"Ein Hometown-Hero wäre schön"

Andy Murrays Turnier-Sieg bei den Australian Open steht noch aus
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Die Australian Open setzen seit Ende der 1980er-Jahre traditionell das erste Highlight eines Tennis-Jahres. Wie zu jedem Grand-Slam-Turnier hat tennisnet auch vor den am kommenden Montag beginnenden "Aussie Open" einige dringende Themen in größerer Runde besprochen. Im Tennis-Panel diesmal dabei: Andrej Antic (Chefredakteur "TennisMAGAZIN"), Jörg Allmeroth (tennisnet), Marcel Meinert (SKY), Christian Schwell ("Sandplatzgötter"), Oliver Faßnacht (Eurosport/DAZN), Markus Theil (Eurosport), Florian Regelmann (SPOX) und Alexander Antonitsch (Eurosport).

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Teil 2: Die Lage bei den Herren

Novak Djokovic besiegt Andy Murray im Finale von Doha - welche Rückschlüsse darf man aus diesem Match für die Australian Open ziehen?

Alexander Antonitsch (Eurosport): Für mich geht der Titel nur über Murray oder Djoker. Wobei ich trotz Finalniederlage in Doha Murray leicht vorne hätte.

Jörg Allmeroth (tennisnet): Novak Djokovic hat in Doha wiederbelebt gewirkt. Mit neuer Lust aufs Tennis. Allerdings sieht man auch, unter welchen Druck ihn der eigene Ehrgeiz setzt. Sein Ballschlagen ins Publikum im Finale in Doha hätte bei manch anderem Spieler und in einer anderen Runde tatsächlich für eine Disqualifikation sorgen können. Er ist für mich der Favorit in Australien. Trotz der schwierigen Auslosung mit Verdasco gleich in Runde eins!

Marcel Meinert (SKY): Djokovic war ja nie wirklich weg von den Favoritenlisten, aber er scheint wieder etwas fokussierter und auch aggressiver zu sein. Der Sieg über Murray war sicherlich eine Kampfansage vom Djoker, aber auch Murray hat seinen Teil zu einem epischen Match beigetragen. Dennoch ist ein Finale "Djokovic - Murray" keinesfalls ausgemacht, dafür hat die Konkurrenz zu sehr aufgeholt.

Das Tennis-Panel zu den Australian Open, Teil 1: "Für Serena ist der Titel diesmal nicht drin"

Florian Regelmann (Spox): Ich war mir nicht ganz sicher, wie Djokovic in 2017 reinkommt, nach dem Match hab ich zugegeben etwas Angst um meinen "Andy gewinnt alle 4"-Tipp bekommen. Vor allem, wie er es im 3.Satz dann zu Ende gespielt hat, war groß. Der einfachste Rückschluss ist, dass wir uns in Melbourne potentiell auf eine epische 6-Stunden-Schlacht freuen können.

Christian Schwell (Sandplatzgötter): Ich habe gesehen, dass Nole wieder Biss hat und mit Murray auf Augenhöhe agieren kann. Und dass ein Finale zwischen genau diesen beiden Spielern zu den wahrscheinlicheren Varianten gehört.

Oliver Faßnacht (Eurosport/DAZN): Beide haben den Willen, sind fit und hochmotiviert - das gibt ein Re-Match im Finale. Auf der einen Seite: Die Rückkehr von Dušan Vemić gibt Djokovic ein besonders gutes Gefühl und neuen Halt. Auf der anderen Seite: Ivan Lendl wird Murray die Marotten von Doha austreiben und ihn perfekt einstellen.

Markus Theil (Eurosport): Es war so ausgeglichen, dass es da nicht viel zu interpretieren gibt. Djojkovic hat kleine Schwächen beim Ausservieren im zweiten Satz gezeigt, dann aber im dritten Satz bewiesen, dass er das auch gegen die Nummer Eins weg stecken kann. Generell aber ist Doha zwar ein 250er-Turnier, aber eben doch nur ein Vorbereitungsturnier, wo es bei Djokovic und Murray ums Prestige ging, aber nicht um eine groß angelegte Standortbestimmung für Melbourne.

Roger Federer schlägt beim Hopman Cup Evans und Gasquet glatt, verliert knapp gegen Zverev. Ist der Maestro schon so weit, dass er wieder ganz vorne mitspielen kann?

Oliver Faßnacht (Eurosport/DAZN): Best-of-Five könnte ihm zum Verhängnis werden. Die Ansätze sind gut, aber sein Spiel bleibt anfällig, ist nicht konstant genug.

Andrej Antic (tennisMAGAZIN): Ich glaube, Federer ist richtig gut trainiert. Das ist das, was ich von vielen Leuten gehört habe. Er hat mit viel Akribie trainiert, und ich glaube auch, wenn es gut läuft, wird er in den ersten Runden gar nicht so viel Kraft lassen. Spielerisch ist er von den Top Ten ohnehin nicht weit weg. Ich traue Federer auf jeden Fall das Viertelfinale zu.

Markus Theil (Eurosport): Federer ist immer - überall - alles zuzutrauen. Punkt. Widerspruch verboten.

Christian Schwell (Sandplatzgötter): Federer ist definitiv immer noch konkurrenzfähig, habe ich aber auch nicht anders erwartet. Ich glaube auch, dass sein Ego und Selbstvertrauen weniger erfolgreich bestrittene Matches braucht, als es z.B. bei einem Rafa Nadal der Fall ist. Er muss die ersten Runden mit möglichst wenig Kunstpausen (Satzverlusten) überstehen, gegen zwei Qualifikanten sollte das möglich sein.

Florian Regelmann (Spox): Ich will es glauben, deshalb ist die Antwort: ja. Auf mich hat er einen extrem guten Eindruck gemacht, er will nochmal, das ist klar, er will. Es ist auch nicht die Frage, dass er weit kommen kann. Natürlich kann er. Die Frage ist, was passiert, wenn er gegen Nole oder Andy spielt und es dann in die kritischen Phasen geht? Das ist einzig eine Frage des Kopfes, weil das jetzt länger nicht mehr funktioniert hat. Das ist der Moment, in dem er sich hoffentlich noch mal beweisen wird, dass er auch die beiden immer noch schlagen kann.

Alexander Antonitsch (Eurosport): Bei Roger würde es mich sehr freuen. Aber normales Turniertennis und Best-of-Five bei den Australian Open kann man nicht vergleichen. Die Auslosung passt soweit. Ich bin sehr gespannt, wie weit er wirklich ist. Ich sehe übrigens auch Rafa noch nicht soweit, um am letzten Wochenende noch dabei zu sein.

Marcel Meinert (SKY): Ich würde es mir als alter Tennis-Romantiker wünschen. Spannend bleibt, wie der Körper auf die Belastungen nach dieser langen Pause bei Grand Slam-Turnieren reagiert. Am Kopf und der nötigen Lockerheit sollte es nicht scheitern. Auch von der Auslosung wird viel abhängen. Das Viertelfinale wäre bereits ein Riesenerfolg.

Jörg Allmeroth (tennisnet): Nein. Federer wird gut spielen. Aber ich denke, dass er nicht übers Viertelfinale hinauskommen wird. Ihm drohen wegen seines aktuellen Rankings schon früh dickste Brocken.