Kommentar zum FC Bayern München: Nicht minder beeindruckend als Dortmund

Der FC Bayern München holte beim Bundesliga-Auftaktspiel gegen Borussia Mönchengladbach ein 1:1.
© getty

Der FC Bayern München präsentierte sich beim Bundesligaauftakt gegen Borussia Mönchengladbach wechselhaft und holte lediglich einen Punkt. Trotzdem war dieser Auftritt nicht minder beeindruckend als Borussia Dortmunds Gala gegen Eintracht Frankfurt. Ein Kommentar.

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Keiner wusste wirklich so genau wie das eigentlich passieren konnte, aber auf einmal war Yann Sommer der Protagonist dieses Abends. Seine Beine und Arme schnellten nur so durch die Gegend und landeten meistens genau dort, wo gerade ein Abschluss des FC Bayern hingeflogen kam. Acht Paraden wies der Keeper von Borussia Mönchengladbach letztlich auf, allein vier davon gegen Robert Lewandowski.

Wo kam diese Torchancenflut des FC Bayern beim 1:1 plötzlich her? Und die Dominanz überhaupt? Weiß man da mehr? Hatte sich der FC Bayern in der Anfangsphase nicht gerade noch hochgradig desolat angestellt? Hatten die Spieler in Rot nicht einen Ballverlust an den nächsten gereiht, sich mit Stellungsfehlern gegenseitig überboten, einfach nur müde gewirkt und jeglichen offensiven Esprit vermissen lassen?

Ja, hatten sie. Aber sie waren als Spieler in Rot auch als solche des Neunmal-in-Folge-Meisters FC Bayern ausgewiesen. Sie sind nicht nur die talentierteste Ansammlung an Fußballern des Landes, sondern vor allem auch die widerstandsfähigste. Entsprechende Beweise erbrachten sie in den vergangenen Jahren zuhauf, gegen Gladbach folgte der nächste.

Mit Blick auf die Entwicklungen beim FC Bayern seit Vorbereitungsbeginn, auf die erste Viertelstunde des Auftaktspiels sowie die darauffolgende Reaktion der Mannschaft lässt sich festhalten: Dieser Auftritt dürfte die auf ein Ende der Münchner Dauerdominanz lauernde Konkurrenz frustriert haben. Dieser Auftritt war nicht minder beeindruckend als Borussia Dortmunds 5:2-Gala gegen Eintracht Frankfurt am Samstagabend, in dessen Folge Kapitän Marco Reus Konstanz anmahnte und sich auf die Münchner bezog.

Beeindruckend war der Auftritt des FC Bayern natürlich nicht wegen der Leistung an sich und schon gar nicht wegen des Punktgewinns, sondern wegen des Umgangs mit Unwägbarkeiten.

FC Bayern: Personelle Probleme auf einigen Ebenen

Gäbe es einen Saisonvorbereitungs-Simulator als Computerspiel, könnte man die Vorbereitung 2021 des FC Bayern als Blaupause für die höchste Schwierigkeitsstufe 10/10 ("Profi") heranziehen. Komplizierter ist eigentlich nicht möglich.

Zum Vorbereitungsstart Anfang Juli stand ein neuer Trainer (der teuerste der Menschheitsgeschichte) zur Verfügung, dafür aber keine Mannschaft. Weil etliche Schlüsselspieler im verlängerten EM-Urlaub weilten, musste Julian Nagelsmann den Kader zeitweise mit bis zu zehn hauseigenen Talenten auffüllen. Viele seiner künftigen Stammspieler konnte er zunächst nicht kennenlernen, nicht mit seinen Ideen vertraut machen.

Aber auch seit der tröpfchenweisen Rückkehr der EM-Fahrer Ende Juli ist der Kader schmal, noch schmaler sogar als in der vergangenen Saison. Und schon damals echauffierte sich Trainer Hansi Flick gerne über genau diesen Umstand. Den Abgängen David Alaba, Jerome Boateng und Javi Martinez stehen die Zugänge Dayot Upamecano und Omar Richards gegenüber. Dazu kehrten die potenziellen Verkaufs-/Verleihkandidaten Michael Cuisance und Chris Richards zurück.

Weiter ausgedünnt wurde der Kader im Laufe der Vorbereitung durch ein beachtliches Verletzungspech. Gegen Gladbach fehlten Lucas Hernandez, Benjamin Pavard, Marc Roca und Corenin Tolisso, Alphonso Davies war gerade eben von einer Verletzung zurückgekehrt.

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FC Bayern: Der unausweichliche Kaltstart gegen Gladbach

Von den vier Testspielen gewann der FC Bayern keines. Mit Manuel Neuer, Niklas Süle, Joshua Kimmich und Thomas Müller absolvierten vier Spieler aus der Startelf des Gladbach-Spiels keine einzige Vorbereitungsminute. Die Möglichkeit zum Einspielen einer potenziellen Stammelf sollte eigentlich das DFB-Pokalspiel gegen den Bremer SV bieten, doch das musste wegen eines Corona-Falls beim Gegner verschoben werden.

Es folgte der unausweichliche Kaltstart gegen Gladbach. In der Anfangsphase spielte der FC Bayern so konfus wie ob der Umstände fast schon befürchtet, fand keine Mittel gegen mutige, spielfreudige und hoch pressende Gladbacher. Die logische Konsequenz war der frühe Rückstand durch Alassane Plea.

Und dann? Auf wundersame Art und Weise und ohne, dass sich ein einziger Spieler wirklich überragend präsentierte, erarbeitete sich der FC Bayern bald eine erstaunliche Dominanz und zahlreiche Torchancen. Verlässlich wie eh und je markierte Robert Lewandowski kurz vor der Pause den Ausgleich. Davor und danach vergab er auch noch Chancen auf einen siegbringenden zweiten Treffer, der letztlich durchaus verdient gewesen wäre.

Vor einem möglichen neuerlichen Rückstand kurz vor Schluss bewahrte die Mannschaft bei zwei strittigen Elfmeter-Szenen dann der altbekannte und vielzitierte Bayern-Dusel, verabreicht von Schiedsrichter Marco Fritz und dem VAR. Trotz allem also: Alles wie immer.

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