sieger Senegal, Mexiko und Uruguay weitere starke Mannschaften, die auf dem Weg zum Fußballolymp zu potenziellen Stolpersteinen werden könnten.

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Thomas Müller überholt Gerd Müller

von Alexander Hagl

Seit knapp einem Monat hat Thomas Müller wegen eines Faserrisses im Hüftbeuger kein Pflichtspiel mehr bestritten, pünktlich zum WM-Start wird der 33-Jährige aber fit sein. Und das ist bitter nötig, da das DFB-Team die Torjäger-Qualitäten von Müller braucht. Die hat er bei Weltmeisterschaften ohnehin schon unter Beweis gestellt: zehn Tore in 16 Spielen stehen auf dem Konto.

Müller wird unter Bundestrainer Hansi Flick wohl als Stürmer zum Einsatz kommen, auf seiner eigentlichen Lieblingsposition als Zehner dürfte FCB-Mannschaftskollege Jamal Musiala gesetzt sein. Das Bayern-Urgestein harmoniert aber ohnehin prächtig mit dem Youngster - gerade diese gute Abstimmung dürfte der Vorteil von Müller gegenüber Kai Havertz im Sturmzentrum sein.

Niclas Füllkrug ist ohnehin nur als Joker eingeplant und Hansi Flick wird auf "seinen" Bayern-Block mit Müller, Musiala, Leroy Sané und Serge Gnabry in der Offensive setzen.

Bei der offensiven Qualität im deutschen Team wird Müller der Ball schon in der Gruppenphase mindestens zweimal vor die Füße fallen. Bleibt Deutschland lange im Turnier, wird er sogar seinen Namensvetter Gerd Müller überholen. Der kam auf 14 Treffern in nur 13 Spielen. Für den All-Time-Rekord von Miroslav Klose (16 Tore in 24 Spielen) wird es jedoch nicht reichen.

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Uruguay wird die Überraschung und schafft es ins Halbfinale

von Daniel Nutz

Im Vorfeld einer Weltmeisterschaft wird gerne auch über Geheimfavoriten oder Überraschungsmannschaften philosophiert. Sieht man sich das Teilnehmerfeld für die WM in Katar an, sollte man in diesem Zusammenhang auf jeden Fall Uruguay auf dem Schirm haben.

Die Südamerikaner haben einen spannenden Mix aus Erfahrung und hochtalentierten Spielern. Die ehemaligen Weltklasse-Spieler Luis Suárez, Edinson Cavani und Kapitän Diego Godín haben alle weit über 100 Länderspiele absolviert und können bei ihrem wohl letzten großen Turnier der neuen Generation mit Rat und auch Leistung zur Seite stehen. Angeführt wird die neue Generation von Federico Valverde, der mit 24 Jahren bei Real Madrid schon absoluter Leistungsträger ist.

Doch es gibt noch andere spannende Namen: Darwin Núñez beispielsweise wechselte im Sommer für viel Geld zum FC Liverpool und zeigte dort zuletzt eine stark aufsteigende Formkurve. Im Mittelfeld gibt es neben Valverde in Rodrigo Bentancur (Tottenham Hotspur) noch einen weiteren Spielgestalter von internationalem Format und im Laufe des Turniers könnte auch noch Barças Ronald Araújo von seiner Verletzung zurückkehren und die Defensive - gemeinsam mit Atléticos José María Giménez - auf ein neues Level hieven.

