"Für Serena ist der Titel diesmal nicht drin"

Serena Williams möchte 2017 einen Sieg mehr feiern als im letzten Jahr
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Die Australian Open setzen seit Ende der 1980er-Jahre traditionell das erste Highlight eines Tennis-Jahres. Wie zu jedem Grand-Slam-Turnier hat tennisnet auch vor den am kommenden Montag beginnenden "Aussie Open" einige dringende Themen in größerer Runde besprochen. Im Tennis-Panel diesmal dabei: Andrej Antic (Chefredakteur "TennisMAGAZIN"), Jörg Allmeroth (tennisnet), Marcel Meinert (SKY), Christian Schwell ("Sandplatzgötter"), Oliver Faßnacht (Eurosport/DAZN), Markus Theil (Eurosport), Florian Regelmann (SPOX).

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Teil 1: "Die Lage bei den Damen"

Die ersten fünf der Damen-Weltrangliste haben allesamt bei ihren Premieren 2017 früh verloren. Seht Ihr ein offenes Feld - oder habt Ihr eine klare Favoritin?

Andrej Antic (tennisMAGAZIN): Das Damen-Feld bei Grand-Slam-Turnieren ist immer offen, weil es die übermächtige Serena der letzten Jahre nicht mehr gibt. Kerber muss ja immer richtig arbeiten, sie schenkt sich nichts, da kann immer etwas passieren. Ich hatte eigentlich Madison Keys diesmal ganz vorne, aber die spielt ja leider nicht.

Oliver Faßnacht (Eurosport/DAZN): Zu Saisonbeginn findet eine Nivellierung statt. Dazu kommt, dass sich jetzt zeigen wird, wie und ob sich die jeweilige Vorbereitung bezahlt machen kann. Meine Top-Favoritin auf einen Grand Slam-Titel und die Nummer eins der Welt ist: Karolina Pliskova. Sie könnte schon in Melbourne zuschlagen.

Marcel Meinert (SKY): Offener war der Kampf um den Australian Open-Titel tatsächlich wohl selten. Für mich hat auch Pliskova von den Top-Spielerinnen bisher am Ehesten überzeugt, Spielerinnen wie Radwanska oder Kerber muss man immer auf der Rechnung haben.

Florian Regelmann (SPOX): Wenn Serena im Feld ist, ist sie für mich die klare Favoritin. Das bleibt auch dieses Mal so. Trotz aller Fragezeichen: Findet sie ihre Form, wird sie das Turnier gewinnen.

Christian Schwell (Sandplatzgötter): Für mich ist das ein offenes Feld mit einer Spielerin, deren Form bisher herausragt: Karolina Pliskova.

Jörg Allmeroth (tennisnet): Nein, es gibt keine klare Favoritin, umso mehr, da die, die es jahrelang wie automatisch war, vor der ungewissesten Saison der letzten Jahre steht - gemeint ist Serena Williams. Das Damentennis in toto ist eine Wundertüte. Unvorhersehbare Inhalte.

Angelique Kerber hat vor einem Jahr ihre Dämonen (Azarenka und Serena) in Australian besiegt. Welche Spielerinnen muss die Nummer Eins der Welt aus Eurer Sicht besonders fürchten?

Marcel Meinert (SKY): Solange sie ihren Rhythmus noch nicht gefunden hat, wahrscheinlich jede. Wenn sie "im flow" ist, dann keine mehr. Aber um den Punkt zu kommen: Kerber wird gegen jede Spielerin aus den Top 10 immer ans Limit gehen müssen, um zu gewinnen.

Markus Theil (Eurosport): Kerber muss alle und niemanden gleichzeitig fürchten. Als Titelverteidigerin anzutreten gibt ihr Kraft und Selbstvertrauen, was hoffentlich die übliche GS-Nervosität besiegen wird. Wir haben ja 2016 gesehen, dass sie auch schon zu Beginn des Turniers fast ausgeschieden wäre und sich dann gesteigert hat. Ein ähnliches Szenario könnte es auch 2017 geben.

Jörg Allmeroth (tennisnet): Genau. Kerber muss zunächst mal die Auftaktrunde fürchten, in der sie immer mal wieder in Gefahr gerät. Sollte sie die erste Woche überstehen, ist sie in der Verlosung um den Pokal. Hauptanwärterinnen auf den Titel - neben Kerber dann - sind für mich Karolina Pliskova und Agnieszka Radwanska.

