Monaco-GP
In China streikte Rosbergs Auto, in Spanien holte sich Hamilton die WM-Führung - Zeit für eine Revanche. Rosberg zeigt Hamilton am Samstag, wie es geht: Im Qualifying ist er schneller, bis er beim letzten Versuch einen Fehler macht. Er parkt seinen Silberpfeil im Notausgang, liegt aber noch in Führung. Hamilton kann die Zeit nicht unterbieten, weil Gelbe Flaggen geschwenkt werden und ist fuchsteufelswild.
Die Geschichte von den Jugendfreunden, die schon im Kart für dasselbe Team unterwegs waren und bis heute die besten Buddys sind, ist endgültig als schlechtes Disney-Märchen enttarnt. Hamilton fühlt sich betrogen. "Möglicherweise" habe Rosberg betrogen, sagte der Engländer den Journalisten und erinnerte an den Kampf zwischen seinem Vorbild Ayrton Senna und dessen Dauergegner Alain Prost: "Ich hätte wissen müssen, dass das passiert"
Ob Hamilton das Jahr 1989 meinte, als beide in Suzuka kollidierten und Prost der WM-Titel fast schon zuerkannt wurde, oder das Jahr 1990 als Senna seinen zu Ferrari gewechselten Ex-Partner von der Strecke rammte - unklar.
Wolff schlichtet
"Man kann es keinem Fahrer verübeln - wenn es um jeden Millimeter und den kleinsten Vorteil gegenüber dem Teamkollegen geht -, dass man dann vielleicht emotional reagiert", sagt Motorsportchef Toto Wolff in der Nachbetrachtung: "Man kann nicht erwarten, dass die beiden auf Kuschelkurs gehen, wenn sie wissen, dass sie das Werkzeug haben, um Weltmeister zu werden."
Was eindeutig ist: Rosberg fuhr nicht absichtlich in den Notausgang. Ein solches Handeln wäre den Sportkommissaren in Zeiten gläserner Fahrer aufgefallen. Sie untersuchten die Daten, doch eine absichtliche Handlung wie bei Michael Schumachers 2006er Parkmanöver in der Rascasse war nicht festzustellen.
"Was heute mit Rosberg passiert ist, war das Gleiche, was bei Schumacher vor ein paar Jahren war", macht Hamilton seinem Ärger trotzdem Luft. Dass man in Monaco immer mit einer Gelbphase rechnen muss und seine schnellste Runde am besten schon vor dem letzten Versuch abrufen sollte, das bedenkt er nicht.
Rosberg geht also vom ersten Startplatz ins sonntägliche Rennen im Fürstentum. Um es kurz zu machen: Er verbremst sich nochmals an derselben Stelle, kämpft mit zu hohem Benzinverbrauch, gewinnt aber auf der überholunfreundlichen Strecke den fünften Grand Prix seiner Karriere, zieht mit Weltmeister-Vater Keke gleich und fährt sich dabei in den Schlussrunden einen souveränen Vorsprung heraus, weil Hamilton abreißen lassen muss.
Das Rennen in der SPOX-Analyse
Schlechte Laune im Fürstentum
Der Brite bekundet später, er hätte etwas ins Auge bekommen - trotz des hochmodernen und geschlossenen Schutzhelms. Übermäßiger Reifenverschleiß ist wohl eher die Ursache gewesen. Die schlechte Laune ist ihm anzumerken. Auch am Sonntag fühlt er sich ungerecht behandelt, weil das Team ihn nach Adrian Sutils Crash nicht rechtzeitig vor der Safety-Car-Phase zum Stopp hereinholte.
Was nach Monaco klar ist: Bei Mercedes brennt der Baum. "Zwischen den Fahrern knistert es nicht ein bisschen, sondern heftig. Das treibt mich in den Wahnsinn, aber so ist Racing eben", sagt selbst der Daimler-Vorstandsvorsitzende, Dieter Zetsche. Niki Lauda bestellt beide Fahrer vorsorglich zur Aussprache vor dem Kanada-GP ein. Die Differenzen können beigelegt werden - vorerst.
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