Dass Uruguay eine Turniermannschaft sein kann, hat man schon in der jüngeren Vergangenheit mehrfach gesehen. 2018 musste man sich erst im Viertelfinale dem späteren Sieger Frankreich geschlagen geben, 2014 überstanden die Himmelblauen ebenfalls die Gruppenphase und 2010 war sogar erst im Halbfinale Schluss. In einer Gruppe mit Ghana, Südkorea und den bei Großturnieren nicht immer überzeugenden Portugiesen ist für Uruguay sogar Platz eins drin - und das könnte im weiteren Turnierverlauf die Tür für das Halbfinale - oder mehr - weit aufstoßen

WM 2022 - Gruppe H: Der Spielplan

DatumUhrzeitTeam ATeam B
24. November14 UhrUruguaySüdkorea
24. November17 UhrPortugalGhana
28. November14 UhrSüdkoreaGhana
28. November20 UhrPortugalUruguay
02. Dezember16 UhrGhanaUruguay
02. Dezember16 UhrSüdkoreaPortugal
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Cristiano Ronaldo macht kein Tor

von Tim Ursinus

Während Cristiano Ronaldo sein Denkmal in diesen Tagen mit dem Vorschlaghammer einreißt und gegen beinahe jeden schießt, der in der jüngeren Vergangenheit etwas mit Manchester United zu tun hatte oder seinen Namen in den Mund nimmt, steht sein letztes noch nicht erfülltes Ziel nun in den Startlöchern.

Es ist Ronaldos großer Traum, die Weltmeisterschaft mit Portugal zu gewinnen - doch selbst für den unwahrscheinlichen Fall des Titelgewinns, wird der Superstar daran keinen großen Anteil haben. Es ist nur schwer vorstellbar, dass CR7 anders als bei seinen ersten vier WM-Teilnahmen überhaupt einen Treffer erzielen wird. Höchstens nach einem Elfmeter - seine wohl letzte verbliebene Fähigkeit auf höchstem Niveau.

Doch dafür müsste Ronaldo auch auf dem Platz stehen - und auch das ist zu bezweifeln. Schon Portugals Generalprobe gegen Nigeria zeigte, dass die Offensive sehr gut ohne ihn auskommt. Beim 4:0-Sieg zauberten Bruno Fernandes, Bernardo Silva und João Félix um die Wette, während der mehrfache Weltfußballer aufgrund von Magenproblemen fehlte.

Klar: Ronaldo wird mit großer Wahrscheinlichkeit zum Auftakt gegen Ghana trotzdem in der Startelf stehen. Zeigt er aber eine ähnliche Leistung wie schon beinahe in der gesamten Spielzeit für Manchester United, dann wird er seinen Stammplatz verlieren. Trainer Fernando Santos hat dafür schlichtweg zu gute, teilweise bessere Alternativen. In Rafael Leão, André Silva, Otávio oder Ricardo Horta gibt es im Angriff ordentlich Konkurrenz, die allesamt mit einer besseren Form als Ronaldo angereist sind.

Ronaldo droht also ein ähnlich unwürdiger Abgang von der größten Fußballbühne der Welt wie auch spätestens im Sommer von Manchester United. Denn mit seinen 37 Jahren wird es für eine weitere WM-Reise als Spieler ziemlich sicher nicht mehr reichen.

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Der ewige Geheimfavorit Belgien liefert endlich

von Maximilian Lotz

Belgiens goldene Generation galt bei jedem großen Turnier der jüngeren Vergangenheit als Geheimfavorit. Doch der große Traum von einem Titel platzte für die Red Devils um Offensivstar Kevin De Bruyne regelmäßig vorzeitig, spätestens im Halbfinale - wie bei der letzten WM 2018.

Aus dem ewigen Geheimfavorit wurde mittlerweile der Geh-Heim-Favorit. Und in der Tat zählt Belgien diesmal nicht unbedingt zum Kreis der Topfavoriten. Doch die Rolle des Underdogs könnte De Bruyne und Co. zugutekommen.

Die Gruppe mit Kroatien, Marokko und dem allerdings nicht zu unterschätzenden Außenseiter Kanada sollte für Roberto Martínez' Mannschaft souverän zu meistern sein. Zwar setzten die Belgier ihr letztes Testspiel vor Turnierbeginn gegen Ägypten mit 1:2 in den Sand - aber eine verpatzte Generalprobe ist ja bekanntlich ein Garant für eine gelungene Aufführung.