Christian Schwell (Sandplatzgötter): "Fürchten" ist ein großen Wort. Wenn sie beim Aufschlag schwächelt oder nicht die richtige Balance zwischen Sicherheit und Aggressivität bei den Grundschlägen findet, kann es gegen viele schwer werden. Ansonsten hat sie auch in Form Schwierigkeiten, wenn Gegnerinnen sie über brachiale Schläge ständig in die Defensive drängen können. Kandidatinnen dafür sind (natürlich) Serena, aber auch Karolina Pliskova und Muguruza.

Florian Regelmann (SPOX): Fürchten muss Angie an sich keine Spielerin mehr. Sie hat bewiesen, dass sie jede schlagen kann und völlig zurecht die Nummer 1 ist aktuell. Aber Serena ist klar die gefährlichste Gegnerin, weil Serena zu stark ist, wenn sie ihr bestes Tennis spielt. Ansonsten ist es Angie zu wünschen, dass sie in den ersten Runden nicht gleich auf jemanden wie Katerina Siniakova trifft, dann kann es leider auch ganz schnell mal aus sein.

Oliver Faßnacht (Eurosport/DAZN):Alle Spielerinnen, die aktiv, mutig, offensiv spielen, gute Form besitzen und mit Selbstvertrauen agieren. Da fallen mir eine ganze Reihe von Namen aus den Top 50 ein.

Eine Ferndiagnose zu Serena, bitte.

Florian Regelmann (SPOX): Jeder, der gesehen hat, wie pissed Serena nach ihrer 88-Unforced-Error-Performance war, der weiß: Serena wird ready sein. Um sie mache ich mir überhaupt keine Sorgen.

Marcel Meinert (SKY): Oh! Meilenweit von den eigenen Ansprüchen und allen Erwartungen entfernt. Mit der Leistung von Auckland aus meiner Sicht wahrscheinlich sogar ohne Chance auf die zweite Woche. Natürlich ist bei ihr aber mit allem zu rechnen, auch mit einer klaren Reaktion auf die schlechte Leistung in der Vorwoche. Dennoch ist sie für mich keine der Topfavoritinnen.

Oliver Faßnacht (Eurosport/DAZN): Wer tatsächlich glaubt,dass sie in Auckland nur Opfer der angeblich schrecklichen Wetterbedingungen geworden ist , der verkennt die Realität: auch Serena selbst wird nicht einschätzen können, wo sie nach ihrer Verletzung steht. Auch mein Tipp: Der Titel ist diesmal nicht drin.

Jörg Allmeroth (tennisnet): Die Ferndiagnose fällt mir schwer. Die größte Zeit ihrer auch späten Karriere ist vorbei für Serena. Könnte sein, dass sie ihre Karriere nach 2017 beendet, speziell nach einem 23. Titel, also einem Rekord für das moderne Tennis. Diesen Grand Slam-Titel wird sie am ehesten in Wimbledon holen. Ähnlich wie für Kerber gilt: Bleibt sie über die erste Woche im Turnier, ist ihr vieles zuzutrauen.

Christian Schwell (Sandplatzgötter): Lange war es ja wirklich so, wie es Jörg gerade beschrieben hat: Wenn sich Serena erst mal durch ein GS-Turnier durchgerumpelt hatte, konnte sie gegen Ende ihre Topform abrufen. Das war zuletzt (Ausnahme: Wimbledon) längst nicht mehr immer so. Ist für mich eine Tendenz, muss aber für das einzelne GS-Turnier Australian Open 2017 nichts bedeuten. Genau wie irgendwelche Pausen gegen Jahresende oder Niederlagen in Auckland. Serenas Match-Vorbereitung auf GS-Turniere sind genau wie ihr kompletter Saisonablauf seit Jahren "speziell".

Andrej Antic (tennisMAGAZIN): Es steht und fällt alles mit der Physis. Sieben Spiele in der Hitze muss Serena erstmal durchhalten. Wenn sie es bis ins Viertelfinale schafft, glaube ich auch, dass alles passieren kann.

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