Dabei wird es vor allem auf die Stars um Regisseur De Bruyne und Rückhalt Thibaut Courtois ankommen. Aber auch der eine oder andere Youngster wie etwa Jérémy Doku haben das Potenzial, bei der WM durchzustarten. De Bruyne zeigte sich jedenfalls zuletzt im Trikot von Manchester City in Topform. Ein Beispiel gefällig? Ende Oktober verwandelte er gegen Leicester einen Freistoß zentimetergenau in den Winkel.

Auf solche Geniestreiche hoffen die Belgier natürlich auch in Katar. Knackpunkt für den weiteren Turnierverlauf wird sicherlich das Achtelfinale. Dort könnten die Red Devils auf die deutsche Mannschaft oder auch auf Spanien treffen. Sollten De Bruyne und Co. diese Prüfung bestehen, kann Belgiens Reise bei der WM jedoch weit gehen.

einschaltquoten
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WM-Finale verzeichnet die besten Einschaltquoten aller Zeiten

von Philipp Schmidt

"So wie das in den letzten Monaten in Deutschland war, ist das nicht in Ordnung. Wir Deutschen sind die größten Verächter dieser WM." Über diese Aussage von Uli Hoeneß, zuletzt getätigt bei einer Podiumsdiskussion in München, lässt sich sicherlich trefflich streiten, aber zumindest in einem Punkt dürfte der Bayern-Macher (ausnahmsweise einmal) recht haben. Nur in wenigen westlichen Ländern wird die Debatte um einen TV-Boykott, Entschädigungsfonds für Gastarbeiter oder Kapitänsbinden (Hugo Lloris!) derart hitzig geführt wie in Deutschland.

An dieser Stelle soll es gar nicht darum gehen, dieser Diskussion in irgendeiner Form ihre Berechtigung abzusprechen, sondern vielmehr darum, dass es letztlich so kommen dürfte wie so oft: Vor Turnierbeginn herrscht - nicht nur in Deutschland - Skepsis, inwiefern eine WM die Bevölkerung in ihren Bann ziehen wird. Schließlich gibt es im Leben eines jeden noch andere Probleme als 22 Sportler, die einem Ball hinterherrennen.

Diese angesprochenen "Probleme" sind aktuell womöglich einschneidender denn je, aber: Neben denjenigen Fußballfans, die sowieso immer einschalten, gibt es diesmal beispielsweise in Deutschland zwei weitere Gruppen: die "Gelegenheitsgucker", die alle zwei/vier Jahre zu beobachten sind, sowie jene Fans, die zwar sagen, nur dann einzuschalten, "wenn es halt passt", aber im Falle eines erfolgreichen Turnierverlaufs dann doch einknicken, wenn es um den Titel geht. Dieser Gedankengang zeigt sich auch in den Aussagen zahlreicher Funktionäre, Promis oder Fußballer, die nicht dabei sind (und auch der Politiker, die irgendwann doch noch nach Katar fliegen werden).

Während in Deutschland der trübe und trostlose November einen willkommenen Anlass bietet, statt zum Bier ausnahmsweise mal zum Glühwein zu greifen, sind die Bedenken in anderen Teilen der Welt deutlich kleiner - ob im Nahen Osten, wo sich außerhalb von Katar tatsächlich Länder mit Fußballbegeisterung finden oder insbesondere in Südamerika, wo Argentinien und Brasilien endlich mal wieder auf den großen Wurf hoffen. Deshalb ist es durchaus denkbar, dass - je nach Paarung - die TV-Quoten im Finale die bisherigen Topwerte übertreffen.

WM 2022 in Katar: Der Zeitplan

ZeitraumRunde
20. November bis 2. DezemberGruppenphase
3. bis 6. DezemberAchtelfinale
9. und 10. DezemberViertelfinale
13. und 14. DezemberHalbfinale
17. DezemberSpiel um Platz 3
18. DezemberFinale